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Bombenentschärfung in Potsdam: Was am Donnerstag wichtig ist

Es ist wieder soweit: In Potsdam wird erneut eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. 3000 Menschen müssen ihre Häuser verlassen und wieder ist der Zugverkehr betroffen. Was ist noch wichtig? PNN.de gibt einen Überblick.

Welcher Bereich ist vom Sperrkreis betroffen?

Die 3000 Bewohner im Sperrkreis müssen ihre Wohnungen am Donnerstag bis 8 Uhr selbstständig verlassen haben. Erst danach können Evakuierungstrupps kontrollieren, ob sich noch Menschen in dem gesperrten Bereich befinden.

Von den Sperrungen betroffen sind die Teltower und die Templiner Vorstadt zwischen Friedrich-List-Straße, Nuthestraße, Horstweg und Albert-Einstein-Straße. Die Heinrich-Mann-Allee ist zwischen Brauhausberg und Horstweg gesperrt, die Friedrich-Engels-Straße zwischen Leipziger Dreieck und Nuthestraße. Autofahrer werden gebeten, das Gebiet weiträumig zu umfahren. Der Hauptbahnhof, die Humboldtbrücke, die Lange Brücke und die Nuthestraße bleiben für Autofahrer passierbar, ebenso die Albert-Einstein-Straße und die Zufahrt zum Wissenschaftspark. Sowohl die Friedrich-List-Straße als auch der Horstweg sind nicht von der Sperrung betroffen. Die Nuthe ist für Wassertouristen ab Horstweg gesperrt. 

Im Sperrkreis für die Bombenentschärfung befinden sich zwei Pflegeheime, eine Einrichtung des betreuten Wohnens, zwei Kindertagesstätten, das Jugendkulturzentrum Freiland, zwei Friedhöfe, der Kletterpark, außerdem die Staatskanzlei, das Redaktionsgebäude der Märkischen Allgemeinen Zeitung sowie die Ministerien und Landesämter und der Bundespolizeistandort am Standort Heinrich-Mann-Allee 103. 

Wo befinden sich Ausweichquartiere?

Wer am Donnerstagmorgen seine Wohnung verlassen muss, kann während der Evakuierung und Entschärfung als Ausweichquartier das Bürgerhaus Am Schlaatz, Schilfhof 28, nutzen.

Personen, die nicht selbstständig den Sperrkreis verlassen können, melden sich bitte frühzeitig bei der Potsdamer Feuerwehr unter (0331) 370 1216, um einen Transport für Donnerstag  zu bestellen. Unter dem Link: https://egov.potsdam.de/gis-kmb kann eine adressgenaue Karte zum Sperrkreis eingesehen werden.

Welche Einschränkungen gibt es im Nah- und Fernverkehr?

Einschränkungen gibt es auch bei Straßenbahnen und Bussen sowie im S-Bahn- und Regionalverkehr. Die Deutsche Bahn teilte mit, ab 9 Uhr würden keine Züge zwischen dem Hauptbahnhof und Griebnitzsee verkehren. Die Züge der Linie RE1 sollen zwischen Berlin-Charlottenburg und Werder (Havel) über Golm als Zusatzhalt umgeleitet werden. Dort bestehe Anschluss zu den Zügen RB21 und 22. Die Haltepunkte in Berlin-Wannsee, Potsdam-Hauptbahnhof, Potsdam-Charlottenhof und Potsdam-Park Sanssouci entfallen. Allerdings liege der Hauptbahnhof selbst nicht im Sperrkreis. Man gehe von einem Ende der Behinderungen gegen 13.30 Uhr aus, hieß es von der Bahn. Fahrgäste würden gebeten, auch die S-Bahn zwischen Berlin-Charlottenburg und Potsdam-Babelsberg zu nutzen. Ein Ersatzverkehr mit Bussen wird nicht eingerichtet. Betroffen sind auch die Straßenbahnlinien 91, 92, 93, 96 und 98 vom Hauptbahnhof in Richtung Süden sowie die Buslinien 690, X1, 601, 611, 619 und 750. Ab 8 Uhr fahren diese Linien vom Hauptbahnhof durch bis zum nächsten Haltepunkt außerhalb des Sperrkreises. Sobald der Sperrkreis gesichert ist, wird der Verkehr auf diesen Linien ganz unterbrochen.

Wann wird der Sperrkreis voraussichtlich wieder freigegeben?

