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Verschiedene Bebauungsvarianten für die Brache wurden vorgestellt.

© Max Dudler

Brache in Babelsberg: Einstiges Industriegelände wird grünes Quartier

Das Oberlinhaus und die Stadt haben ihre Pläne für die Glasmeisterstraße vorgestellt, unter anderem sind 250 barrierefreie Wohnungen geplant. Kritik gab es an den Architekturentwürfen.

Potsdam - Rote Klinkerfassaden und grüne Wege könnten das neue Quartier, das das Oberlinhaus mit der Stadt auf der Brache an der Glasmeisterstraße in Babelsberg plant, in Zukunft prägen. Die Projektpartner stellten am Donnerstagabend in einer öffentlichen Werkstattveranstaltung den aktuellen Stand zum Bebauungsplan Nr. 166 für das Areal zwischen Glasmeister-, Johannsen- und Rudolf-Breitscheid-Straße vor.

Das Oberlinhaus plant auf dem nördlichen Teil einen Wohn- und Gesundheitscampus mit 250 barrierefreien Wohnungen für Senioren und Menschen mit Behinderung, mindestens 70 sollen geförderte Sozialwohnungen sein. Damit macht der Oberlin-Campus etwa ein Drittel des 6,2 Hektar großen Geländes aus. Auf einer Fläche an der Johannsenstraße, auf der sich alte Garagen befinden, ist eine Integrationskita mit 180 Plätzen geplant.

Minimalistisch gestaltete Blöcke mit grünen Innenhöfen 

Das Schweizer Architekturbüro Max Dudler zeigte verschiedene Entwürfe, wie das Quartier einmal aussehen könnte: Alle Varianten sehen minimalistisch gestaltete Blöcke mit grünen Innenhöfen und variablen Höhen von drei bis sechs Geschossen vor. Die rote Klinkeroptik orientiere sich an den Ziegelfassaden des bestehenden Oberlin-Campus’ in Babelsberg, so Björn Werner vom Architekturbüro. Geplant ist eine grüne Durchwegung, die das Gelände von allen Richtungen für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen querbar macht. Eine Ost-West-Achse soll an die Voltastraße anschließen, wodurch eine Verbindung zum S-Bahnhof Babelsberg hergestellt werden soll. Autos sollen in dem Viertel nicht fahren, für sie sind bis zu 220 Stellplätze in Tiefgaragen vorgesehen.

Die Brache an der Glasmeisterstraße.
Die Brache an der Glasmeisterstraße.

© Ottmar Winter

Das Oberlinhaus will mit dem neuen Campus seinen Standort an der Rudolf-Breitscheid-Straße entlasten: So sind auch 40 Wohneinheiten für Wohngruppen von Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen oder Autismus vorgesehen. Zudem sollen auf rund 1000 Quadratmetern zum Beispiel Arztpraxen oder Rehabilitationsangebote einziehen. Dabei soll es jedoch nicht bleiben: „Wir wollen Orte der Begegnung schaffen“, sagte Oberlin-Vorstand Andreas Koch. „Es soll ein Quartier für jüngere und ältere Menschen werden.“ So gibt es die Überlegung, gewerbliche Nutzungen wie ein Café, einen Waschsalon, eine Fahrradwerkstatt oder Urban Gardening vor Ort anzusiedeln, um das neue Viertel attraktiv und lebendig zu gestalten.

Stadt möchte Förderschule bauen

Unklar ist noch, was im Süden des Areals passieren soll: Dieser Teil wird von der Firma Regiobus als Stellplatz genutzt, doch die Stadt möchte hier nach Möglichkeit eine Förderschule bauen. Derzeit ist die Stadt in Verhandlungen mit Regiobus, das Unternehmen werde wohl einige Jahre dort bleiben: „Hier sind wir leider noch nicht so weit, wie wir uns das gewünscht haben“, sagte Erik Wolfram vom Fachbereich Stadtplanung. Aufgrund der Enge des Grundstücks müssten – je nach Größe der künftigen Schule – eventuell Teile des Schulhofs auf das Dach des Gebäudes verlagert werden, sagte Björn Werner. Eine Schule im südlichen Bereich des Geländes wäre auch aus Schallschutzgründen wichtig für das Quartier, um es vor der Bahntrasse abzuschirmen.

Oberlin-Vorstand Andreas Koch.
Oberlin-Vorstand Andreas Koch.

© promo

Eine Herausforderung besteht in den zahlreichen Schadstoffen, die sich auf dem ehemaligen Industriegelände angesammelt haben: Zwischen 1870 und 1927 befand sich hier ein Gaswerk, von 1890 bis 1930 eine Textilfabrik. Durch die historische Nutzung ist der Untergrund mit zahlreichen Altlasten kontaminiert, wodurch vor Ort ein Grundwasserschaden eingetreten sei, heißt es in der Begründung der Stadt. Die meisten Schadstoffe befinden sich im Bereich des früheren Gasometers, dessen Sockel bereits abgetragen wurde. Frühere Planungen zur Entwicklung des Geländes sahen dort die Errichtung eines Parkhauses vor, die Belastung ist aber so stark, dass die kontaminierte Fläche zurückgebaut werden soll, so Björn Werner.

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Gemischte Reaktionen - Kritik an der Architektur

Die Entwürfe von Max Dudler wurden von den Teilnehmer:innen der Onlineveranstaltung gemischt aufgenommen: Während das Grundkonzept viele überzeugte, wurde mehrfach Kritik an der Architektur geäußert: „Diese Klötze haben mit Babelsberg überhaupt nichts zu tun, das gefällt mir nicht“, sagte der Bauträgerunternehmer und Stadtverordnete Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis). Noch ist aber nichts beschlossen: Werner betonte, dass es sich nur um Entwürfe handele, es gebe noch keine Verträge mit dem Architekturbüro, das Quartier tatsächlich zu planen.

Mehrere Teilnehmer, darunter Götz Friederich (parteilos), wünschten sich Schrägdächer statt der geplanten Flachdächer. Dies sei nicht möglich, sagte Werner: „Wir können aufgrund der Kontaminierung des Bodens kein Regenwasser in die Kanalisation einleiten.“ Deshalb brauche man mindestens 75 Prozent Retentionsdächer oder begrünte Dächer, die das Wasser auf der Dachfläche zurückhalten und eine natürliche Verdunstung ermöglichen. Zur Höhe der Investitionen wollte sich das Oberlinhaus nicht äußern: „Das hängt vom genehmigten Bauvolumen ab“, sagte Oberlin-Sprecherin Andrea Benke. Frühere Planungen sahen rund 100 Millionen Euro vor. Baubeginn soll 2024 sein.

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