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Bürgerumfrage in Potsdam: Staus, Baustellen und zu wenig Parkplätze nerven Potsdamer

Das größte Problem für viele Potsdamer ist das Thema Verkehr. Das zeigt eine aktuelle Bürgerumfrage. Oberbürgermeister Jann Jakobs betont aber, dass Potsdam keine "autogerechte Stadt" ist. Und erteilt der sogenannten Havelspange eine Absage.

Von Peer Straube

Potsdam - Verkehr, Wohnungsnot und mangelnde Sauberkeit in der Stadt – das sind nach Ansicht der Potsdamer die drei größten Probleme in der Landeshauptstadt. In der Öffentlichkeit kontrovers diskutierte Themen wie der Abriss des Mercure-Hotels oder der Wiederaufbau der Garnisonkirche werden von den Potsdamern hingegen als eher unbedeutend angesehen.

Das geht aus der aktuellen Bürgerumfrage hervor, die die Stadtverwaltung im vergangenen Sommer durchgeführt hat. Rund 5200 zufällig ausgewählte Potsdamer wurden dafür angeschrieben, 2135 – das entspricht einer Quote von 42 Prozent – schickten die Fragebögen ausgefüllt wieder zurück. Das Ergebnis ist demnach repräsentativ.

Verkehr ist das größte Problem - mit Abstand

Das Thema Verkehr landete mit deutlichem Vorsprung auf Platz eins. 41,5 Prozent der Befragten halten Staus, Baustellen und fehlende Parkplätze für Potsdams derzeit größtes Problem. Wohnungsmangel und zu hohe Mieten sind für 16,7 Prozent der Potsdamer das drängendste Problem, mangelnde Sauberkeit auf Straßen und Plätzen sorgen bei 5,3 Prozent für den ärgsten Verdruss.

„Dass wir massive Verkehrsprobleme haben, ist für jeden spürbar“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse. Der Rathauschef ließ allerdings keinen Zweifel daran, in welcher Richtung die Lösung nicht liegt: Potsdam sei „keine autogerechte Stadt und das ist auch nicht anzustreben“, sagte er. Dem Bau der sogenannten Havelspange, einer Verbindung der Bundesstraßen 1 und 2 entlang des Bahndamms über den Templiner See, erteilte Jakobs erneut eine Absage. „Das ist nicht zukunftsträchtig“, so Jakobs. Wie berichtet hatten mehrere Kommunalpolitiker der Fraktionen von Potsdamer Demokraten, Bürgerbündnis, CDU/ANW und Linken eine Bürgerinitiative gegründet, um das politisch längst beerdigte Projekt erneut auf die Agenda zu setzen.

Potsdamer sind mit Nahverkehr zufrieden

Potsdam müsse konsequent den Nahverkehr stärken, so Jakobs. Beim Land werde er sich für dichtere Taktzeiten der Regionalzüge einsetzen. Auch über sogenannte Regio-Stadtbahnen müsse man weiter nachdenken, so Jakobs. Bei diesem Modell, das Städte wie Chemnitz und Karlsruhe bereits anwenden, fahren Straßenbahnen auf Bahnschienen.

Bereits jetzt erhält der öffentliche Nahverkehr von den Potsdamern gute Noten. Mit dem Liniennetz und den Taktzeiten der Straßenbahnen und Busse sind die meisten Befragten zufrieden. Am negativen Ende der Skala landeten in der Bewertung des Verkehrs die zu geringe Zahl der Parkplätze in der Innenstadt und die nach Ansicht der Befragten zu hohen Parkgebühren. Dieses Dilemma wird die Stadt indes kaum auflösen können. Einzig der Bau neuer Parkhäuser könne Abhilfe schaffen, sagte Jakobs: „Aber die kosten Geld.“ Der Zustand der Geh- und Radwege sowie der Fahrbahnen wurde als durchschnittlich bis schlecht eingeschätzt.

Die meisten Einwohner leben gerne in Potsdam

In der Beliebtheit erreicht Potsdam bei seinen Bürgern herausragende Werte. Fast 90 Prozent der Befragten gaben an, dass sie gern oder sehr gern in der Landeshauptstadt leben. Die Verbundenheit mit dem jeweiligen Stadt- oder Ortsteil ist dabei fast überall groß. Am höchsten ist die Zufriedenheit der Anwohner von Babelsberg Nord. 76,8 Prozent der Befragten fühlen sich stark oder sehr stark mit ihrem Kiez verbunden, auch in der Berliner und der Brandenburger Vorstadt sowie in Bornim, Nedlitz und Grube sind die Werte ähnlich hoch. Am wenigsten machen sich die Bewohner des Stadtteils Schlaatz aus ihrem Wohngebiet: Nur 24,2 Prozent haben Heimatgefühle, wenn sie an ihren Kiez denken. Auch Drewitz erhielt – trotz des Umbaus zur Gartenstadt – sehr schlechte Noten.

Danach befragt, wofür die Stadt heute steht und künftig stehen soll, gaben fast alle Befragten (99,1 Prozent) an, Potsdam sei vor allem eine Stadt der Schlösser und Gärten. Auch künftig wird diesem Image eine hohe Bedeutung beigemessen. Den größten Handlungsbedarf gibt es laut den Ergebnissen bei der sozialen Gerechtigkeit in der Landeshauptstadt. Während derzeit rund 60 Prozent der Umfrageteilnehmer meinen, Potsdam sei eher sozial ungerecht, glauben 93,5 Prozent, dass die soziale Gerechtigkeit in der Landeshauptstadt der Zukunft eine große Rolle spielen müsse.

Mit ihrer wirtschaftlichen Situation ist rund die Hälfte der befragten Potsdamer zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Etwa 80 Prozent der Umfrageteilnehmer halten ihren Arbeitsplatz für sehr sicher oder zumindest „eher sicher“. Der Job ist auch ein Grund für das Wachstum der Stadt. 29 Prozent der in den letzten zwei Jahren nach Potsdam Gezogenen gaben an, aus beruflichen Gründen in Brandenburgs Landeshauptstadt gekommen zu sein.

Lesen Sie weiter: Kommentar zu Verkehrsproblemen in Potsdam - Die Havelspange wird die Probleme nicht lösen >>

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