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Landeshauptstadt: Blumenmuster für die Gäste

Das Gästeappartement in der Beletage von Cecilienhof ist restauriert – und erstmals Teil des Museums

Potsdam - Am Anfang stand ein flapsiger Ausspruch. „Was haben die eigentlich gemacht hier die ganze Zeit? Das sieht doch so aus wie vorher“, scherzte Schlösserstiftungschef Hartmut Dorgerloh am gestrigen Freitag. Der oberste Hüter der Potsdamer Preußenschlösser hatte Pressevertreter ins Schloss Cecilienhof eingeladen, um den Stand der laufenden Sanierungsarbeiten am jüngsten der Potsdamer Hohenzollernschlösser zu präsentieren. Während Dorgerloh, vor dem Sowjetstern im Innenhof des Schlosses stehend, seinen Scherz über den scheinbar nicht sichtbaren Baufortschritt machte, konnte man zugleich bei einem Blick nach oben auf das Schlossdach bestaunen, wie homogen rot und schwärzlich das Dach wirkt, obwohl rund ein Drittel der Ziegel im wahrsten Sinne des Wortes brandneu sind. Mit anderen Worten: Es sieht wirklich so aus wie vorher.

Vögel an den Wänden leuchten wieder

Während der von der Potsdamer Konferenz 1945 herrührende Sowjetstern im Rasen derzeit nur erdfarben daherkommt, da um diese Jahreszeit auf dem abgezirkelten Beet keine Blumen stehen, glänzt jetzt umso mehr das Schloss von innen. Der einstige Frühstücksraum des Kronzprinzenpaares Wilhelm und Cecilie wurde einer Generalauffrischung unterzogen. Die paradiesischen Vögel an den Wänden leuchten wieder im Glanz der Farben. Auch die Ausleuchtung des Raumes sei erneuert worden, heißt es aus der Stiftung.

Und seit Samstag werden die Schlossbesucher einige Zimmer zu sehen bekommen, die wahrscheinlich noch nie für die Öffentlichkeit zugänglich waren: In der Beletage des Schlosses, also dem ersten Obergeschoss, ist jetzt das frisch restaurierte Gästeappartement zu sehen. Es besteht aus Wohn-, Schlaf- und Badezimmer sowie einer Dienerkammer. In vergangenen Jahrzehnten diente diese kleine Wohnung im Schloss als Büro- und Besprechungsraum.

Textile Ausstattung ist bemerkenswert

Bemerkenswert ist die textile Ausstattung der beiden Haupträume der Wohnung, die mit ihren stilvollen Stofftapeten ein angenehmes Wohngefühl erzeugen. Der Teppichboden im Wohnzimmer besticht mit seinem reichen Blumenmuster, während den Besucher im Schlafzimmer eine nicht weniger aufwendig gestaltete textile Tapete mit einem Überschwang an roten Blüten und weiteren Motiven erwartet. Die textile Ausstattung der Zimmer war nach Angaben der Schlösserstiftung im Jahre 1974 ins Depot ausgelagert worden. Und nun, 43 Jahre später, sind die Kostbarkeiten aus Stoff an ihren angestammten Platz zurückgekehrt – nicht ohne vorher gründlich restauriert worden zu sein.

Es seien Gebrauchsspuren und Schäden durch Lichteinfall zu verzeichnen gewesen, sagte Textilrestauratorin Ute Rönnecke beim gestrigen Rundgang durch die wiedergewonnenen Räume. Besonders fragile Stoffe wurden mit passend eingefärbtem Stützgewebe unterlegt. Auf komplette Neuanfertigungen hat man dabei bewusst verzichtet. Für das Badezimmer hingegen mussten fehlende Sanitärobjekte und Armaturen im Antikhandel erworben oder auch nach historischem Vorbild nachgefertigt werden.

Einst weilte hier das Kronprinzenpaar

Die nun restaurierte Suite war einst für Gäste des Kronprinzenpaares bestimmt – daher der Name Gästeappartement. Stiftungsangaben zufolge nächtigte hier unter anderem Alexandrine zu Mecklenburg. Sie war die ältere Schwester von Kronprinzessin Cecilie. Vermutlich nutzte Cecilie die Räumlichkeiten auch selbst, wenn keine Gäste da waren.

Die Liste der Besucher, die überhaupt im Schloss Cecilienhof in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu Gast waren, weist prominente Namen auf, wie Schlossbereichsleiter Harald Berndt zu berichten weiß. So seien unter anderem die Dirigenten Wilhelm Furtwängler und Herbert von Karajan, ebenso wie der Pianist Wilhelm Kempff zu Gast gewesen. Aber auch Adolf Hitler, Hermann Göring, Joseph Goebbels und Benito Mussolini folgten hier Einladungen des Kronprinzenpaares. Obwohl die Monarchie bekanntlich im Jahre 1918 abdanken musste, durfte das Kronprinzenpaar Wilhelm und Cecilie weiter im Schloss wohnen. Bis 1945 diente ihnen der opulente Bau im Stile eines englischen Landhauses als Familiendomizil.

Man wollte sich noch eine architektonische Perle gönnen

Errichtet wurde Cecilienhof in den Jahren 1913 bis 1917 nach Plänen des Architekten Paul Schultze-Naumburg als Wohnsitz für das Kronprinzenpaar. Vor ziemlich genau 100 Jahren, am 9. November 1917, fand die Einweihung durch Kaiser Wilhelm II. statt. Während draußen in Europa der Krieg tobte, hatten die Hohenzollern sich selbst und der beschaulichen preußischen Residenzstadt Potsdam noch einmal eine architektonische Perle gönnen wollen.

Im Jahre 2020 – mithin 75 Jahre nach der Potsdamer Konferenz – will die Schlösserstiftung das Schloss Cecilienhof in den Mittelpunkt des Interesses rücken, blickte Stiftungschef Dorgerloh gestern schon einmal voraus. Die Restaurierungsarbeiten am Schloss sollen im kommenden Jahr abgeschlossen werden. 9,8 Millionen Euro werden die Arbeiten voraussichtlich insgesamt kosten. Wann der Hotelbetrieb im Schloss wieder aufgenommen werden kann, ist derzeit unklar. Im Jahr 2014 musste das zur Relexa-Gruppe gehörende Hotel wegen der Sanierungsarbeiten geschlossen werden. „Wir sind mit Relexa im Gespräch“, sagte Dorgerloh. Mehr könne er im Moment zur Zukunft des Hotels nicht sagen. Die Stiftung wolle, dass es mit Relexa im Cecilienhof weitergeht.

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