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Das St. Josefs-Krankenhaus in Potsdam.

© Ottmar Winter

Corona-Krise in Potsdams Kliniken: Josefs-Krankenhaus leidet unter Notfallaufkommen

Wegen der Coronakrise herrscht akuter Bettenmangel in Potsdams Krankenhäusern - sie sehen sich am Rande ihrer Kapazitäten:

Potsdam - Die Krankenhäuser der Landeshauptstadt leiden weiter unter den Auswirkungen der Corona-Krise: Vor allem das St. Josefs-Krankenhaus hat mit der reduzierten Bettenzahl zu kämpfen und muss regelmäßig Patienten an andere Kliniken überweisen. „Von Verlegungen sind pro Tag circa 20 bis 25 Patienten betroffen“, sagt Krankenhaus-Sprecher Benjamin Stengl. Etwa 95 Prozent davon werden ins Umland außerhalb Potsdams überwiesen, etwa nach Neuruppin, Rathenow, Nauen, Brandenburg an der Havel oder Berlin, wo die Kapazitäten aber ebenfalls knapp sind.

Vor der Pandemie hatte das St. Josefs 244 Betten, derzeit sind es aufgrund der erhöhten Hygiene-Standards nur noch 120 bis 135 Betten. Allerdings fahren die Krankenhäuser allmählich ihren Betrieb wieder hoch und so will auch das St. Josefs ab Donnerstag wieder rund 170 Betten anbieten, sagt Stengl. Momentan könne jedoch keine Rede davon sein, dass sich bald wieder Normalbetrieb einstellt: „Die stadtweite Bettenreduktion führt dazu, dass wir regelmäßig an unsere physischen Grenzen kommen.“ Stengl weiter: „Die Notfallversorgung beansprucht nahezu hundert Prozent unserer Kapazitäten.“

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Klinikum Ernst von Bergmann.
Klinikum Ernst von Bergmann.

© Sebastian Gabsch

Situation im Bergmann-Klinikum ist am Limit

Das hohe Notfallaufkommen sei derzeit das größte Problem für das Krankenhaus. Denn alle Notfälle würden – unabhängig von der Erkrankungsschwere und der Anzahl freier Betten – zwar diagnostiziert und akut versorgt, müssen dann jedoch häufig für die weitere Behandlung in ein anderes Krankenhaus verlegt werden. „Da aufgrund eines Landesvertrages Verlegungen als einheitliche Fälle abgerechnet werden, erhält die aufnehmende Klinik die Fallpauschale. Die erstversorgende Klinik erhält damit kein Geld“, so Stengl. Trotz dieser wirtschaftlichen Einbußen sehe es das St. Josefs als Pflicht an, die Erstversorgung nach besten medizinischen Standards zu gewährleisten, sagt Stengl.

Im kommunalen Bergmann-Klinikum (EvB) sieht die Situation etwas anders aus: Obwohl auch hier die ursprüngliche Zahl von rund 1000 Betten auf 500 reduziert wurde, habe es bislang kaum Verlegungen wegen Bettenmangels gegeben, sagt Klinikums-Sprecherin Theresa Decker: Ein Grund sei, dass derzeit wesentlich weniger geplante Operationen durchgeführt würden als vor Corona. Dadurch werden insgesamt weniger Betten benötigt. Da das EvB insgesamt mehr Betten zur Verfügung habe als das St. Josefs, komme es hier nicht so oft zu Verlegungen, so Decker. Allerdings arbeitet auch das EvB mit seinen 500 Betten derzeit am Limit und könne daher kaum Überweisungen – etwa vom St. Josefs – annehmen. Ferner sei zeitweise selbst die Notaufnahme vom Netz abgemeldet, so die Sprecherin – zum Beispiel wenn diese ausgelastet ist und auch keine Betten zur Aufnahme von stationären Patienten zur Verfügung stehen.

„Hier bedarf es übergreifender Lösungen"

Für das St. Josefs-Krankenhaus, das zum Klinikverbund christlicher Kliniken gehört, ist klar, dass das Problem der Notfallversorgung nicht alleine gelöst werden kann: „Hier bedarf es übergreifender Lösungen, auch über die Stadtgrenzen hinaus“, sagt Sprecher Stengl. Zwar würden demnächst weitere Kapazitäten im Evangelischen Zentrum für Altersmedizin und in der Oberlinklinik frei, doch eine nennenswerte Entlastung sei davon kaum zu erwarten: „Es ist eher davon auszugehen, dass diese Betten innerhalb kürzester Zeit durch die Notfallversorgung belegt sind.“

Ein weiteres Problem sei, dass ab Ende der Woche das „Versorgungscluster Corona West-Brandenburg“ (VCC) nicht mehr zur Verfügung stehe, eine zentrale Koordinierungsstelle, die die Potsdamer Kliniken seit der Corona-Krise beim Verlegungsmanagement unterstützt. Deshalb hat das St. Josefs ein eigenes Team zum Betten-Management aufgestellt: „Das ist jedoch ein völlig unzureichender Zustand, der auf Dauer nicht zu halten ist“, sagt Stengl. Gefragt sei nun auch das Landesgesundheitsministerium.

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