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Grün statt Müll. Die ehemalige Deponie im Ortsteil Paaren wird renaturiert.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Bis Gras drüber wächst

Im Ortsteil Uetz-Paaren wurde eine der letzten DDR-Deponien Potsdams beseitigt. Zwei der sogenannten Bürgermeisterdeponien gibt es noch

Uetz-Paaren - Ganz hat die Natur den Ort noch nicht zurückerobert: Hier und da schauen alte Kabel, Ziegelsteine oder rostige Blechstücke aus dem frisch planierten Boden. Letzte Spuren einer der wenigen verbliebenen DDR-Deponien Potsdams, die nun in Uetz-Paaren renaturiert worden ist. 10 000 Kubikmeter Asche und Bauschutt hatten sich hier seit den 1950er-Jahren angesammelt. Nun wurde der Müll per Bagger kompakt zusammengeschoben, mit einem halben Meter Boden abgedeckt und mit der Aussaat von Grassamen begonnen.

„Wir als Anwohner freuen uns natürlich, dass ein Schandfleck aus dem Ort verschwunden ist“, sagt Ortsvorsteher Eckhard Fuchs (Aktionsbündnis N/W) über die Fläche entlang des Kirschweges. Doch die Deponie wurde nicht nur aus ästhetischen Erwägungen abgedeckt, sondern aus Gründen der Sicherheit: Die Erddecke soll verhindern, dass Regenwasser einsickert und eventuell vorhandene Schadstoffe aus den Müll-Ablagerungen der letzten 50 Jahre ins Grundwasser spült. „Bei so einer Deponie weiß man nie, was da herausgewaschen werden kann“, sagt Lars Schmäh, Leiter des Umweltamtes Potsdam. Bei den bisherigen Untersuchungen sei aber nichts Bedenkliches gefunden worden, vier Grundwasser-Überwachungspegel rund um die 4500 Quadratmeter große Deponie kontrollieren, ob Schadstoffe wie Sulfate ins Grundwasser gelangen.

Bei dem Schuttberg in Uetz-Paaren handelt sich um eine sogenannte Bürgermeisterdeponie, eine inoffizielle Müll- Ablade-Fläche, wie es sie früher überall im ländlichen Raum gab, so Heiko Dittmann vom Landesumweltamt Brandenburg: „Fast jede Gemeinde hatte so was.“ Irgendwann sagt der Bürgermeister einer solchen Gemeinde: „Hier könnt ihr euren Abfall hinbringen“ – daher der Name. Da auf diese Weise unkontrolliert Müll verschiedenster Art abgeladen wurde, bergen die Trümmerberge gelegentlich Gefahren für Mensch und Umwelt.

In Potsdam gibt es noch zwei weitere solcher Bürgermeisterdeponien. Eine liegt in Groß-Glienicke, die größere liegt unübersehbar am westlichen Rand von Golm: 1,5 Millionen Kubikmeter Bauschutt und Siedlungsabfälle wurden hier seit 1945 entsorgt. 1974 war das Gelände zu einer geordneten Deponie erklärt worden, die Stilllegung erfolgte 1990. Doch es rumorte im Müllberg: Aufgrund vieler organischer Abfälle bildete sich Methan-Gas. Um Gestank oder gar Explosionen zu verhindern, wird das Gas seit Mitte der 90er-Jahre abgesaugt und mit einer Hochtemperaturfackel kontrolliert verbrannt.

Die Emissionen sind jedoch in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen, so Lars Schmäh, auch eine Belastung des Grundwassers konnte bislang nicht entdeckt werden. Die Abdeckung und Renaturierung der Golmer Deponie soll 2017 erfolgen.

Etwas anders sieht es in Groß Glienicke aus: Die Deponie Am Schlahn besteht ebenfalls seit den 40er-Jahren, rund 16 000 Kubikmeter Asche und Bauschutt modern hier vor sich hin. Rund um die Deponie wurden laut Umweltamt Potsdam tatsächlich erhöhte Sulfatwerte sowie ein leicht erhöhter Gehalt von giftigen Kohlenwasserstoffen (PAK) an einer Stelle gemessen. Allerdings wird der betroffene Grundwasserleiter wasserwirtschaftlich nicht genutzt, Gefahr bestehe also nicht. Wann die Bürgermeisterdeponie abgedeckt und renaturiert wird, ist offen: Anders als in Uetz-Paaren gehört das betroffene Grundstück nicht der Stadt, sondern unterschiedlichen Privateigentümern. Daher ist es schwierig zu ermitteln, wer im Besitz des Müllberges ist und wer die Kosten für seine Abdeckung übernehmen muss.

Im Falle der Uetz-Paarener Deponie lagen die Kosten der Rekultivierung bei 130 000 Euro. Dazu zählte auch die Umsiedlung von 50 Reptilien und 300 Amphibien, denn die Müllhalde hatte sich inzwischen zu einem Paradies für geschützte Arten wie die Zauneidechse entwickelt. Sie werden nun wieder auf dem renaturierten Gelände angesiedelt. „Ein paar Jahre lang muss das Gelände noch eingezäunt bleiben, bis alles bewachsen ist“, sagt Heiko Dittmann. Danach könne aus dem Schutthügel ein harmloser Rodelberg werden.

Bis dahin sollen die Anwohner ein Auge darauf haben, dass nicht doch noch jemand seinen Abfall hier ablagert, sagt Eckhard Fuchs. Denn: Auch nach der Stilllegung der Deponie im Jahr 1990 hatten viele weiterhin ihren Müll wild abgeladen. „Einmal Deponie, immer Deponie“, sagt Lars Schmäh. „Das ist bei vielen Leuten so drin.“

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