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Italienisches Flair. Im Winter ist es im Krongut Bornstedt eher still. Für viele Handwerker, die nach der Sanierung 2002 dort starteten, war das zu wenig. Nur der Hutladen ist übrig geblieben. Nun soll in der ehemaligen Hofbäckerei wieder gebacken werden.

©  Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Brot und Pizza

Krongut-Chef Laggner plant ab April neue Bäckerei. Der Bürgerbahnhof soll nun zur Jahresmitte öffnen

Bornstedt/Potsdam-West – Die Laggner-Gruppe will zum 1. April eine neue Bäckerei im Krongut Bornstedt eröffnen. Die vormalige Hofbäckerei hatte im vergangenen Jahr Insolvenz angemeldet; nun will der Gastronom Josef Laggner mit einer in Eigenregie geführten „Krongut-Bäckerei“ an den Start gehen. „Die ehemaligen Mitarbeiter wollen alle wieder mitarbeiten“, sagte Laggner in seinem Restaurant „Luther & Wegner“ auf dem Gendarmenmarkt in Berlin. Der Gastronom betreibt mehrere Restaurants in der Region, in Potsdam eröffnete er jüngst ein Augustiner-Wirtshaus im Holländischen Viertel. Die erneuten Bäckerei-Pläne für das Krongut gelten vorbehaltlich einer Regelung mit dem Insolvenzverwalter der vormaligen „Hofbäckerei“.

Laggner plant neben dem Verkauf von Bäckerei- und Konditorwaren auch, den gesamten Brotbedarf seiner Restaurants in der Region aus der Produktion der künftigen „Krongut-Bäckerei“ zu decken: „Wir verbrauchen tonnenweise Brote“, sagte der Gründer der Laggner-Gruppe. Ebenfalls Anfang April wird Laggner zufolge ein italienisches Restaurant auf dem Krongut eröffnet – dort, wo bis 2006 ein Glasbläser arbeitete. Der alte Glasofen sei nun umgebaut worden, künftig soll darin Pizza gebacken werden. Für den Glasbläser seien die enormen Energiekosten für den Ofen letztlich zum Verhängnis geworden. Laggner: „Es war eine Fehlinvestition.“

Das Konzept eines Handwerkerhofes sei Laggner zufolge in dem Moment zur Erfolglosigkeit verurteilt gewesen, als die Ribbeckstraße für Touristenbusse gesperrt wurde. Der Krongut-Parkplatz sei für das zumeist ältere Publikum zu weit entfernt und werde kaum genutzt. Von den 22 Selbstständigen, die 2002 im ehemaligen Sitz der Kronprinzessin Victoria in Bornstedt ihre Chance suchten, hat nur der Hutladen überlebt. Nunmehr werde mehr „auf Klasse statt auf Masse gesetzt“. Laggner wolle einen „kulinarischen Hof“ etablieren, hofft jedoch immer noch auf Handwerker, die an Wochenenden in von ihnen gratis nutzbaren Hütten ihr Metier präsentieren und so Besucher anziehen.

Den Bürgerbahnhof am Potsdamer Wildpark will Laggner im Mai oder Juni öffnen – wenn auch zunächst nur mit einem Kiosk. Der Grund liegt in einer Änderung des Nutzungskonzepts, hervorgerufen durch hohe Sanierungskosten für den Fachwerkbau aus dem Jahre 1869. Laggner: „Es hat einhundert Prozent mehr gekostet als geplant.“ Dem Gastronomen zufolge hat ihn die Sanierung des historischen Bürgerbahnhofs zwei Millionen Euro gekostet. Ursache hierfür waren nicht nur kostspielige Denkmalschutzauflagen, sondern der vorgefundene Zustand des über Jahre vernachlässigten Bürgerbahnhofs gegenüber dem Kaiserbahnhof. So habe das Bauwerk einmal komplett angehoben werden müssen, um den schwammverseuchten Sockel auszutauschen. Zunächst war geplant, im Bürgerbahnhof eine Bäckerei, einen Obst-und-Gemüse-Laden sowie einen Tabakladen unterzubringen. Um das Investment im wirtschaftlichen Bereich zu halten, denkt Laggner über „ein schönes Wirtshaus mit Biergarten“ sowie ein Spätkauf-Geschäft für die über 600 Quadratmeter große Nutzfläche des Bürgerbahnhofs nach. Laggner: „Ich muss das Geld ja wirtschaftlich wieder reinbringen.“ Guido Berg

CHRONIK

Der erste Bornstedter Gutsherr ist ein „Zugezogener“: Esicus de Burnenstede kommt aus dem Harz in die Mark und erhält das Gut 1157 als Lehen für Kriegsverdienste. Erst 1664 kauft der Große Kurfürst das Gut. Beim Brand 1846 wird es fast völlig zerstört und bis 1848 im italienischen Landhausstil wiedererbaut. Kronprinz Friedrich Wilhelm macht das Gut 1867 zum landwirtschaftlichen „Mustergut“. 1901 zieht Prinzessin Feodora ein und entwickelt das Haus zum Künstlerhof mit Dichtern und Malern. 1918 geht das Krongut an den Reichswehrfiskus. 1950 wird der Besitz enteignet und später vom Land Brandenburg übernommen. 1999 beginnt die 12,5 Millionen Euro teure Sanierung. 2002 wird das Gut unter Betreiber Friedhelm Schatz wiedereröffnet, 2004 übernimmt dann der Holländer Cees Zonneveld, der das Gut im Jahr 2008 schließlich an die Laggner-Gruppe verkauft. (jaha)

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