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Dieses Emblem hing mehrere Jahrzehnte über der Glienicker Brücke und markierte die deutsch-deutsche Grenze. Das Studio Babelsberg baute für den Film „Bridge of Spies“ eine Kopie, die jetzt in der Dauerausstellung in der Villa Schöningen (r. u.) zu sehen ist.

© Manfred Thomas

"Bridge of Spies"-Requisite für Villa Schöningen: Offener Austausch

Für „Bridge of Spies“ wurde das DDR-Emblem wieder an die Glienicker Brücke gehängt. Jetzt kommt das Requisit in die Ausstellung in der Villa Schöningen.

Berliner Vorstadt – Mathias Döpfner und die Symbole des Sozialismus passen nicht wirklich zueinander. Vielleicht auch deshalb zögerte der Springer-Vorstand am gestrigen Mittwoch etwas, bevor er sich für einen Fototermin auf die Glienicker Brücke stellte – neben ein rund 60 Kilogramm schweres und mehr als einen Meter hohes DDR-Emblem.

Das Stück ist eine Original-Requisite aus dem Hollywood-Film „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ mit Tom Hanks in der Hauptrolle. Der Film war im vergangenen Jahr in Potsdam gedreht worden, das Studio Babelsberg sorgte für den kompletten Produktionsservice und auch für die Ausstattung. Die Requisite, deren Originalvorlage während der Jahre der deutsch-deutschen Teilung auf der Ostseite in der Mitte der Brücke hing, ist künftig als Teil der Dauerausstellung in der benachbarten Villa Schöningen zu sehen, deren Eigentümer Döpfner ist.

Idee entstand während der Dreharbeiten

Die Idee für die Schenkung sei während seines Besuches auf der Brücke zu den Dreharbeiten entstanden, erzählte Döpfner bei der Übergabe. Tom Hanks habe er leider nicht am Set angetroffen. „Der war gerade nicht am Filmset. Andere haben ihn am nächsten Tag gesehen. Ich war sehr traurig darüber“, sagte er.

Dafür traf Döpfner mit Regisseur Steven Spielberg zusammen und sprach mit ihm unter anderem darüber, ob nicht einzelne Gegenstände der Set-Kulissen für seine Ausstellung in der Villa verwendet werden könnten – und dann sei man auf das Emblem gekommen.

Spielberg und Döpfner erlebten gemeinsam Paris-Anschläge

Richtig kennengelernt habe er Spielberg aber erst auf der Premierenfeier des Films im Berliner Zoopalast und danach bei einer Feier im November 2015 in Berlin – am Tag des Anschlags in Paris, bei dem 130 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt wurden. „Aber vielleicht hat uns das besonders zusammengeschweißt“, sagt Döpfner. Spielberg sei dann auch im Newsroom der Redaktion des Springer-Verlags gewesen und habe die Ereignisse mit verfolgt und diskutiert. „Das war sehr schön und sehr intensiv an diesem traurigen Tag.“

Das DDR-Emblem solle in der Dauerausstellung der Villa Schöningen anhand des bekannten Films deutlich machen, „was hier passiert ist und wodurch die Brücke berühmt geworden ist“, so Döpfner. Die Brücke sei ein „Ort der Teilung und ein Ort, der Grenzen einer Diktatur markiert hat“. Dass ausgerechnet dieses Requisit sich nun in „unserem kleinen Museum“ finde, sei gut und freue ihn.

Und es ist vielleicht auch ein kleines Dankeschön für die Unterstützung des Teams der Villa Schöningen während der Dreharbeiten. „Die Villa war Teil des Sets – und es war schweinekalt“, erinnerte sich Studio Babelsberg-Vorstand Carl Woebcken. Die Komparsen und die Schauspieler hatten sich in der Villa aufwärmen können. Angesprochen auf die schwierige finanzielle Situation des Studios sagte Woebcken, dass es „jetzt langsam besser wird“. Zwei Produktionen würden im Herbst mit dem Dreh beginnen, auch bereite man eine größere für das Frühjahr vor. Weitere Details wollte er nicht nennen. Auch die neue Stadtkulisse Berliner Straße (PNN berichteten) sei stark nachgefragt – allerdings gebe es derzeit keine Drehs dort.

Emblem hätte eingelagert oder zerstört werden müssen

Was mit dem DDR-Emblem made in Babelsberg geschehen wäre, wenn es nicht an das Museum gegangen wäre, das die Geschichte der deutschen Teilung dokumentiert? Entweder es wäre eingelagert oder – wie die allermeisten Filmkulissen – zerstört worden, so der Studio-Chef. Es sei dem Studio Babelsberg aus urheberrechtlichen Gründen nicht möglich, die jeweiligen Requisiten von Filmdrehs ohne Erlaubnis der Produktion wegzugeben. Für das DDR-Emblem liegt diese nun vor – es könne jetzt die Leute vielleicht zum Nachdenken bringen, so Döpfner. „Es ist nicht nur ein Geschichtssymbol, sondern es hat auch eine sehr emotionale Wirkung.“

Seinen Platz soll es im zweiten Raum der Ausstellung bekommen, dort wird unter anderem ein Grenzzaun gezeigt. Möglicherweise werde das Emblem mit einer Videoinstallation ergänzt, so Döpfner.

Allerdings waren Spielberg und Hanks nicht in der Villa Schöningen

Der Springer-Vorstand kaufte die heruntergekommene Villa Schöningen direkt an der Brücke im Jahr 2009 mit einem Partner und richtete dort das Museum zur deutschen Teilung ein. Es thematisiert auch die Geschichte der Glienicker Brücke. Zur Vorbereitung hatte auch das Filmteam von „Bridge of Spies“ die Ausstellung in der Villa Schöningen besucht. Spielberg und Hanks seien aber wohl nicht dort gewesen, hieß es.

Döpfner zeigte sich mit der Entwicklung der Villa, in der er regelmäßig hochkarätige Kunstausstellungen präsentiert, zufrieden. Man könne immer Dinge besser machen, auch die Villa sei ein ständiger Ort der Veränderung. Dennoch habe sie sich etabliert, mit ihrer Dauerausstellung, Veranstaltungen, als Ort der Freiheit und der zwanglosen Begegnung im Garten. „Dass das alles so aufgegangen ist, macht mich sehr glücklich“, sagte er.

Stefan Engelbrecht

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