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Rund 100 Blutproben von Klinikmitarbeitern werden derzeit täglich auf Antikörper untersucht. 

© Ottmar Winter PNN

Corona in Potsdam: Bergmann-Klinik testet Mitarbeiter auf Corona-Immunität

Das kommunale Potsdamer Krankenhaus testet nun nicht mehr nur auf das Coronavirus, sondern auch auf Antikörper. Wer immun ist, könnte bei einer zweiten Welle auf der Covid-Station eingesetzt werden. 

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Nach dem folgenreichen Corona-Ausbruch im städtischen Bergmann-Klinikum vor rund zwei Monaten setzt das Krankenhaus nun auf weitere umfangreiche Tests. Seit vergangener Woche werden die Mitarbeiter nicht nur regelmäßig nur auf eine Corona-Infektion, sondern auch per Blutentnahme auf Antikörper getestet. So könne herausgefunden werden, wer bereits gegen das Sars-Cov-2-Virus immun ist, erklärte der Ärztliche Leiter der Diagnostik, Manfred Schulte, am Montag vor Journalisten. Die Klinik hatte zu einem Rundgang durch das hauseigene Labor eingeladen. 

Wie lange eine Immunität vorhält und wie sicher es ist, dass man sich tatsächlich nicht erneut mit Sars-Cov-2 infizieren kann, sei noch nicht abschließend erforscht, betonte Schulte: „In der Literatur herrscht darüber noch Uneinigkeit.“ Die meisten Experten gingen momentan davon aus, dass man drei bis sechs Monate lang immun sei, sagte der Ärztliche Geschäftsführer des Labors, Evangelos Tsekos. Um bezüglich der Immunität der eigenen Mitarbeiter möglichst sicher zu sein, seien mehrere Tests geplant. Die nächsten sollen in etwas sechs Wochen stattfinden. Derzeit würden etwa 100 Proben täglich untersucht, es soll aber bald 400 werden, kündigte Tsekos an.

Die Maschinen für die Antikörpertests waren in dem Kliniklabor von Manfred Schulte schon vorhanden.
Die Maschinen für die Antikörpertests waren in dem Kliniklabor von Manfred Schulte schon vorhanden.

© Ottmar Winter PNN

Für die Corona-Tests mussten die Maschinen erst beschafft werden

Die entsprechenden Maschinen waren in dem klinikeigenen Zentrallabor, das im Hauptgebäude an der Charlottenstraße untergebracht und als eigene GmbH innerhalb des Klinikkonzerns organisiert ist, bereits vorhanden. Ganz anders als die Geräte für die Corona-Tests. Diese mussten nach und nach beschafft werden, erst am gestrigen Montag kam eine weitere Maschine an. Zu Beginn der Krise mussten noch alle Abstrichröhrchen nach Berlin geschickt werden, um dort untersucht zu werden. 

Doch spätestens ab Ende März, als die regelmäßige Testung aller Mitarbeiter angeordnet wurde, wurden eigene Geräte zur Durchführung der sogenannten PCR-Methode notwendig. „Am Anfang war das sehr schwierig, der Markt war leergefegt“, sagte Laborchef Schulte.

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Der Corona-Schnelltester, den die Laborchefs Manfred Schulte (l.) und Evangelos Tsekos hier zeigen, ist für Geburtshilfe und Notaufnahme reserviert.
Der Corona-Schnelltester, den die Laborchefs Manfred Schulte (l.) und Evangelos Tsekos hier zeigen, ist für Geburtshilfe und Notaufnahme reserviert.

© Ottmar Winter PNN

Die Tests dauern zwischen 60 Minuten und sechs Stunden

Nach und nach wurden die Maschinen angeschafft – von der manuell betriebenen, die erst nach sechs Stunden ein Ergebnis liefert, bis zum vollautomatischen Schnelltester, der schon nach 60 Minuten fertig ist. Letzterer ist natürlich begehrt, kann aber derzeit nur zwei Proben gleichzeitig untersuchen. Diese Kapazitäten sind für Patienten, die zur Chemotherapie kommen und der Rettungsstelle vorbehalten – schließlich werden weiterhin alle Patienten, die eingeliefert werden, auf das Coronavirus getestet. 

Und auch die Geburtshilfe darf Abstriche im Schnelltester beproben lassen. Seit 11. Mai dürfen Frauen, die im „Ernst von Bergmann“ entbinden, wie berichtet wieder von einem Partner bei der Geburt begleitet werden – aber nur, wenn dieser bei Ankunft in der Klinik negativ getestet wurde. Damit er oder sie im entscheidenden Moment dabei sein kann, muss das Testergebnis natürlich möglichst schnell vorliegen.

Ein Großteil der Coronatests muss manuell durchgeführt werden - hier zu sehen ist eine Mitarbeiterin beim Pipettieren. 
Ein Großteil der Coronatests muss manuell durchgeführt werden - hier zu sehen ist eine Mitarbeiterin beim Pipettieren. 

© Ottmar Winter PNN

Bald können 2000 Corona-Tests täglich durchgeführt werden

Insgesamt können im Kliniklabor derzeit etwa 1500 bis 1600 Corona-Tests täglich ausgewertet werden, so Schulte. Die meisten, nämlich rund 1200, werden manuell durchgeführt – eine Tätigkeit für Experten, die geübt sein will. Da die PCR-Methode, bei der das Erbgut des Virus direkt nachgewiesen wird, vor der Corona-Pandemie in dem Potsdamer Labor nicht angewandt wurde, mussten viele Mitarbeiter erst angelernt werden. 

Eine große Hilfe seien Mitarbeiter und Studierende der Universität Potsdam gewesen, die PCR-Erfahrung hatten und schnell und unkompliziert bereit waren, auszuhelfen, so Schulte. Mittlerweile werde im Dreischichtsystem getestet – angesichts der vielen Mitarbeiter, die alle zwei beziehungsweise vier Tage getestet werden müssen. „Wenn wir Ende Juni wieder komplett als Klinik ans Netz gehen, brauchen wir sogar noch mehr Kapazitäten“, so Tsekos. Ziel sei es, bis dahin 2000 Tests täglich durchführen zu können. Momentan ist der Laborchef Schulte zufrieden mit den Ergebnissen der Corona-Tests. „Am Wochenende haben wir etwa 2000 Proben untersucht und hatten keine Neuinfektion.“ Nur eine Handvoll Tests waren überhaupt positiv. Und das waren allesamt bereits bekannte Fälle. 

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