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Brandenburger Tor saniert: Dezentes Licht für die Pracht in Gelb

Das Brandenburger Tor strahlt - nicht nur tagsüber. Warum es damit Vorbild für die anderen Stadttore Potsdams sein soll.

Von Valerie Barsig

Potsdam - „Schritt!“ steht da in alten Lettern, wenn man von der Brandenburger Straße aus den größten der drei Bögen des Brandenburger Tores durchschreiten will. Die Aufforderung richtete sich wohl einst an die Kutscher mit ihren Pferden, die hier langsam fahren sollten, bevor sie durch die große schwere Tür an der anderen Seite des Tores am Luisenplatz fahren durften. Heute ist die Tür verschwunden, nur ihre Angeln sind noch zu sehen, wenn man den Blick nach oben richtet. Das „Schritt!“ ist geblieben. Es ist wohl eines der Lieblingsdetails des Denkmalpflegers Roland Zurkuhlen. Rund um die Aufforderung ist noch die alte Farbe des Tores zu sehen: verwaschenes Grau. Drumherum erstrahlt es nun aber wieder in verschiedenen Gelbtönen, wie einst. Die 410.000 Euro teure Sanierung des Tores ist abgeschlossen, am gestrigen Mittwoch wurde das Bauwerk in neuem Glanz unter anderem von Potsdams Baubeigeordnetem Bernd Rubelt (parteilos) und Zurkuhlen der Presse vorgestellt.

Die Sanierung wurde von einem Diebstahl überschattet

Seit September 2017 musste sich das Tor einer Schönheitskur unterziehen, 2016 hatte man Schäden am Dach, an der Entwässerung und am Innenputz festgestellt. Die sind nun behoben, außerdem sind die Skulpturen auf dem Tor restauriert und wieder mit der ursprünglichen Ölfarbe bemalt worden, die sie vor Witterungsschäden schützt. Auch die Vergoldung an einzelnen Torelementen ist erneuert – unter anderem die Initialen Friedrichs des Großen in der Kartusche an der Fassade am Luisenplatz mit Lorbeer- und Palmenzweig sowie Schleife. Neben Gold und Farbe gibt es aber noch zwei weitere Neuerungen: Das Kreuz auf der Krone der Kartusche musste nach einem noch immer nicht aufgeklärten Diebstahl ersetzt werden, ist also nicht mehr original. Neu ist außerdem die dezente LED-Beleuchtung des Tores, die bei Dämmerung eingeschaltet wird. „Auch die Durchgänge sind hell“, betonte Zurkuhlen. Damit lade das Tor Fußgänger jetzt auch im Dunklen zur Durchquerung ein – im Gegensatz zu früher.

Das könnte auch Vorbild für eine Beleuchtung von Nauener Tor und Jägertor werden, sagte Baubeigeordneter Rubelt. Denn die Zinnen am Nauener Tor müssen demnächst erneuert werden. Das könnte dann zur neuen Beleuchtung führen, denn künftig sollen laut Rubelt Sanierungen an Bauwerken als Anlass genommen werden, auch die Beleuchtung mitzudenken.

Wie berichtet mahnen Beleuchtungsexperten bereits seit Jahren eine gesamtstädtische Lichtplanung an. Seit Anfang 2018 tagt daher regelmäßig ein Arbeitskreis Lichtkonzept. Darin wird ein Beleuchtungsplan für die Innenstadt diskutiert. Teil davon ist laut Rubelt der Alte Markt. Er soll im Licht erstrahlen, wenn die Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen FH fertig gebaut sind, sagte Rubelt am Rande des Termins am gestrigen Mittwoch den PNN. Wie genau das dann aussehen wird, wollte er allerdings nicht verraten. „Aber da kommt was.“

Obelisk und Nikolaikirche als Beispiele wie es nicht sein sollte

Wichtig sei es allerdings, dass städtische und historische Gebäude mit Zurückhaltung und Behutsamkeit illuminiert würden. Dabei bezog sich Rubelt auf die Beleuchtung der Nikolaikirche und des Obelisken auf dem Alten Markt. Letzterer wirft einen unglücklichen Schatten auf den Jesus am gerade erst fertiggestellten Tympanon-Relief an der Nikolaikirche.

Rubelt äußerte sich auch zu geplanten Neuerungen für die Brandenburger Straße. Ab 2020 soll sie Stück für Stück saniert werden – rund 1,5 bis 2,5 Millionen Euro könnte die Erneuerung des Straßenbelags kosten, schätzte der Baubeigeordnete. Je nachdem könnten – wenn nötig – weitere Kosten für Rohr- und Leitungssanierung dazukommen, die die Energie und Wasser Potsdam (EWP) tragen müssten. Welchen Belag die Brandenburger Straße bekommt, ist derzeit aber noch nicht klar. Drei mögliche Varianten liegen dem Bauausschuss laut Rubelt bereits vor, die künftig den Weg durch die Einkaufszone zum Brandenburger Tor schöner und bequemer machen sollen.

Das Tor hat zwei Gesichter

Der Vorgänger des Tores wurde im Zuge der Barocken Stadterweiterung 1733 als Teil der Stadtmauer errichtet, die als Zollmauer diente. Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges beschloss Friedrich der Große den Bau eines neuen Triumphtores, das den Aufstieg Preußens zur Großmacht symbolisieren sollte. Daraufhin wurde das Tor nach Vorbild eines römischen Konstantinbogens 1770 von Carl von Gontard und seinem Schüler Geord Christian Unger gestaltet – jeder war für eine Seite des Tores zuständig. Die Seite von Gontard, die man von der Brandenburger Straße kommend sieht, zeigt korinthische Pilaster und Trophäen. Die dem Luisenplatz zugewandte Seite von Gontards Schüler Unger ist prächtiger entworfen und zeigt korinthische Doppelsäulen und die Wappenkartusche. Die kleineren Seitenbögen wurden erst unter Friedrich Wilhelm IV. geöffnet, um Fußgängern die Durchquerung zu ermöglichen. Restauriert wurde das Tor von der Firma PKZ Werkstätten für Denkmalpflege aus Poznan, die bereits seit den 1970er Jahren in Potsdam – unter anderem in Sanssouci – arbeitet.

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