Wie lange die Evakuierung und die Bombenentschärfung dauern, hängt auch davon ab, ob es bei der Räumung Zwischenfälle gibt - in der Vergangenheit ist das häufig der Fall gewesen. Die Einsätze haben sich durch die Störungen in die Länge gezogen. Die vorige Bombenentschärfung am Tramdepot in Potsdam ist zu einem regelrechten Krimi geworden, weil erst Störer in den Sperrkreis eindrangen und dann der erste Versuch, die Bombe zu entschärfen scheiterte. 

Viele Menschen haben die Entschärfung des deformierten Blindgängers durch Sprengmeister Klaus Schulze live im PNN-Ticker verfolgt. Der Sperrkreis wurde erst um 15.21 Uhr wieder aufgehoben.

Was für eine Bombe wurde diesmal in Potsdam gefunden?

Bei dem Sprengkörper, der auf dem Gelände des ehemaligen Tramdepots in Potsdam gefunden wurde, handelt es sich erneut um eine 250 Kilogramm schwere britische Fliegerbombe. Laut Stadtverwaltung ist es Bombe Nummer 191, die im Stadtgebiet seit dem Jahr 1990 entschärft wird. Die Statistik erfasst Sprengkörper über 50 Kilogramm. Laut einem Sprecher des Rathauses kam die Bombe bei einer gezielten Kampfmittelsuche im Vorfeld einer Baumaßnahme auf dem Areal nahe der Heinrich-Mann-Allee zum Vorschein. 

Wann wurde die Bombe über Potsdam abgeworfen?

Die Bombe wurde vermutlich in der Nacht des 14. April 1945 von einem Flugzeug der britischen Luftwaffe über der Stadt abgeworfen. Der Befehl zur Bombardierung Potsdams wurde um 22.39 Uhr erteilt. 20 Minuten später stand die historische Stadtmitte in Flammen. In England löste das eine Debatte aus. Churchill fragte seine Militärs: Warum? Die PNN haben sich den Ereignissen jener Nacht in einem Sonderartikel gewidmet.

Wer soll den Blindgänger entschärfen?

Sprengmeister Mike Schwitzke vom Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Brandenburg, der schon Anfang Juli eine britische Fliegerbombe vom Typ "MC 500" im Nuthepark nahe des Hauptbahnhofs in Potsdam entschärft hat, ist am Donnerstag wieder im Einsatz. 

Bislang hat man allein im Gebiet Nuthepark rund sechs Tonnen Munition aus dem Boden geholt. Noch im Juli sagte Sprengmeister Mike Schwitzke den PNN, dass er damit rechne, dass dort noch bis zu drei Tonnen weitere Munition im Erdreich lagern.

Störer müssen mit hohen Bußgeldern rechnen

Wie schon bei der vorigen Bombenentschärfung drohen Störern hohe Geldstrafen. Wer den Sperrkreis durchbricht oder sich weigert, das abgesperrte Areal zu verlassen, muss mit einer Geldbuße von bis zu 5000 Euro rechnen. Die Stadt kündigte an, jede Störung bei der Evakuierung und Entschärfung zur Anzeige zu bringen, beziehungsweise selbst Bußgeldverfahren einzuleiten. Nach der Bombenentschärfung Anfang August wurden Bußgelder gegen sieben Störer verhängt - fünf davon mussten mehr als 500 Euro zahlen. 

Eine Störung der Gefahrenabwehrmaßnahme sei ein Verstoß gegen die Kampfmittelverordnung für das Land Brandenburg hieß es. Danach handle ordnungswidrig, wer vorsätzlich oder fahrlässig gekennzeichnete Stellen betrete, auf denen Kampfmittel entdeckt worden sind und die als Gefahrenbereich gekennzeichnet sind. "Die Störer gefährden dabei nicht nur sich selbst, sondern auch den Sprengmeister bei seiner Arbeit. Die Ordnungswidrigkeit kann mit einem Bußgeld von bis zu 5000 Euro geahndet werden", sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung am Donnerstag.

Kurzer Rückblick: Bei der Bombenentschärfung Anfang Juli musste die Polizei zwar niemanden mit Gewalt aus dem Sperrkreis holen. Allerdings gestaltete sich die Räumung an manchen Stellen nicht ganz reibungslos. Ein Potsdamer, der im Sperrkreis wohnte stellte sich während der laufenden Evakuierung noch einmal unter die Dusche. Eine Frau soll ihre Wohnung erst nach intensiveren Gesprächen mit der Polizei verlassen haben. Bei einer Bombenentschärfung im Jahr 2017 wurden bereits vier Bußgelder von jeweils mehr als 500 Euro verhängt. 

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