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blu in Potsdam: Der lange Weg zum neuen Bad

Potsdams Stadtverordnete fassten 1996 den Beschluss, einen Freizeitpark mit Spaßbad zu eröffnen. Dann passierte jahrelang nichts. Nun, also 21 Jahre später, eröffnet im Juni das neue Bad blu.

Von Peer Straube

Seit 1971 die Schwimmhalle am Brauhausberg eröffnet wurde, ist das Areal Potsdams wichtigster Badstandort. Das ändert sich zum ersten Mal 1996, als die Stadtverordneten den Beschluss für einen Freizeitpark nebst Spaßbad fassen, der auf der Brache der ehemaligen Brotfabrik an der Neuendorfer Straße in Drewitz gebaut werden soll. Die Berliner Webergruppe will das Projekt verwirklichen, es gibt sogar einen symbolischen ersten Spatenstich.

Nachdem sich jahrelang nichts tut, zieht Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) im Sommer 2004 die Reißleine. Weil die Webergruppe kein Finanzierungskonzept vorlegen kann, erklärt Jakobs das Projekt für gescheitert. Stattdessen soll die alte DDR- Schwimmhalle am Brauhausberg abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden, der bis 2007 stehen muss – andernfalls bekommt die Stadt nicht die vom Land in Aussicht gestellte 80-Prozent-Förderung.

Im Januar 2005 überraschen die Stadtverwaltung und der damalige Stadtwerkechef Peter Paffhausen die Öffentlichkeit mit der Ankündigung, der brasilianische Stararchitekt Oscar Niemeyer werde ein Spaßbad für den Brauhausberg entwerfen. Die Kuppelwelt des greisen Meisters entzückt Architekturfans, wird aber trotz Überarbeitung schließlich als zu teuer verworfen – das Land lehnt eine Förderung des 38,5 Millionen Euro teuren Vorhabens ab.

Im Jahr 2010 kommt der nächste Standort ins Spiel: Die Stadtverordneten beschließen gegen die Stimmen der Linken einen Badneubau im Bornstedter Feld – die Halle am Brauhausberg soll abgerissen, das Areal zur Quersubventionierung des Badneubaus verkauft und mit Stadtvillen bebaut werden. Gegen diese Pläne kämpft die neue Bürgerinitiative Pro Brauhausberg. Die Kritik am Projekt wächst zudem, weil bei der Ausschreibung kein Bieter den Kostendeckel von 18 Millionen Euro einhält.

Im November 2011 erklärt Jakobs, die Potsdamer sollen befragt werden, ob sie ein Bad am Brauhausberg oder im Bornstedter Feld wollen. 70 000 Potsdamer beteiligen sich an der Abstimmung. Das Ergebnis ist eindeutig: Zwei Drittel wollen ein Bad am Brauhausberg, nur ein Drittel votiert für den Volkspark. Es folgt ein zweistufiges Wettbewerbsverfahren, aus dem der Entwurf des Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner als Sieger hervorgeht. Parallel gibt es allerdings weiterhin Bestrebungen, die alte DDR-Schwimmhalle zu erhalten. Die Bürgerinitiative „Pro Brauhausberg“ beantragt 2011 beim Land, sowohl die Halle als auch das benachbarte frühere Terrassenrestaurant „Minsk“ unter Denkmalschutz zu stellen. Das Landesdenkmalamt lehnt das allerdings ab. Zur Begründung heißt es, die Potsdamer Schwimmhalle sei ein „Wiederholungsbau“, denkmalwürdig sei lediglich der Prototyp dieses Sonderbaus in Dresden, der deshalb auch unter Schutz stehe.

In der sächsischen Landeshauptstadt sei zudem auch das zu DDR-Zeiten entstandene städtebauliche Umfeld noch intakt, in Potsdam hingegen seien die einst das Ensemble komplettierenden Freiflächen, also die Treppenanlagen, Blumenrabatten und Springbrunnen der Munitionssuche für das Niemeyer-Bad zum Opfer gefallen und daher „unwiederbringlich zerstört“. Peer Straube

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