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Landeshauptstadt: Chronos Kids in Sanssouci

Team um den Bildhauer Eckhart Böhm startete ein Schulprojekt zur Denkmalpflege

Bei der „Baukunst“ und der „Weltweisheit“ waren 24 „Chronos Kids“, Siebt- und Achtklässler der Evangelischen Gemeinschaftsschule Berlin Zentrum, zu Gast. In der Skulpturenwerkstatt von Sanssouci erläuterte ihnen deren stellvertretender Leiter Roland Will, wie die beiden überlebensgroßen Marmorstatuen von der Bildergalerie durch die Bildhauer gerettet, restauriert und konserviert werden. Anschließend suchten die Schüler das Atelier von Andreas Klein auf. Der Bildhauer kopiert für das Figurenrondell um die Große Fontäne zurzeit Francois Gaspard Adams berühmte Skulpturengruppe „Das Feuer“. Abschluss des Tages bildete ein Besuch des Studiengangs Restaurierung an der Fachhochschule Potsdam, wo die Gruppe von Gottfried Hauff und Peter Kozub informiert wurde.

Die 13- bis14-Jährigen kamen nicht als Touristen nach Potsdam und Sanssouci. Sie nehmen seit vergangener Woche an einem sechswöchigen Schulprojekt „Chronos Kids - Schüler entdecken Denkmale“ teil. Geleitet wird es von dem Potsdamer Bildhauer und Diplomrestaurator Eckhart Böhm (33), der gegenwärtig an der Europauniversität Viadrina einen postgradualen Studiengang „Schutz europäischer Kulturgüter“ absolviert. Für das Projekt holte er seine Kommilitonen Beate Begander, Ronny Langlotz und Verena Weber und mit Rainer Schmidt und Anke Tippelt zwei Studienräte der beteiligten Schule ins Boot.

In kleineren Gruppen lernen die Schüler jeweils ein Denkmal der Region kennen, zeichnen und fotografieren es. Durch Betrachtung und Recherche finden sie die Geschichte heraus, die es erzählt, und informieren sich bei Experten über die Probleme seiner Erhaltung. Bei einem Besuch im Landesdenkmalamt Berlin werden sie mit den Aufgaben der Denkmalpflege vertraut gemacht. In der Axel- Springer-Akademie vermittelt ihnen ein Medientraining, wie sie ihr Engagement in die Öffentlichkeit bringen können. Bis Herbst wollen die „Chronos Kids“ dafür ein Video-Podcast produzieren. Mit ihrem Internetauftritt würden die Schüler so selbst zu „Botschaftern des Kulturgutschutzes“, sagt Verna Weber.

Ein Vorteil des Projekts bestehe darin, dass es von Geschichte über Kunsterziehung, Physik/Chemie - so bei der Schadenerfassung - und Gemeinschaftskunde bis zum Werken eine ganze Reihe von Schulfächern berührt. Als Fernziel sehen die ‚Studenten’ das Pilotprojekt auf andere Schulen in Berlin und Brandenburg zu übertragen. Die Ausprägung eines modernen Denkmalbewusstseins sollte in die schulische Ausbildung eingeordnet und so zum Bildungsstandard werden, sagt Ronny Langlotz.

In ihrem Studiengang Kulturgutschutz werden Böhm und seinen Kommilitonen theoretische Kenntnisse in Bereichen wie Projektmanagement, Fundraising (Mitteleinwerbung), Öffentlichkeitsarbeit und Networking (Aufbau eines Netzwerks) vermittelt. In dem Schulprojekt könnten sie dieses Instrumentarium nun „praktisch einüben“. Dies tun die Studenten durchaus erfolgreich. Als Schirmherren haben sie den Gründungsdirektor des Unesco-Welterbezentrums Paris, Bernd von Droste zu Hülshoff gewonnen; Unterstützung hat ebenso der ehemalige ZDF- Intendant Dieter Stolte zugesagt. Sponsor ist der Energiekonzern Vattenfall. „Nicht zuletzt möchten wir uns aber bei den Eltern bedanken, deren Engagement ein solches Projekt erst möglich macht“, erklärt Eckhart Böhm. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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