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Bereits angekommen. Die Geschwister Maya, Zaid und Zuher (v.l.) der aus Syrien geflüchteten Familie Al Monajjed mit der neuen Broschüre.

© Andreas Klaer

Brandenburgs Bildungsminister in Potsdamer Schule: Broschüre zeigt, wie Deutschland geht

Bildungsminister Baaske hat die Broschüre „Ankommen“ an der Grundschule am Priesterweg vorgestellt. Sie soll bei der Integration von Flüchtlingen helfen.

Drewitz - Kinder haben Rechte. So steht es in der UN-Kinderrechtskonvention und auch in der Broschüre „Ankommen – So geht Deutschland“, die am gestrigen Mittwochnachmittag in der Drewitzer Grundschule am Priesterweg von Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske (SPD) vorgestellt wurde. Das 40 Seiten starke, vielfarbig und liebevoll illustrierte Heft stammt ursprünglich aus Niedersachsen. Es wurde 2016 veröffentlicht, Schirmherrin des Projekts ist Doris Schröder-Köpf.

In Brandenburger Schulen lernen inzwischen rund drei Prozent Flüchtlingskinder, sagte Minister Baaske. Weil diese Ankommensbroschüre in Niedersachsen so gut aufgenommen wurde, hat das hiesige Bildungsministerium mit finanzieller Unterstützung des Managers Peer Dietrich und der Berliner IT-Firma Eitco es ermöglicht, dass sie in Brandenburg mit einer Auflage von 10 000 Exemplaren ab sofort kostenlos an Grundschulen verteilt wird.

Zuher, Said und Maya, die vor zwei Jahren mit ihren Eltern aus Damaskus nach Deutschland kamen und jetzt in Potsdam wohnen, nahmen die Broschüre interessiert auf. Der siebenjährigen Maya gefielen die bunten Zeichnungen sofort, ihr zehnjähriger Bruder Said las ihr die arabischen Texte, die neben den deutschen stehen, vor. Der ältesten der drei Geschwister, der 13-jährige Zuher, konnte die Texte bereits fehlerfrei ins Deutsche übersetzen.

Alle drei sind ein gutes Beispiel dafür, dass Integration gelingen kann und vor allem für Kinder leicht machbar ist, sagte Elvira Eichelbaum, die seit 27 Jahren Schulleiterin ist. Vor 18 Jahren wurde sie in der Schule am Priesterweg zum ersten Mal mit Flüchtlingsschicksalen konfrontiert. Damals kam eine Familie aus dem Libanon mit ihren Kindern in der Schule an. Und alle mussten sich mit der für sie ungewohnten Situation arrangieren. Das war anfangs nicht leicht, gelang aber immer besser, weil gerade die Kinder sehr viel durch Beobachten und quasi fast nebenbei beim Spielen lernen, so die erfahrene Schulleiterin im Gespräch.

Heute lernen in der modernen Potsdamer Stadtteilschule über 100 Kinder mit Migrationshintergrund, also ein Viertel der gesamten Schülerschaft. Die Kinder stammen inzwischen aus 18 Nationen, unter anderem aus Russland, Afrika, den Balkanstaaten und Syrien, und bewältigen ihren Schulalltag gemeinsam. Das bestätigt auch die Deutsch-Englisch-Lehrerin Ute Weber, die an der Schule eine moderne DAZ-Werkstatt eingerichtet hat und nach eigener zweijähriger Fortbildung dort Deutsch als Zweitsprache (DAZ) unterrichtet. Einen Arabischkurs hat sie inzwischen auch schon besucht, weil sie selbst einen Einblick in die Sprache bekommen will.

In der Broschüre wird erklärt, wie wichtig es ist, nicht nur mit Kindern, sondern vor allem auch mit Eltern darüber zu sprechen, dass Kinder hierzulande unter anderem das Recht auf freie Zeit und zum Spielen haben. Mädchen genauso wie Jungen. Und dass Kinder in Deutschland nicht geschlagen werden dürfen. Und noch etwas erklärt die Broschüre dezidiert: Kinder dürfen „Nein“ sagen, beispielsweise wenn ihnen etwas merkwürdig vorkommt – eine körperliche Berührung etwa – oder wenn sie von Fremden gestört oder mutwillig geärgert werden.

Kinder erfahren darüber hinaus, dass sie in Deutschland Vertrauen zu Polizisten haben können und mit ihren Eltern über alles, was sie nicht verstehen, sprechen sollten. Auch eine kindgerechte Variante einer Fluchtgeschichte steht in dem kleinen Buch und kann gemeinsam vorgelesen, besprochen und ausgemalt werden. Abgeschlossen wird das handliche Büchlein mit Tipps für das Ankommen in der deutschen Kultur.

Denn das ist das Ziel. Bei der Familie Al Monajjed, zu der Zuher, Said, Maya und ihr älterer Bruder sowie ein 15-jähriger Onkel gehören, scheint dies bereits jetzt schon gelungen zu sein. Zuher will später gern Fußballer werden und trainiert eifrig für dieses Ziel beim SC Potsdam. Ein Etappenziel seiner Schulkarriere hat er bereits geschafft: Er ist schon einer „normalen“ Klasse zugeteilt worden und lernt jetzt mit den deutschsprachigen Schülern gemeinsam. Das geht nicht immer glatt ab, doch den freundlichen Jungen ermutigt, dass nicht mehr alle glauben, dass er schuld sei, wenn es mal ein Problem in der Klasse gibt. 

Ankommen - So geht Deutschland, von Doris Ruppert und Karl. H. Volkmann, in Deutsch und Arabisch, wird kostenlos an Grundschulen in Brandenburg verteilt

Astrid Priebs-Tröger

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