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Bornstedter Feld, Brauhausberg oder beides? Diese Computergrafik von 2009 zeigt, wie ein Schwimmbad neben der Biosphäre aussehen könnte. Im März entscheiden die Potsdamer, wo das Bad letztlich stehen soll.

© S. Schicketanz

Landeshauptstadt: Bürgerbefragung „transparent und ergebnisoffen“

Heute startet das Werkstattverfahren zum künftigen Schwimmhallenstandort. Uni ist als unabhängiger Beobachter dabei

Von Peer Straube

Das Interesse ist riesig. 285 Potsdamer haben sich für das Werkstattverfahren angemeldet, das die Bürgerbefragung zum künftigen Schwimmbadstandort vorbereiten soll. Am heutigen Freitag beginnt es um 15 Uhr mit einer Auftaktveranstaltung im großen Hörsaal der Fachhochschule am Alten Markt.

Am Donnerstag stellten Stadtverwaltung, Stadtwerke und das mit der Verfahrensleitung beauftragte Schweizer Unternehmen Malik Management das Prozedere vor. Ziel sei eine „zukunftsträchtige, zukunftsfähige Entscheidung“ zum Schwimmbadstandort, sagte Stadtkämmerer Burkhard Exner (SPD). Denn strategisch lege man sich für die nächsten 20 Jahre fest, so der Beigeordnete.

Nach der heutigen Auftaktveranstaltung werden verschiedene Arbeitsgruppen mit maximal je zwölf bis 15 Teilnehmern gebildet. Laut Stadtsprecher Stefan Schulz haben sich allein für die Arbeitsgruppen bislang 180 Teilnehmer angemeldet. Jede Gruppe soll parallel über möglichst alle Aspekte des Badstandortes – etwa Bedarf, Verkehrsanbindung, Wirtschaftlichkeit oder Erscheinungsbild – reden, anschließend werden die jeweiligen Ergebnisse ausgetauscht. Das gesamte Werkstattverfahren sei in allen Richtungen „vollkommen transparent und ergebnisoffen“, erklärte Gabriele Harrer von Malik Management. Zu jedem Zeitpunkt könnten neue Meinungen oder Aspekte in den Prozess einfließen. „Jede Meinung hat das gleiche Gewicht.“ Am ersten Werkstattwochenende sollen zunächst alle Meinungen eingeholt werden. Man wolle ein Bild haben, welche Faktoren den Potsdamern für die Standortentscheidung besonders wichtig sind, sagte Harrers Kollegin Andrea Heubel.

Die Arbeitsgruppen treffen sich zu zwei weiteren Workshops, die am 20. und 21. Januar sowie am 24. Januar stattfinden. Am 11. Februar soll es eine Abschlussveranstaltung geben.

Am Ende des Verfahrens soll eine möglichst objektive Darstellung aller Vor- und Nachteile jeder einzelnen Standortvariante stehen, erklärte Harrer. Auf dieser Basis könnten die rund 130 000 Potsdamer ab 16 Jahren, die im März zum Bad befragt werden, ihre Entscheidung treffen. Bislang gibt es bekanntlich drei Varianten: Von den Stadtverordneten beschlossen ist der Neubau eines Sport- und Freizeitbades neben der Biosphäre im Bornstedter Feld. Nach Darstellung der Stadt ist das die wirtschaftlichste Lösung. Das Bürgerforum Potsdam Nord ist ebenfalls für den Neubau an der Biosphäre. Die Bürgerinitiative Pro Brauhausberg zweifelt die Kostenrechnung der Stadt an und fordert eine Sanierung der bestehenden Schwimmhalle am Brauhausberg. Als dritte und laut Verwaltung teuerste Lösung könnte das Brauhausberg-Bad saniert und außerdem an der Biosphäre ein Kiezbad ähnlich dem Am Stern gebaut werden.

Um jedwedem Vorwurf der Intransparenz und Manipulation den Boden zu entziehen, hat die Stadt zwei unabhängige Beobachter des Kommunalwissenschaftlichen Instituts der Universität Potsdam (KWI) eingeladen, das Verfahren unter rechts- und verwaltungswissenschaftlichen Aspekten zu begleiten. Man werde „neutral und unbeteiligt“ bleiben, sagte Thomas Leibohm, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim KWI. Untersucht werden soll, ob sich das Werkstattverfahren generell zur Vorbereitung von Bürgerbefragungen eignet.

190 000 Euro kostet das gesamte Verfahren, 100 000 Euro davon allein die Bürgerbefragung. Stadt und Stadtwerke als Betreiberin der Bäder zahlen jeweils die Hälfte. Er freue sich, dass nach Jahren der Diskussion „dieses sensible Thema von der breiten Öffentlichkeit“ entschieden werde, sagte der amtierende Stadtwerkechef Wilfried Böhme. Eine Entscheidung zum Badstandort im Mai oder Juni vorausgesetzt, könnte nach einer Ausschreibung im kommenden Jahr die Auftragsvergabe erfolgen, mit einem Baubeginn sei dann 2014 zu rechnen.

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