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Im Bergmann-Klinikum in Potsdam bleibt die Lage sehr angespannt. 

© Andreas Klaer

Corona-Lage in Potsdam: Kliniken bangen um die Versorgung von Nicht-Covid-Patienten

Die Notaufnahmen in Potsdams Kliniken sind stark belastet, nahe Krankenhäuser sind auch voll. Erneut gab es Ausbrüche in Seniorenheimen in der Stadt. 

Potsdam - Das kommunale Klinikum „Ernst von Bergmann“ schlägt erneut Alarm. Die Betten für Patienten werden knapp – doch jetzt geht es nicht mehr nur um die Covid-Station, sondern um die normale medizinische Versorgung. „Wir fangen an, in eine Engpass-Situation zu kommen, die uns Sorgen bereitet“, sagte Klinikum-Geschäftsführer Hans-Ulrich Schmidt am Mittwoch auf PNN-Anfrage. Auch aufgrund des Wetters mit Schnee und Glätte sowie klassischen Infektionskrankheiten zur Winterzeit sei die Zahl der Notfallpatienten erhöht. Die Notaufnahme sei daher stark belastet, so Schmidt. „Im Krisenstab ist jetzt daher auch die normalstationäre Versorgung Thema.“

Angespannt ist die Lage auch, weil das Klinikum immer mehr Covid-Patienten versorgen muss – und wegen der Schutzmaßnahmen vor Corona-Infektionen auf den Normal-Stationen. Daher können im Bergmann, das vor der Pandemie 1100 Betten hatte, aktuell maximal noch 870 Patienten behandelt werden. 

Stete Erweiterung der Covid-Betten

Die Covid-Station hat nach steten Erweiterungen, weil immer mehr Infizierte behandelt werden müssen, mittlerweile 94 Betten, 24 davon sind Covid-Intensivbetten. Das sind erstmals mehr als für „normale“ Patienten zur Verfügung stehen – dies sind 22 Intensivbetten. Schmidt rechnet damit, dass sein Haus bald weitere Covid-Betten in Betrieb nehmen muss. „Die Berechnungen des Infektionsgeschehens zeigen, dass die Inanspruchnahme höher werden wird.“ Im Versorgungscluster Covid (VCC) Westbrandenburg, zu dem 18 Krankenhäuser gehören, seien nunmehr 330 Covid-Betten verfügbar – und die Auslastung liege teils bei über 90 Prozent, obwohl auch hier stetig aufgestockt wurde. 

Für Entlastung des Klinikums könnte eine Verlegung und Verteilung von Patienten in andere Krankenhäuser im Land sorgen. Das ist aber außerhalb des VCC-Verbunds Westbrandenburg aufwendig, weil Einzelabsprachen nötig sind. Auch Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) mahnte daher: „Wir sind sicherlich an der Grenze angekommen, wo auch ein großes Krankenhaus wie hier nicht mehr beliebig Betten für Covid zur Verfügung stellen kann, ohne die Normalversorgung einzuschränken.“ Gebraucht werde eine „landesweite Regelung, die es möglich macht, dort, wo Personal und Betten verfügbar sind, diese auch zu nutzen“, sagte Schubert auf PNN-Anfrage. Bereits vor einigen Wochen hatte Schubert an das Land appelliert, eine so genannte Großschadenslage auszurufen, wie es Potsdam getan hat. Das ist die Stufe vor dem Katastrophenfall und würde Krankenhäuser verpflichten, wenn nötig Patienten aufzunehmen.

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Von einer angespannten Lage berichtete auch ein Sprecher des kleineren St.- Josefs-Krankenhauses mit 38 Covid-Betten, davon sechs für schwere Fälle. So seien auch andere Krankenhäuser in der Nähe nicht mehr in der Lage, dem St. Josefs Normal-Patienten abzunehmen. „Was wir im Covid-Bereich in den einzelnen Häusern aufbauen, geht zu Lasten der Non-Covid-Betten.“ Der entscheidende Faktor sei das Personal, und das sei begrenzt und immer nur an einer Stelle einsetzbar, so der Sprecher. 

Weitere Infektionen in Pflegeheimen

Und eine Entspannung ist nicht in Sicht. Der Krisenstab im Rathaus berichtete am Mittwoch in Bezug auf Corona-Neuinfektionen in Potsdamer Senioreneinrichtungen von einer „unverändert dynamischen Entwicklung". Es gebe „zahlreiche Einrichtungen“, in denen mindestens ein Bewohner oder Mitarbeiter einen positiven Befund hätten. Bei mindestens einem Bewohner eines Heims sei nun bekannt, „dass er nach dem Weihnachtsurlaub außerhalb der Einrichtung erkrankt ist“. Ein Schnelltest habe nun auch bei anderen Mitbewohnern einen positiven Corona-Befund ergeben, hieß es. Auch in einem weiteren Heim seien mehrere Infektionen per Schnelltest ermittelt worden.

Eines der bislang 124 Opfer der Pandemie in Potsdam würdigte am Mittwoch die Senioren-Union der Potsdamer CDU. Der 103 Jahre alte Kaufmann Rudolf Gehrick sei an Corona gestorben, teilte Verbandschef Bruno Schwaibold mit. Dem Verstorbenen sei es ein Anliegen gewesen, „allen Potsdamern auf den Weg zu geben, dass er gerne noch die Corona-Impfung bekommen hätte, wenn sie rechtzeitig da gewesen wäre“. 

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