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Nicht offen genug? Das Tor zum Landtagshof steht offen – doch für das Eröffnungswochenende ist das Interesse größer als die geplanten Kapazitäten.

©  Andreas Klaer

Chaos um Landtags-Tickets: Das Volk will rein

Die Ticketvergabe für das Eröffnungswochenende im Landtag sorgt für heftige Kritik. Nun wird geprüft, ob doch mehr Leute kommen dürfen.

Von Katharina Wiechers

Innenstadt - Die Vergabe von Eintrittskarten für das Eröffnungswochenende im neuen Landtag hat einen Sturm der Entrüstung in Potsdam ausgelöst. Nicht nur zahlreiche Bürger, auch Politiker und der Verein Mitteschön kritisierten die begrenzte Anzahl von Eintrittskarten.

Auslöser für die Debatte war ein regelrechter Sturm auf den PNN-Shop am Dienstagmorgen, wo ein erstes Kartenkontingent von 850 Karten für das Eröffnungswochenende im Januar vergeben werden sollte. Schon eine Stunde vor Öffnung des Shops im Karstadt-Gebäude hatten sich lange Schlangen gebildet, innerhalb von 30 Minuten waren die Tickets weg. Zahlreiche Interessenten gingen leer aus.

Prompt hagelte es tags darauf Kritik. Das Bündnis Potsdamer Mitte äußerte sich in einem offenen Brief an die Landtagsabgeordneten. „Spätestens nach dem Ansturm auf die Rufnummer beim Landtagsbüro und den PNN-Shop für die kostenlosen Eintrittskarten müsste auch dem Letzten klar geworden sein, dass man mit Eintrittskarten ein Volksfest nicht organisieren kann“, hieß es in dem Schreiben. Das Bündnis verwies auf den „Tag der offenen Tür der Bundesregierung“, bei dem jedes Jahr die Ministerien in Berlin ihre Türen öffnen – ohne Tickets. „Keiner soll uns daran hindern, unser Stadtschloss und unser Parlament an diesem Wochenende zu betreten. Warteschlangen nehmen wir in Kauf.“

Aus Sicht der CDU-Landtagsabgeordneten Saskia Ludwig haben die Verantwortlichen den Andrang unterschätzt. „Die Wiederherrichtung des Potsdamer Stadtschlosses wurde gerade von den Potsdamern mit viel Geduld und Interesse begleitet. Dass sie nun das Resultat gern auch von innen begutachten wollen, ist anzunehmen“, sagte sie. Ludwig erinnerte an die Grundsteinlegung im März 2011. Schon damals seien nur „geladene Gäste“ zugelassen worden, sagte die CDU-Politikerin. Tatsächlich hatte dies zu erheblichen Protesten geführt. Ludwig forderte Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) auf, so schnell wie möglich „einen wirklichen Tag der offenen Tür zu organisieren, wo alle interessierten Brandenburger kommen können“.

Die parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Landtagsfraktion, Marie Luise von Halem, forderte bei Bedarf einen weiteren Tag der offenen Tür. „Der Landtag soll ein offenes und einladendes Haus sein; wir wollen niemanden vor der Tür stehen lassen“, sagte sie. Auch die Potsdamer Linke kritisierte das Verfahren. „Der Landtag soll ein Haus der Demokratie, ein Haus für die Bevölkerung sein – doch jetzt kann eine große Zahl an Bürgern nicht an der Eröffnung teilnehmen“, sagte Kreischef Sascha Krämer. Er verwies auch auf Interessierte aus den anderen Regionen Brandenburgs, wie etwa der Uckermark. Diese könnten quasi nur über die Abgeordneten ein Ticket bekommen, doch die Nachfrage übersteige die Kartenkontingente bei Weitem. Krämer plädierte dafür, die Türen am Eröffnungswochenende für alle zu öffnen. „Ich glaube, die Menschen sind verantwortungsbewusst genug und werden nicht randalieren“, sagte er.

Die Landtagsverwaltung teilte hingegen mit, zu einer Ticketvergabe gezwungen zu sein, da wegen Sicherheits- und Brandschutzvorschriften nur eine bestimmte Anzahl Menschen gleichzeitig in das Gebäude gelassen werden dürften. Allerdings würden derzeit intensive Gespräche mit den Genehmigungsbehörden geführt, um „die Kapazität des Gebäudes durch geeignete Maßnahmen weiter zu erhöhen“. Ende der Woche liege ein neues Brandschutzgutachten vor, hieß es. Derzeit ist die Vergabe von 10 250 Tickets geplant – 6400 über die Fraktionen und Abgeordneten, der Rest über verschiedene Medien.

Die Landtagsverwaltung verwies zudem darauf, dass Interessierte auch nach dem Eröffnungswochenende jederzeit den Innenhof, das Knobelsdorff-Treppenhaus, die Cafeteria im Foyer oder das Landtagsrestaurant und die Dachterrasse aufsuchen könnten. Zudem gebe es zahlreiche Führungen durch den personell erheblich verstärkten Besucherdienst der Landtagsverwaltung und die Möglichkeit, als Zuschauer an den öffentlichen Gremiensitzungen teilzunehmen.

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