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Turbulent: Befürworter und Gegner des Garnisonkirchen-Aufbaus trafen beim Bürgerdialog aufeinander.

© A. Klaer

Bürgerdialog zur Garnisonkirche Potsdam: Drei theoretische Szenarien

Der Bürgerdialog zur Garnisonkirche in Potsdam lebt wieder auf – und auch die Kritik am Verfahren. Hinter verschlossenen Türen werden drei Szenarien zur Zukunft der Garnisonkirche und des Rechenzentrums diskutiert.

Von Peer Straube

Potsdam - Der Bürgerdialog zur Garnisonkirche geht weiter – allerdings hinter verschlossenen Türen: Am Mittwochabend fand auf Initiative des kommunalen Sanierungsträgers und der Stadtverwaltung ein Informationsabend statt, zu dem Wiederaufbaugegner und -befürworter sowie Anrainer eingeladen waren. Insgesamt hätten 19 Vereine, Organisationen und Initiativen teilgenommen, teilte das Rathaus am Donnerstag mit. Journalisten waren ausdrücklich nicht erwünscht.

Nicht zuletzt an diesem Punkt entzündete sich auch Kritik: Er halte es für problematisch, wenn der Bürgerdialog hinter verschlossenen Türen stattfinde, sagte Lutz Boede von der Initiative „Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche“ den PNN. Der Meinungsbildungsprozess sollte transparent ablaufen, sagte er. Andernfalls werde es kaum gelingen, die breite Öffentlichkeit von dem Sinn des Bürgerdialogs zu überzeugen.

Fahrplan des Bürgerdialogs zur Garnisonkirche

Die Teilnehmer der Veranstaltung bekamen am Mittwoch erstmals den Fahrplan des Bürgerdialogs skizziert. Demnach wird sich das Verfahren bis zum Sommer nächsten Jahres hinziehen – und es wird zweigeteilt. Bereits bis zum Jahresende soll zur Gestaltung der Plantage neben dem Garnisonkirchen-Glockenspiel eine Planwerkstatt stattfinden, an der unter anderem die Dortu-Schule, die das Areal für den Schulsport nutzt, der Stadtjugendring sowie Stadtplaner, Landschaftsarchitekten und Denkmalpfleger beteiligt werden sollen. Die Ergebnisse sollen dann in einen Wettbewerb einfließen, den der Sanierungsträger zum Jahresbeginn 2016 zur Gestaltung der Plantage ausloben will. Parallel sollen die Teilnehmer auch über die Garnisonkirche und das jetzt als Künstlerhaus genutzte Rechenzentrum diskutieren.

Debattiert werden kann über drei theoretische Szenarien: In dem ersten werden Kirchturm und -schiff bis 2030 nicht gebaut, das Rechenzentrum bleibt als Künstlerhaus bis mindestens 2045 erhalten. In der zweiten Variante wird der Turm bis 2019, das Schiff bis 2023 errichtet, dem Rechenzentrum bliebe nur eine Frist bis 2018. Die dritte Möglichkeit geht von einem Turmbau bis 2019 und einem Verzicht auf den Bau des Kirchenschiffs aus – in diesem Fall hätte das Rechenzentrum wieder eine Bestandsgarantie bis mindestens 2045. Im Rahmen dieser Planspiele sollen sowohl Beteiligte des Bürgerdialogs als auch per Zufallsprinzip ausgewählte Potsdamer Vorschläge zur Entwicklung des Areals machen.

Wie verbindlich sind Ergebnisse?

Auch daran gibt es Kritik. Es sei beispielsweise völlig unklar, wie verbindlich die Ergebnisse sowohl der Planspiele zur Garnisonkirche als auch der Planungswerkstatt zur Plantage sind, sagte André Tomczak, Sprecher des im Rechenzentrum ansässigen Vereins Kulturlobby, den PNN. Zudem sei unklar, warum man im Zuge der Debatte über die Garnisonkirche auch noch über deren Umfeld diskutieren soll, wenn zeitgleich bereits ein Gestaltungswettbewerb zu dem Areal läuft.

Eine Diskussion über den Turm der Garnisonkirche findet ohnehin nicht statt. Die Wiederaufbaustiftung hat eine gültige Baugenehmigung, die sie nicht zur Verhandlungsmasse macht. 

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