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Landeshauptstadt: Brandstiftung und rechte Sprüche im Staudenhof

Der Wohnblock wird auch als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Nun ermittelt der Staatsschutz

Innenstadt – Nach einem Feuer im neuerdings auch als Flüchtlingsunterkunft genutzten Wohnblock Staudenhof am Alten Markt ermittelt die Polizei wegen Brandstiftung. Das bestätigte Polizeisprecher Christoph Koppe den PNN auf Anfrage. Ebenso werde wegen rechtsextremer Schmierereien ermittelt. Einen Zusammenhang zwischen dem Feuer und der rechten Propaganda sei bisher allerdings nicht erkennbar, betonte Koppe.

Der Brand sei bereits am Sonntag im Fahrstuhl des Wohnhauses gelegt worden, sagte Koppe. Auch beim Staatsschutz gebe es bislang keinen objektiven Zusammenhang darauf, dass ein fremdenfeindliches Motiv vorliegen könnte. Eine Anwohnerin schilderte den PNN, in dem Fahrstuhl seien Werbeprospekte angezündet worden. „Außerdem wurde im Hausflur einer der dort montierten Feuerlöscher entleert.“ Das habe den Anschein erweckt, als ob der oder die Täter einen Löschversuch seitens Dritter verhindern wollten. Zu diesen Details machte Polizeisprecher Koppe – auch aus ermittlungstaktischen Gründen – keine Angaben.

Zugleich schilderten Anwohner, seit drei Wochen tauchten auch fremdenfeindliche Schriftzüge in dem Wohnblock auf. „Heimreise statt Einreise“ und „Deutschland, wach auf“! war demnach an den Wänden einer Wohnetage sowie im Innenraum eines Fahrstuhls zu lesen. Koppe sagte, zu letzterem Schriftzug ermittle der polizeiliche Staatsschutz.

Der 160 Wohnungen umfassende und als sanierungsbedürftig geltende Staudenhof-Block wird seit Anfang Juni auch als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt. Bisher sind rund fünf Wohnungen von Asylbewerbern aus Syrien, Afghanistan, dem Iran und Kamerun bezogen worden. Insgesamt sollen bis zu 25 Wohnungen sukzessive für Flüchtlinge bereitgestellt werden, bis diese in eigene Wohnungen ziehen können. Viele Anwohner haben damit keine Probleme. „Die Flüchtlinge sind sehr nett, sie freuen sich über jedes wohlwollende Wort und sind stets zuvorkommend“, sagte eine weitere Anwohnerin den PNN. Sie habe guten Kontakt zu den neuen Bewohnern, die in der sechsten und siebten Etage des Staudenhofs ihr neues Zuhause gefunden haben.

Träger des Wohnverbundes für die Flüchtlinge ist der Soziale Stadt Potsdam e.V. – dem Verein geht es dabei um die Verbesserung des Klimas zwischen alteingessenen Mietern und ihren bisher zwölf neuen Nachbarn. Die Sozialarbeiter des Vereins betreuen dafür vor Ort ein Büro, das Fragen und Hinweise der Bürger bearbeiten soll. Ihr Ziel ist es auch, durch einen gemeinsamen Dialog Vorurteile auszuräumen. Zugleich werden Begegnungsprojekte organisiert, die ebenfalls für ein gegenseitiges Kontaktknüpfen unter den Anwohnern sorgen sollen. Drei solcher Veranstaltungen fanden in der jüngeren Vergangenheit bereits statt – dazu zählte etwa ein „Baustellenbrunch“, bei dem sich die Flüchtlinge Anfang Juli für die freundliche Aufnahme bedankten und selbst zubereitete Speisen ihrer Heimat beisteuerten. Insgesamt nahmen knapp 200 Besucher teil, zu denen neben Politikern und Kirchenvertretern auch ehrenamtlich Engagierte zählten.

Eigentümerin des Wohnblocks ist die kommunale Wohnungsbauholding Pro Potsdam. Nach 2022 droht dem Haus der Abriss, weil es nach Ansicht der Rathauskooperation aus SPD, CDU, Grüne und Potsdamer Demokraten der angestrebten Wiederherstellung der historischen Potsdamer Mitte entgegensteht.

H. Kramer, A. Lommon, R. Garzke

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