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Der alte „Kreml“ wird bald nicht mehr das einzige Gebäude sein, das auf der Spitze des Brauhausberges zu sehen ist.

© Andreas Klaer

Brauhausberg in Potsdam: Die neuen Pläne für den "Kreml"

Wohnen, wo einst die SED residierte. Der Entwurf für die Neubebauung des Brauhausbergs hält sich allerdings nicht an alle Vorgaben der Ausschreibung.

Templiner Vorstadt - Wie wird es auf dem Brauhausberg rund um den ehemaligen Landtag künftig aussehen? Einen ersten Eindruck gab es bei der Präsentation des Siegerentwurfs im jüngsten Bauausschuss am Dienstagabend: Der Entwurf des Berliner Architekturbüros Bruno Fioretti Marquez, der im Rahmen eines Gutachterverfahrens von einer Jury unter fünf Teilnehmern zum besten Beitrag gewählt wurde, sieht einen L-förmigen Riegel vor, der südwestlich vom ähnlich geformten ehemaligen Landtagsgebäude, dem „Kreml“, errichtet werden soll.

Dadurch entstehe zwischen dem alten und dem neuen Gebäude praktisch ein „Burghof“, wie es der Fachbereichsleiter Stadtplanung und Stadterneuerung, Andreas Goetzmann ausdrückte. Zwischen den Gebäuden solle eine Parkanlage entstehen, die sich gen Norden verengt, sodass man am nördlichen Ende den Ausblick über die Havel genießen kann.

Der Entwurf wurde von den Mitgliedern des Bauausschusses nicht kritisiert, obwohl Goetzmann anmerkte, dass er einige der architektonischen Vorgaben, die von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurden, nicht erfüllte. Dabei handelte es sich vor allem um das Bauvolumen, das etwas größer ausgefallen ist als vorgegeben.

Nutzungsmix aus Wohnen und Arbeiten

Für die Jury waren diese Abweichungen aber zu verschmerzen: „Der Entwurf hat all das städtebaulich so geschickt gelöst, dass das Preisgericht am Ende überzeugt war“, sagte Saskia Hüneke (Grüne), die das Auswahlverfahren selbst mitverfolgt hat. Auch Goetzmann nannte die Ideen der Architekten mehrmals „genial“ und lobte den Entwurf.

Abgerückt ist man auch von der Idee, das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Belvedere auf dem Brauhausberg wiederaufzubauen. Dies war eine optionale Forderung des Ausschreibungsverfahrens gewesen. Danach sollte der 1803 errichtete, dreigeschossige Aussichtsturm im neugotischen Stil in Abstimmung mit der Schlösserstiftung entweder nach historischem Vorbild wiederaufgebaut werden oder alternativ ein „adäquater Neubau“ für Wohnungen und Büros entstehen. Die Bauherren haben sich nun für letzteres entschieden – der Entwurf sieht jedoch vor, dass die noch vorhandenen Fundamente des Belvederes auch später noch erhalten bleiben sollen. Am Standort des Belvedere soll nun der nördliche Kopfbau des L-förmigen Neubauriegels entstehen, der allerdings etwas größer ist als der historische Bau und der von der Leipziger Straße aus zu sehen sein wird.

Die anderen Vorgaben für das ehemalige Landtagsareal sahen einen Nutzungsmix aus Wohnen und Arbeiten sowie die denkmalgerechte Sanierung des im Volksmund „Kreml“ genannten Gebäudes vor, das im Jahr 1902 als Reichskriegsschule auf Weisung Kaiser Wilhelms II. errichtet worden war und zu DDR-Zeiten Sitz der SED-Bezirksleitung war. Daher dürfen Balkone nur zum Innenhof hin angebracht werden, nicht auf der weithin sichtbaren Nordseite. An der Westseite sieht die Ausschreibung einen maximal dreigeschossigen Neubau vor. Ebenfalls eine Rolle spielte der Naturschutz. So müssen etwa Ausweichquartiere für Fledermäuse und Turmfalken geschaffen werden.

Nachbesserungen seien also möglich

Wann das Baugenehmigungsverfahren beginnt, ist derzeit noch unklar. Mit dem Architekturbüro wurde zwar bereits ein städtebaulicher Vertrag geschlossen, so Goetzmann, dieser stehe jedoch unter Zustimmungsvorbehalt durch die Stadtverordneten. Nachbesserungen seien also möglich, so Goetzmann. Künftig sollen auf dem 25 000 Quadratmeter großen Areal Am Havelblick rund 200 Wohnungen entstehen. Bauherr ist ein Zusammenschluss der Unternehmen Eureka Immobilien Management GmbH und der auf Denkmalimmobilien spezialisierten Sanus AG. Sanus ist seit 20 Jahren in Berlin aktiv und hat bereits zahlreiche Altbaukomplexe saniert, auch hier in Top-Lagen wie Mitte oder Prenzlauer Berg. Eureka plant derzeit, ein Studentenwohnheim in der Pappelallee zu errichten.

Zusammen bilden sie die „Eureka Havelblick 8 Projektgesellschaft mbH“, an die im Sommer 2015 das Grundstück mit dem alten Landtag für 8,65 Millionen Euro verkauft wurde. Neben den Wohnungen will das Berliner Konsortium für rund zwei Millionen Euro eine zweite Zufahrtsstraße bauen, auch eine zweigeschossige Tiefgarage ist geplant.

Derzeit sind im alten Landtagsgebäude Flüchtlinge unterbracht: 300 Plätze gibt es insgesamt auf dem Gelände, künftig sollen es 470 sein. Unklar ist allerdings, ob die Flüchtlinge auch noch während der Bauarbeiten im alten Landtag untergebracht sein werden.

Auch direkt nebenan entsteht Neues: Die alte Stadtvilla Am Havelblick 5 wird zu einem Mehrfamilienhaus mit neun Eigentumswohnungen zwischen 68 und 120 Quadratmetern umgebaut. Der Eigentümer, die Expert Immobiliengesellschaft GmbH, will auf dem 4000 Quadratmeter großen Grundstück außerdem noch eine moderne Stadtvilla mit sechs Eigentumswohnungen zu jeweils 90 Quadratmetern errichten.

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