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Brache in Potsdam: Hotel schließt Lücke hinter der Hauptpost

Eine der letzten großen Brachen in der Potsdamer Innenstadt bekommt einen Neubau. Der Komplex aus Hotel und Boardinghaus soll sich an die Bauten in der Umgebung anpassen.

Potsdam - Seit das Fernmeldeamt hinter der Hauptpost 2005/06 abgerissen wurde, ist die Ecke Am Kanal und Französische Straße eine Brache. Noch grünt dort – sozusagen auf Abruf – eine Wiese. Die Baulücke soll jedoch bald geschlossen werden: mit einem Hotel und einem Boardinghaus. Bauträger ist die Münchner Grund Immobilien GmbH, die das Architekturbüro Guder Hoffend Berlin mit der Gestaltung der prominenten Ecke beauftragt hat. Am Freitagabend stellte Matthias Hoffend in einer öffentlichen Sitzung des Gestaltungsrates Potsdam den Architekturentwurf für Hotel und Wohnhaus vor. Das Hotel wird an der Straße am Kanal angesiedelt, das Boardinghaus um die Ecke in der Französischen Straße bis an das Kunsthaus „Sans titre“ heran. Dort übernimmt die weitergehende Bebauung dann die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956.

Der Baubeginn des Hotels mit rund 200 Zimmern und der 126 Kleinstwohnungen ist im Herbst dieses Jahres geplant. Im Parterre laden große Schaufenster in beiden Straßen zum Einkaufen ein. Darüber gibt es vier Etagen und ein Staffelgeschoss mit Dachgauben. Der Bauantrag sei bereits gestellt, sagte Hoffend.

Hauptpost soll das Ensemble optisch bestimmen

Noch aber scheiden sich die Geister, ob die neuentstehende Fassade sehr stark zurückgenommen werden soll, um der Hauptpost nicht die Schau zu stehlen, oder ob sie besser ein Eigengewicht in moderner Architektursprache bekommt. Der Potsdamer Gestaltungsrat plädierte in enger Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro für Zurückhaltung, die Gäste der öffentlichen Sitzung, in der der jüngste Entwurf vorgestellt wurde, eher für eine persönliche Ausstrahlung des Neubaus. Die jetzige Hotelansicht sei langweilig, sagte ein engagierter Bürger. „Wir wollen doch nicht wieder so etwas wie die Fassade der Industrie- und Handelskammer in der Breiten Straße“, erklärte er und erntete damit Beifall.

Petra Kahlfeldt vom Gestaltungsrat zeigte sich jedoch zufrieden mit dem überarbeiteten Entwurf. Er sei inzwischen um „Klassen besser“ als der erste. Der 24 Meter hohe Turm, der an der Straßenecke aufgesetzt werden sollte, ist verschwunden. Das Dach hat eine Schräge bekommen und passt sich besser dem Nachbargebäude an und die Gauben lockern es gut sichtbar auf. Man habe das Architekturbüro gedrängt, sagte Kahlfeldt, eine einfache Fassadengestaltung zu wählen und der Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Hauptpost, die rund 19 Meter hoch ist, den Vorrang zu lassen. Dem Gestaltungsrat war es wichtig, dass die wilhelminische Hauptpost, die in neobarockem Stil von Ernst Hake erbaut und von Kaiser Wilhelm II. persönlich eingeweiht wurde, das Ensemble dominiert. Der Gestaltungsrat hatte gefordert, die Fassade möglichst schlicht zu halten. Das sei inzwischen gut gelungen, sagte Kahlfeldt.

Eine der letzten großen Baulücken in der Potsdamer Innenstadt wird geschlossen

Die Hotelfassade soll mit Naturstein besetzt werden und dabei sei an einen Kalkstein gedacht, sagte Hoffend. Er zeigte sich aber auch nicht abgeneigt, das Hotel – wie angeregt – im Eingangsbereich noch etwas attraktiver zu machen. „Wir reden jetzt schon vom Kleid, das das Hotel anziehen kann und nicht mehr vom Gebäude“, sagte er. Grundsätzlich waren sich Architekt und Gestaltungsrat einig, dass nach mehreren Beratungen ein guter Kompromiss gefunden worden ist.

Mit der Bebauung der Ecke Am Kanal/Französische Straße wird eine der letzten hervorstechenden Baulücken in der Innenstadt geschlossen. Allerdings harrt noch immer der Baubereich gegenüber dem Stadtschloss, wo Synagoge und ehemalige Gaststätte zum Einsiedler und die zweite Ecke des Achteckenhauses entstehen sollen, der weiteren Gestaltung. Ein Baufortschritt ist dort immer noch nicht zu erkennen.

Zu Beginn der Sitzung hatte Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) darauf hingewiesen, dass die Stadtverordneten zwar beschlossen hätten, dass der Gestaltungsrat nicht mehr öffentlich tagt. Er sei jedoch erfreut, dass sich beim Hotel wie auch bei der Wohnsiedlung Rote Kasernen, die ebenfalls am Freitagabend mit Änderungen vorgestellt wurde, die Architekten bereit erklärt hätten, Öffentlichkeit zuzulassen. So soll auch in Zukunft verfahren werden, um möglichst oft die Potsdamer einzubinden.

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