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Bürgerdialog zur Garnisonkirche in Potsdam: Stiftung will Kritiker und Befürworter an einen Tisch holen

Bei einem geplanten Bürgerdialog sollen sich Kritiker und Befürworter der Garnisonkirche äußern. Die Stiftung zum Wiederaufbau der Garnisonkirche legt demnächst ein Konzept für den Bürgerdialog vor. Wie geht es dann weiter?

Von Peer Straube

Potsdam - Der seit Monaten geplante Bürgerdialog zum umstrittenen Wiederaufbau der Garnisonkirche soll in Kürze beginnen. Die Garnisonkirchen-Stiftung will das entsprechende Konzept am 24. Februar erstmals im Bauausschuss vorstellen. Das kündigte Stiftungsvorstand Peter Leinemann auf PNN-Anfrage an.

Konkrete Details zum Inhalt, zum Zeitplan und zur Finanzierung sollen erst dann bekannt gegeben werden. Ziel des Verfahrens sei es, ein möglichst breites Meinungsbild der Potsdamer Bevölkerung einzuholen, erklärte Leinemann. „Wir wollen auch die Menschen erreichen, die sich bislang zu dem Projekt nicht geäußert haben.“ Nicht auszuschließen sei, dass auch umfrageähnliche Elemente Bestandteil des Bürgerdialogs sein könnten.

Es soll schnell gehen

Geplant seien unter anderem ein Auftaktworkshop und eine Reihe öffentlicher Veranstaltungen. Für das Konzept habe man sich auch externe fachliche Beratung geholt. Mit der Rathausspitze befinde man sich in der heißen Phase der Abstimmung. Die Zustimmung der Gremien vorausgesetzt soll das Verfahren möglichst schnell in Gang gesetzt werden, sagte Leinemann. Ein Ergebnis solle es noch in diesem Jahr geben.

Dass es schnell geht, wünscht sich auch die Rathauskooperation aus SPD, CDU/ANW, Grünen und Potsdamer Demokraten, die wohl nicht ganz zufällig ebenfalls am 24. Februar einen Antrag zum Thema in den Bauausschuss einbringt. Darin wird die Stadt aufgefordert, „zur weiteren Entwicklung des Standortes Garnisonkirche/Verwaltung Rechenzentrum noch im ersten Halbjahr einen ergebnisoffenen Bürgerdialog einzuleiten“.

Was im Bebauungsplan steht, lesen Sie HIER.

Der Antrag ist als Ergänzung zum Bebauungsplan für den Bereich um die ehemalige Plantage gedacht, zu dem auch der Garnisonkirchenstandort gehört. Mit dem Antrag wolle man verhindern, dass der vom Oberbürgermeister versprochene Bürgerdialog durch den B-Plan womöglich konterkariert wird, sagte SPD-Fraktionsvizechef Pete Heuer den PNN. Schließlich sei es denkbar, dass sich in dem Verfahren ein Meinungsbild ergebe, das den Festlegungen des B-Plans und den Sanierungszielen für die Potsdamer Mitte zuwiderlaufe, fügte Heuer hinzu.

Noch nicht einmal der Kirchenturm ist finanziert

Gemeint ist die aktuelle Debatte um einen zumindest teilweisen Erhalt des DDR-Rechenzentrums. Der Verwaltungstrakt des Gebäudekomplexes mit dem prägenden Glasmosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ ist wie berichtet als Interimsdomizil für Künstler im Gespräch. Laut B-Plan soll das Gebäude eines Tages abgerissen werden – unter anderem, um Platz für den Wiederaufbau des Kirchenschiffs der Garnisonkirche zu machen.

Ob der auf 60 Millionen Euro veranschlagte Bau des Kirchenschiffs aber je realisiert wird, ist offen. Aktuell ist bekanntlich noch nicht einmal die Finanzierung des 40 Millionen Euro teuren Kirchturms gesichert. Zudem wächst auch in den Reihen der Projektbefürworter die Zahl derer, die sich auch einen Verzicht auf die Wiedererrichtung des Kirchenschiffs vorstellen können. Dazu zählt unter anderem Brandenburgs früherer Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD).

Wer finanziert den Bürgerdialog?

Der Umgang mit dem Kirchenschiff soll ebenfalls Bestandteil des Bürgerdialogs sein, wie Leinemann bereits angekündigt hatte. Dem Meinungsbild im Bürgerdialog will sich die Rathauskooperation auch beugen. Sollte das Ergebnis eine Änderung der Sanierungsziele nötig machen, soll diese umgesetzt und auch der B-Plan entsprechend geändert werden. Auch dieser Passus ist Bestandteil des Ergänzungsantrags.

Noch unklar ist, wer das laut Leinemann „inhaltlich aufwendige“ Verfahren des Bürgerdialogs finanziert. Der Stiftungsvorstand hatte zuletzt von einer „mittleren fünfstelligen Summe“ gesprochen, für die noch Sponsoren gesucht würden. Die Stadt hatte eine finanzielle Beteiligung bislang ausgeschlossen und auf einen Stadtverordnetenbeschluss verwiesen, wonach für den Wiederaufbau der Garnisonkirche keine kommunalen Mittel verwendet werden dürfen.

Bürgerdialog als Konsequenz des zunehmenden Widerstands

Weil die Rathauskooperation den Bürgerdialog nun auch auf den Bereich des Rechenzentrums und der Plantage ausdehnen will, sieht man die Frage der finanziellen Beteiligung in der Stadtverwaltung offenbar nicht mehr ganz so eng. Ein entsprechendes Engagement sei möglich, sagte Rathaussprecher Stefan Schulz den PNN. In welcher Höhe, ließ er offen. Für eine Ausweitung des Bürgerdialogs auf das Umfeld der Garnisonkirche hatte auch der Chef des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) Potsdam, Martin Sabrow, plädiert.

Der geplante Bürgerdialog ist eine Konsequenz des zunehmenden Widerstands gegen das umstrittene Wiederaufbauprojekt Garnisonkirche. Eine Bürgerinitiative hatte im vergangenen Jahr binnen weniger Wochen mehr als 14.000 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. Die Gegner argumentieren insbesondere mit der Nutzung der Kirche durch die Nazis beim sogenannten „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933. Den Wiederaufbau zum Thema eines Bürgerentscheids zu machen, hatten die Stadtverordneten dann allerdings abgelehnt.

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