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Bürgerversammlung zur Tropenhalle: Viele Ideen für eine attraktivere Biosphäre

Großer Zuspruch für den Erhalt der Biosphäre. Bei der Infoveranstaltung wurden auch einige Ideen vorgebracht, um die Attraktivität des Standortes zu erhöhen. Zudem wurde ein neuer Mitbewohner für die Biosphäre ins Gespräch gebracht.

Potsdam - Für seine Aussage „Gut, dass die Biosphäre erhalten bleibt!“ bekam Norbert Keilig spontanen Beifall. Keilig gehörte zu den geschätzt mehr als 100 Besuchern einer Bürger-Informationsveranstaltung der Stadtverwaltung zur Zukunft der Tropenhalle. Darüber, dass der moderne Bau am Volkspark im Bornstedter Feld erhalten bleiben und nicht abgerissen werden soll, gab es unter den Gästen und Gastgebern am Mittwochabend in der gut besuchten Orangerie der Biosphäre weitgehend Einigkeit. Und während einige Stadtverordnete eher Bedenken haben, 17 Millionen Euro in die Sanierung und Umgestaltung der Biosphäre zu investieren, zeigten sich vor allem die Anwohner aus dem Bornstedter Feld zufrieden mit den Plänen.
Auch Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) gab sich optimistisch. „Jeder, der sagt, so nicht“, sagte er auf PNN-Nachfrage, „hat der eine andere Alternative zu bieten?“ Inzwischen sei man sich doch einig, dass die Halle nicht abgerissen werden soll. „Was wir heute vorgestellt haben, ist das erste vernünftige Fundament für eine weitere Entwicklung“, so Rubelt. Auf die Frage von Besucher Lothar Straßburg, wann es denn losgehen soll mit den Umbauarbeiten und welche Etappen der Zeitplan vorsieht, musste Rubelt allerdings darauf verweisen, dass ein Beschluss in der Stadtverordnetenversammlung noch ausstehe. Er versprach aber, dass es den möglichst bis zum Jahresende geben solle, um 2020 mit der Sanierung beginnen zu können.

Verhandlung mit dem Extavium

Schon jetzt wird die neue Nutzung vorbereitet. So könnte sogar das Mitmach-Museum Extavium, derzeit Am Kanal untergebracht, in die Biosphäre umziehen. Man verhandle bereits über den Umzug, sagte Paul Oppermann, Geschäftsführer der Profund Consult GmbH Hamburg, am Mittwochabend. Das Unternehmen war am Biosphären-Workshop beteiligt und hat sich mit der Finanzierung des Vorhabens befasst.

Laut den Plänen für die Biosphäre 2.0 soll sie sich künftig in inszenierten Erlebniswelten intensiv mit dem Klimawandel und dem Einfluss des Menschen auf seine Umwelt beschäftigen. Die große Tropenhalle mit ihrem Baumbestand soll dabei erhalten bleiben. Damit soll die Halle auch wirtschaftlicher im Betrieb werden: Sogar der Bund der Steuerzahler hatte Potsdam dafür gerügt, dass jährlich bis zu 1,5 Millionen Euro für den Betrieb der Biosphäre zugezahlt werden müssen.

Von einem Abriss der Halle aus Sparsamkeitsgründen war auch am Mittwochabend keine Rede, die Teilnehmer an der Diskussionsrunde hatten höchstens Wünsche, was man anders und besser machen könnte. Stadtteilkoordinator Christian Kube merkte zum Beispiel an, dass es zu wenige Treffpunkte für die Bürger im Wohngebiet gebe und dass die Biosphäre auch dafür Räume vorhalten sollte. Gefordert wurden zudem von anderen stärkere Identifikationsmöglichkeiten der Anwohner mit der Biosphäre, eventuell auch Chancen, sich tatkräftig einzubringen – zum Beispiel über ehrenamtliche Mitarbeit. „Oder müssen wir uns damit begnügen, nur zahlende Besucher zu sein“, wurde gefragt.

Ein Angebot gehobener Gastronomie wurde ebenfalls gewünscht und eine stärkere Verbindung der Halle mit den Außenbereichen. Das soll künftig vor allem über das geplante Kleingartenareal und eine nach außen hin frei zugängliche Gastronomie geschehen, erklärte Kieran Stanley, Geschäftsführer der Berliner Dan Perlman Erlebnisarchitektur GmbH, die die Neugestaltung der Halle geplant hat. Als Anwohnertreff sei die Biosphäre nicht geeignet, vielleicht könne da das geplante neue Hotel einspringen, meinte Stanley. Ein anderer Teilnehmer wünschte sich mehr lokale Bezüge in den Erlebniswelten. Wenig Gegenliebe fand dagegen ein Vorstoß, in der Biosphäre ein Erlebnisbad einzurichten. Das sei zwar im Prinzip möglich, meinte Stanley, würde aber viel zu teuer – auch mit Blick auf die Betriebskosten, die in der Halle ohnehin hoch sind.

Die Ausführungen von Oppermann von der Profund Consult GmbH wurden eher zur Kenntnis genommen, denn diskutiert. Oppermann meint, dass es auch für den Umbau der Biosphäre Fördergeld geben kann. Synergieeffekte könnten durch die Einbeziehung von anderen Einrichtungen in das Biosphären-Angebot erreicht werden – wie eben dem Extavium. Eine leichte Erhöhung der Eintrittspreise hält Oppermann für möglich, man müsse aber auch immer die Verträglichkeit der Preise und die der Konkurrenz im Auge haben, sagte er. Laut Konzept soll die Tageskarte für Erwachsene künftig 16 Euro kosten, jetzt sind es 11,50 Euro.

Ohne städtische Zuschüsse geht nichts

Beim Betrieb der neuen Biosphäre ließen sich sicher Mittel durch eine bessere energetische Ausgestaltung der Halle sparen, hieß es weiter – es müssten aber für einen attraktiven Betrieb auch weitere Mitarbeiter eingestellt werden. Insgesamt rechnet auch der Baubeigeordnete Rubelt nicht damit, dass die Biosphäre völlig ohne städtische Zuschüsse betrieben werden kann. Die bekämen aber auch andere Einrichtungen wie Museen oder Theater. „Wenn die Gelder jedoch unter einer Million Euro liegen, können wir damit zufrieden sein“, so Rubelt. Mit dem neuen Konzept könnte sich der jährliche Zuschussbedarf im besten Fall auf 456.000 Euro reduzieren, heißt es in dem Konzept.

Oppermann hält eine erwartete jährliche Besucherzahl von 231.000 für realistisch – jetzt sind es etwa 150.000. Wichtig sei es jedoch, dass immer wieder neue Anreize geschaffen würden, die Biosphäre zu besuchen. Stanley sprach von einer Erneuerung des Programms im Zweijahresrhythmus. Diese ständige Erneuerung hatten auch Besucher des Abends gefordert.

Hella Dittfeld

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