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Bürgerservice in Potsdam: Nur noch mit Termin

Wer bislang den Bürgerservice im Rathaus Potsdam nutzen wollte, musste eine Nummer ziehen und warten. Nun gibt es ein neues System, über das die Öffentlichkeit vorab nicht aktiv informiert wurde.

Potsdam - Wer im Rathaus seinen Wohnsitz ummelden oder einen neuen Ausweis beantragen muss, muss ab jetzt an Werktagen im Vorfeld einen Termin vereinbaren. Das bisherige System, sich eine Nummer zu ziehen und zu warten, bis man an der Reihe ist, wird nur noch an Samstagen praktiziert. Diese grundlegende Änderung beim Bürgerservice im Erdgeschoss des Rathauses wird bereits seit knapp einem Monat praktiziert – doch die Öffentlichkeit aktiv darüber informiert, wie in solchen Fällen üblich, hat die Stadtverwaltung nicht. Scharfe Kritik an der Änderung kommt von den Linken.

Die Stadtverwaltung lobt das neue System. Durch die Terminvergabe könnten in Spitzenzeiten auch lange Wartezeiten vermieden werden, die bislang nachfrageschwächeren Phasen werden dadurch stärker ausgelastet, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow am Montag auf Nachfrage: „Niemand muss mehr lange Wartezeiten einplanen.“ Bürger müssten sich einzig einen Termin am Service-Point vor Ort geben lassen oder telefonisch beziehungsweise im Internet vereinbaren und zum angegebenen Termin wieder da sein. „Dann werden alle Anliegen ohne Wartezeit abgearbeitet. Man kann sich nun einen Termin passgenau auf den eigenen Zeitplan geben lassen.“ Rund 100.000 Bürger nutzen pro Jahr die Dienstleistungen des Bürgerservicecenters, unter anderem werden dort Kinderpässe oder das Führungszeugnis beantragt, ebenso Bewohnerparkausweise verlängert oder die Hauptwohnung angenmeldet.

"Die positiven Reaktionen überwiegen deutlich"

Und zumindest seien die Änderungen sowohl im Internet als auch direkt im Bürgerservice im Vorfeld kommuniziert worden, sagte Brunzlow – warum allerdings das Ordnungsamt über die deutlichen Änderungen nicht wie üblich per Pressemitteilung informierte, erklärte er nicht. Zwei Beschwerden habe es bisher gegeben, so Brunzlow: „Die positiven Reaktionen überwiegen deutlich. Denn die Menschen sind häufig dankbar, dass sie noch andere Dinge erledigen können und nicht ihre Zeit mit Warten auf den freien Platz verbringen müssen.“ Komme jemand 14 Uhr und alle Plätze seien belegt, könne schon für den nächsten Tag ein Termin auf den Kundenwunsch abgestimmt werden. „Dabei wird auch darauf geachtet, welches Anliegen der Bürger hat – handelt es sich um eine unaufschiebbare Angelegenheit, schauen die Mitarbeiter des Bürgerservice, dass die Dienstleistung noch am gleichen Tag bearbeitet wird.“

Vor Ort im Rathaus-Erdgeschoss wird per Aushang auf die Änderung aufmerksam gemacht, die Termine vergeben zwei Empfangsdamen. Im Internet können Potsdamer unter www.potsdam.de einen Termin in fünf Schritten beantragen. Ebenso kann man sich telefonisch unter Tel.: (0331) 289 1111 melden.

Die Linke: Seite ist nicht barrierefrei

Deutliche Kritik übt die Linke. Deren Kreischef und Stadtverordneter Sascha Krämer sagte den PNN, mit der nicht barrierefreien Internetseite der Stadt würden verschiedene Personengruppen ausgegrenzt. Eine Vor-Ort-Anmeldung für einen späteren Termin sorge für Unmut – „da die Menschen bereits da sind und dann zu einem anderen Zeitpunkt wiederkommen müssen.“ Ein Zurück zum klassischen Nummernziehen sei besser und lade Bürger ein, spontan und flexibel die guten Möglichkeiten des Bürgerservicecenters zu nutzen. Ein entsprechender Antrag für die Stadtverordnetenversammlung– Arbeitstitel: Bürgerservice ohne Anmeldung – werde vorbereitet, so Krämer weiter. Dagegen sprach Brunzlow von Vorteilen – sowohl für die Kunden als auch für die Mitarbeiter. In der Auto-Zulassungsbehörde werde bereits seit September ausschließlich nach Terminvergabe gearbeitet – „mit positiven Erfahrungen.“

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