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Botschafter der Aurora Stiftung: Eine Symbolfigur der Mitmenschlichkeit zu Besuch in Potsdam

Aurora-Preisträger und Arzt Tom Catena besuchte die Baustelle des Garnisonkirchturms. Er ist voller Sympathie für das Projekt und ist auch indirekt gleich zweifach mit dem Wiederaufbau verbunden.

Potsdam - Nur ein Arzt für eine Million Menschen in einem Gebiet halb so groß wie Österreich, Patienten mit Krankheiten wie Lepra und Tuberkulose und nicht mal ein Röntgengerät zur Untersuchung: Die Zustände im sudanesischen Bürgerkriegsgebiet sind erschreckend. Für rund acht Jahre war der US-Amerikaner Tom Catena der einzige Arzt vor Ort. Für sein Engagement wurde er 2017 mit dem „Aurora-Preis für gelebte Menschlichkeit“ ausgezeichnet. Am Donnerstag besuchte er als Botschafter der Aurora Stiftung die Nagelkreuzkapelle und sprach mit dem Verwaltungsvorstand der Wiederaufbaustiftung Peter Leinemann. Die Aurora-Stiftung erinnert an den Völkermord an den Armeniern in den Jahren 1915 bis 1923, indem sie Projekte und Menschen unterstützt, die sich für Menschlichkeit einsetzen.

Verbindung zur Garnisonkirche

Der 54-jährige Catena ist mit dem Potsdamer Wiederaufbauprojekt in doppelter Hinsicht indirekt verbunden. Einerseits spendete einer der Aurora-Stifter, der US-amerikanisch-armenische Unternehmer Noubar Afeyan, im Sommer nach PNN-Informationen einen niedrigen sechsstelligen Betrag für die Garnisonkirchenstiftung. Einer von Afeyans Vorfahren war während des Völkermords an den Armeniern im Ersten Weltkrieg von einem deutschen Soldaten gerettet worden. Als er vom in der Garnisonkirche geplanten Versöhnungszentrum erfuhr, wollte er dies unterstützen.

Tom Catena (rechts) besuchte die Nagelkreuzkapelle an der Breite Straße zusammen mit Peter Leinemann (links) und Daniel Greve (Projektmanager "Global Perspectives Initiative").
Tom Catena (rechts) besuchte die Nagelkreuzkapelle an der Breite Straße zusammen mit Peter Leinemann (links) und Daniel Greve (Projektmanager "Global Perspectives Initiative").

© Andreas Klaer

Die zweite Verbindung Catenas sei die Geschichte: Schon als Schüler habe er sich sehr dafür interessiert und habe Bücher über Preußen und die deutschen Kaiser gelesen. „Amerika ist ja ein sehr junges Land. Deshalb fand ich Länder mit längerer Geschichte reizvoll“, sagte Catena. Potsdam und die Garnisonkirche sei ihm daher schon ein Begriff gewesen. Außerdem sei er ein Fan von klassischer Architektur.

Zu wenige gläubige Christen in Potsdam

Der Kirchenwiederaufbau ist für Catena auch als Christ von Interesse. Es sei ein Weg, Gott zu dienen, sagte er. Deshalb habe er große Sympathie für das Projekt. Allerdings musste Leinemann einräumen, dass es wohl erstmal nur beim Turmbau bleibt. Es gebe in Potsdam nicht genügend gläubige Christen für ein so großes Kirchenschiff wie das der früheren Garnisonkirche.

Turmbau liegt im Zeitplan

Der Turm der umstrittenen Garnisonkirche soll bald sichtbare Formen annehmen. Wie der Verwaltungsvorstand der Wiederaufbaustiftung Peter Leinemann sagte, soll im Januar mit den Maurerarbeiten am Sockel des rund 90 Meter hohen Turms begonnen werden. Der Bau liege im Zeitplan – abgesehen von den sechs Monaten Verzug durch Probleme beim Fundament.

Für den Gast fand Leinemann nur lobende Worte: „Tom Catena lebt vorbildlich, was wir mit dem Wiederaufbau der Garnisonkirche anstreben: Mitmenschlichkeit und Versöhnung“. Er führte ihn durch die Nagelkreuzkapelle, zeigte Artefakte aus dem Originalbau und referierte die Sicht der Garnisonkirchenstiftung auf die Geschichte des Bauwerks.

Afrika lässt Catena nicht los

Im März will Catena wieder in die sudanesische Provinz Süd-Kordofan zurückkehren. „Wenn man einmal in Afrika war, lässt es einen nicht wieder los“, sagte er. Es sei immer sein Traum gewesen, Missionsarbeit zu leisten. Nach seinem Medizinstudium und fünf Jahren als Fliegerarzt bei der US-Marine ging er deshalb zuerst für eine katholische Hilfsorganisation nach Kenia.

Seit es im Sudan seit anderthalb Jahren einen Waffenstillstand gibt, wird Catena auch von zwei anderen Ärzten unterstützt. Ein Teil seines Preisgeldes von 100.000 Dollar wird dort auch dem Mother of Mercy-Hospital für die Ausbildung lokaler Fachkräfte zugutekommen. Außerdem konnte Catena eine weitere Million US-Dollar an andere Hilfsprojekte verteilen. Davon profitieren die African Mission Healthcare Foundation (USA), das Catholic Medical Mission Board (USA) und die deutsche Aktion Chanchanabury, die sich insbesondere um HIV-Patienten kümmert.

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