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Die Biosphäre soll für rund 20 Millionen Euro umgebaut werden. 

© Ottmar Winter

Biosphäre 2.0 kann kommen: Tropenhalle wird für mehr als 20 Millionen Euro umgebaut

Das Stadtparlament hat für den Plan von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) gestimmt - der umkämpfte Beschluss und die Folgen.

Potsdam - Der umstrittene Umbau der Tropenhalle Biosphäre kann kommen. Für den Plan von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) stimmten in der Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch SPD, Linke und die Fraktion Die Andere – das reichte gegen die Stimmen von den Grünen, CDU, FDP und AfD. 

Bekanntermaßen will das Rathaus die finanziell defizitäre Tropenhalle zu einer überregional ausstrahlenden Bildungsstätte für den Klimawandel umbauen, zu einer Biosphäre 2.0. Die dauerhafte Belastung des städtischen Haushalts mit 1,6 Millionen Euro pro Jahr bliebe dabei erhalten. Der Umbau soll demnach zwischen 2025 und 2027 erfolgen, der Gesamtpreis summiert sich mit den dann auch ausfallenden Einnahmen auf mehr als 20 Millionen. 

Allerdings sind die steigenden Baupreise darin noch nicht enthalten. Die Tropenhalle, die jüngst mit Sebastian Leifgen einen neuen Geschäftsführer bekommen hat, ist nach Sanssouci, Barberini und Filmpark der Ort mit den vierthöchsten Besucherzahlen in Potsdam. Im Beschluss ist auch enthalten, dass die Biosphäre und der Volkspark deutlich enger zusammenarbeiten sollen. Angenommen wurde auch ein SPD-Antrag, wonach mehr Angebote für Anwohner des Stadtteils vor und in der erneuerten Biosphäre zu prüfen seien. Seit Jahren wurde um die künftige Nutzung des Baus gerungen.

Schubert: Leuchtturmprojekt für Potsdam

So war es auch am Mittwoch. Sie wäre ein Leuchtturmprojekt für Potsdam, zitierte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) einen früheren Kommentar der PNN: „Hier kann etwas mit Strahlkraft entstehen.“ Die Tropenhalle trage auch dazu bei, „dass Potsdam auch im Winter von Touristen besucht wird“. Ebenso erwähnte Schubert tausende Schüler, die die Biosphäre als Bildungsort nutzen würden. Für die Attraktivierung stünden die wissenschaftlichen Einrichtungen in der Stadt bereit. Selbstkritisch sagte Schubert, vielleicht sei es ein Fehler gewesen, dass er sich nicht an der konfrontativen Diskussion der vergangenen Wochen beteiligt habe. Wichtig sei jetzt eine Entscheidung, sagte auch SPD-Fraktionschefin Sarah Zalfen. Sonst werde der Sanierungsstau für die Halle noch größer.

Sarah Zalfen, Co-Vorsitzende der SPD-Fraktion.
Sarah Zalfen, Co-Vorsitzende der SPD-Fraktion.

© Andreas Klaer

Allerdings gab es auch Gegenwind, ausgerechnet von den Grünen in der rot-grün-roten Rathauskooperation. Mit einem Änderungsantrag, der wie berichtet mehrere K.o.-Kriterien für den Umbau enthält, wolle man für die Planungen mehr Verbindlichkeit schaffen, sagte Grünen-Fraktionschef Gert Zöller. So wollten die Grünen, dass mindestens 60 Prozent der Investitionssumme gefördert werden. Auch soll das Gebäude laut den Grünen treibhausgasneutral betrieben werden. 

SPD-Fraktionschef Hagen Wegewitz wiederum stellte dazu einen neuen Änderungsantrag vor, der die K.o.-Kriterien der Grünen aufweichen sollte – demnach wolle man die genannten Bedingungen möglichst anstreben, hieß es. Dazu gehört auch, dass Eintrittspreise nach sozialen Indikatoren zu staffeln seien. Ferner sollen mit Fördermitteln auch die laufenden Zuschusskosten der Stadt gesenkt werden. Dieser SPD-Antrag wurde schließlich auch gegen die Grünen angenommen. Der Linken-Stadtverordnete Hans-Jürgen Scharfenberg sagte, nur mit einem klaren Beschluss werde man auch Chancen auf Fördermittel erhalten.

Kämmerer sorgt für Aufsehen

Die Debatte um den Bau hatte Potsdams Stadtpolitik in den vergangenen Monaten beschäftigt. So hatte auch Kämmerer Burkhard Exner (SPD) im Finanzausschuss mit einem Antrag für Aufsehen gesorgt, die jährlichen Zuschusskosten auf 1,15 Millionen Euro zu deckeln, was noch einmal erhebliche Umplanungen nötig gemacht hätte. Doch auch das war mit Mehrheit abgelehnt worden. Auch der SPD-Stadtpräsident Pete Heuer hatte gegen den Kurs des Oberbürgermeisters mobil gemacht. Das zeigte sich in der Sitzung am Mittwoch einmal mehr. 

Heuer sagte, schon 2001 hätte man sich zur Bundesgartenschau mehr über eine kostenneutrale Nachnutzung Gedanken machen müssen. In den nächsten Jahren werde man mit Zuschüssen rund 50 Millionen Euro für die Biosphäre ausgeben. Es gebe viele andere Angebote dieser Art in der Nähe. Man müsse sich fragen, was man mit all dem Geld für andere Projekte finanzieren könnte. 85 Prozent der Besucher würden nicht aus Potsdam kommen, für diese werde städtisches Geld aufgewendet.  Dafür erntet Heuer lautstarkes Unverständnis aus der eigenen SPD-Fraktion.

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Nicht durchsetzen konnten sich jene, die noch nicht votieren wollten. CDU- Fraktionschef Matthias Finken bat zum Beispiel darum, noch nicht zu entscheiden. Es lägen nicht alle nötigen Informationen vor, gerade zu Kosten und Fördermitteln. Dem schloss sich FDP-Mann Björn Teuteberg an. Die Zahlen zu den Kosten seien unseriös, zumal es um zweistellige Millionenbeträge gehe. „Ich sehe die Gefahr, dass wir schlechtem Geld gutes Geld hinterher werfen“, so Teuteberg. Gegen eine weitere Verschiebung plädierte SPD-Politiker Hagen Wegewitz: „Es liegt doch alles auf dem Tisch.“ Die Überweisung wurde mit Mehrheit abgelehnt.

Übrigens: Der Zwist in der rot-grün-roten Kooperation zu dem Thema ist allerdings kein dauerhafter Spaltpilz – im Koalitionsvertrag hatte man die Biosphäre ausgespart, in solchen Fragen können die Partner also separat entscheiden.

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