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Das Taucherschiff vom Kampfmittelräumdienst des Landes. 

© Andreas Klaer

Update

Blindgänger in Potsdam: Am Freitag Entscheidung über Sprengung oder Entschärfung

In der Havel nahe der Potsdamer Freundschaftsinsel wurde ein 250 Kilogramm schwerer Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. 13.000 Menschen leben im Sperrkreis, es wird zu erheblichen Verkehrseinschränkungen kommen. 

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Potsdam - In Potsdam wurde am Dienstagabend ein Blindgänger nahe der Freundschaftsinsel in der Havel gefunden. Die 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg soll am Freitag entschärft werden. 13.000 Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen. Der Sprengkörper wurde von Tauchern bei einer systematischen Kampfmittelsuche in etwa drei Meter Tiefe im Schlamm der Havel gefunden. Laut Sprengmeister Mike Schwitzke vom Kampfmittelräumdienst des Landes handle es sich um eine britische Fliegerbombe. Drei Meter Wasser liegen über der Bombe, die mit der Nase nach oben in einer Schlickschicht liegt. Den Zünder freizulegen sei laut Schwitzke wegen der herrschenden Strömung nicht möglich.

Sprengung oder Entschärfung?

Am Freitagmorgen solle ein Aluring um die Bombe platziert, danach der Schlick im Ring abgepumpt werden, um Zünder und Zustand der Bombe zu identifizieren. Danach entscheidet Sprengmeister Schwitzke über das weitere Vorgehen: Entweder ist es möglich, die Bombe an Land zu bringen oder sie muss unter Wasser gesprengt werden. Dazu sollen mehrer Strohballen zu einem Floss zusammengebunden werden. Diese werde man dann auf der Wasseroberfläche platzieren, um Splitterflug zu verhindern. „Am frühen oder späten Nachmittag sind wir damit durch“, so Schwitzke.

Um den Fundort wird ein Sperrkreis von rund 800 Metern Radius eingerichtet, den Anwohner bis 8 Uhr verlassen müssen. Zudem müssen zahlreiche Museen, der Landtag, drei Seniorenheime mit rund 350 Bewohnern, der Hauptbahnhof, die Lange Brücke, die Humboldtbrücke sowie die Feuerwache in der Holzmarktstraße gesperrt werden. „Die Einheiten werden in der Zeit im Stadtgebiet so positioniert, dass mögliche Einsatzstellen gut angefahren werden können“, sagte Ralf Krawinkel, Potsdams Feuerwehrchef, am Mittwoch bei einer eilig angesetzten Pressekonferenz der Stadt. 

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Bergmann-Klinikum muss nicht geräumt werden

Das nahegelegene Bergmann-Klinikum müsse nach Abwägung der Risiken nicht geräumt werden, teilte Potsdams Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD) mit. Potsdamer und Potsdamerinnen, die in der Innenstadt und in Zentrum-Ost wohnen, müssen den Sperrkreis bis 8 Uhr am Freitagmorgen verlassen.

Am Mittwochmorgen tagte der Einsatzstab der Stadt. Zudem waren Mitarbeiter des Kampfmittelräumungsdienstes auf einem Schiff in der Alten Fahrt im Einsatz. Unweit der Inselspitze ist eine rote Boje zu sehen - möglicherweise markiert sie den Fundort der Bombe.

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Behinderungen im Bahnverkehr

Wegen der Entschärfung kommt es zu Einschränkungen im Bahnverkehr. Der Hauptbahnhof ist ab 8 Uhr komplett gesperrt. Die S-Bahnen in Richtung Berlin starten und enden dann am Bahnhof Babelsberg. Die Regionalbahnen fahren bis zum Start der Entschärfung ohne Halt am Hauptbahnhof durch Potsdam. Ab dem Zeitpunkt der Entschärfung bis zur Entwarnung werden die Regionalzüge über Golm und Spandau umgeleitet. Auch im öffentlichen Nahverkehr kommt es zu großen Einschränkungen. Neben den Tramlinien 91, 92, 93, 96 und 98 sind auch alle Busse ab und vom Hauptbahnhof betroffen. „Im Norden der Stadt ist dann der Platz der Einheit der Umsteigepunkt für Tram- und Buslinien. Im Süden wird der Busverkehr an die Kreuzung zum Rathaus Babelsberg verlagert“, teilte Torsten Wustrack von der Unteren Straßenverkehrsbehörde mit.

Von den Sperrungen sind auch die Busse aus der Mittelmark betroffen: Die aus Richtung Werder (Havel) kommenden Linien enden am Platz der Einheit, die aus Richtung Stahnsdorf kommenden Linien am Rathaus Babelsberg. Alle Linien, die aus Richtung Beelitz/Michendorf und Schwielowsee nach Potsdam fahren, werden vom Templiner Eck zum Rathaus Babelsberg umgeleitet. Dort fahren sie zu den Zeiten ab, zu denen sie laut Fahrplan am Hauptbahnhof fahren würden. Am Brauhausberg wird unter der Brücke am Finkenweg eine Ersatzhaltestelle eingerichtet.

Der Tramverkehr komme erst komplett zum Erliegen, sobald Sprengmeister Mike Schwitzke mit der Sprengung oder Entschärfung beginnt. Davor fahren die Straßenbahnlinien noch ohne Halt zwischen dem Platz der Einheit und der Friedhofsgasse durch. „Die Straßenbahn wollen wir so lange wie möglich aufrechterhalten“, so Wustrack. Da sowohl die Humboldt- als auch die Lange Brücke gesperrt sind, gelten auch für Autofahrer weiträumige Umleitungen. „Es wird zudem 25 bis 30 Sperr- und Umleitungspunkte in der Stadt geben“, so Wustrack.

Der Sperrbereich wird begrenzt durch die Humboldtbrücke, Gutenbergstraße, Charlottenstraße, Friedrich-Ebert-Straße und Schlossstraße. Im Süden durch die Leipziger Straße, Heinrich-Mann-Allee, Friedhofsgasse, Friedrich-Engels-Straße, die Nuthe, Friedrich-List-Straße und den Park Babelsberg. 

Während der Sperrung soll das Soziokulturelle Zentrum Freiland in der Friedrich-Engels-Straße sowie der Treffpunkt Freizeit als Aufenthaltsort für Betroffene zur Verfügung stehen, die weder bei Verwandten oder Freunden unterkommen können.

Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes auf einem Schiff in der Alten Fahrt.
Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes auf einem Schiff in der Alten Fahrt.

© Jana Haase

Zur Sicherung des Sperrkreises sind Freitag rund 400 Kräfte der Stadt, der Feuerwehr, der Bundespolizei und Potsdamer Polizei im Einsatz. Unter der Nummer (0331) 289 1677 erteilt die Stadt Potsdam ab Donnerstag zwischen 7 und 19 Uhr Informationen zur Entschärfung. Am Freitag ist die Leitung ab 5 Uhr erreichbar. Bei der Bombe handelt es sich um den 203. Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg, der seit 1990 in Potsdam gefunden wurde. 

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