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Bildung in Potsdam: Luxemburg-Grundschule hat digitale Vorbildfunktion

Whiteboards und Tabletcomputer: Für Bildungsministerin Britta Ernst ist die Rosa-Luxemburg-Grundschule in Potsdam ein Vorbild bei der Digitalisierung.

Potsdam - Mit der Fingerspitze stupst Milena das Playmobilmännchen auf dem Tisch ein Stückchen weiter. Lotte drückt auf den Auslöser des Tablets vor ihr, klick, ein Foto. Schritt für Schritt wandern die bunten Plastikfiguren vor dem gemalten Hintergrund umher, jeweils festgehalten von einem Bild. Am Schluss soll daraus ein kurzer Film entstehen. Sie sind in der dritten Klasse an der Rosa-Luxemburg-Grundschule und beschäftigen sich mit dem Thema Kinderrechte. „Das Kind ist hingefallen und hat sich weh getan“, erklärt die achtjährige Lotte. „Aber der Papa will sie nicht zum Arzt bringen“, sagt die neunjährige Milena. Warum nicht? „Weil der Papa fies ist“, kommentieren die Mädchen, „aber das darf er nicht“. Die Geschichte haben sie sich ausgedacht, es geht um das Recht auf Gesundheit. „Die Kinder können kreativ arbeiten, bekommen zugleich Medienerziehung und die Chance, ein Interesse für das sperrige Thema zu entwickeln“, erklärt Klassenlehrerin Claudia Lennartz.

Grundschule mit Vorbildfunktion

Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) besuchte die Potsdamer Grundschule am Mittwoch, um sich den Stand der Digitalisierung anzusehen. „Das ist moderner Unterricht, wie ich ihn mir vorstelle“, sagte die Ministerin nach einem Besuch von zwei Klassen. Die Potsdamer Grundschule ist eine Referenzgrundschule für das Landesdigitalprogramm Medienfit. „Sie hat Vorbildfunktion“, so Ministerin Ernst. Das Programm gibt es seit dem Schuljahr 2016/17, zehn Schulen landesweit erhielten Fördermittel. Davon können sie neben Tabletcomputern und Whiteboards auch Fortbildungen für die Lehrer finanzieren. Das Programm wurde in den Folgejahren erweitert und auf weiterführende Schulen ausgedehnt.

Eigentlich, so erklärte Ernst, sind die Schulträger für die Ausstattung zuständig. Aber die Digitalisierung sei durch diese allein nicht zu stemmen. Jede Schule in dem Programm erhält 20.000 Euro Grundförderung, sowie 63 Euro pro Schüler. „Unser Interesse liegt nicht nur in der Ausstattung mit der Technik, sondern auch darin, dass die Schulen ein Konzept entwickeln“, betonte Ernst.

Geld für Ausstattung

Im Jahr 2018 hat das Land mit verschiedenen Programmen 90 Schulen Förderbescheide für die Medienbildung und eine bessere technische Ausstattung in Gesamthöhe von rund 2,6 Millionen Euro ausgestellt. Das Programm soll weitergeführt werden. „Unser Ziel ist es, dass innerhalb von acht Jahren alle Schulen etwas bekommen haben“, so Ernst. Dass es bei der Digitalisierung durchaus noch Nachholbedarf gibt, zeigt sich immer wieder. Laut Zahlen des Bildungsministeriums von Herbst hat nur jede sechste Brandenburger Schule schnelles Internet. Und auch gute Ausstattung wird nicht immer genutzt: Im Dezember wurde bekannt, dass die Pestalozza-Grundschule in Groß Glienicke neue Geräte bekommen hat – aber aufgrund von Personalengpässen im Rathaus konnte monatelang kein IT-Experte diese anschließen.

Die Schulleiterin der Rosa-Luxemburg-Schule, Sabine Hummel, berichtet nicht von solchen Problemen. Die Nutzung der Medien sei mittlerweile Alltag. „Bei uns werden Tablets in verschiedenen Fächern selbstverständlich eingesetzt“, betonte sie. Was das heißt, sieht man ein paar Räume weiter.

Dort lernen die Erst- und Zweitklässler in einer Flex-Klasse gemeinsam die Uhr lesen. Auf dem Boden liegt eine riesige Uhr mit beweglichen Zeigern, auf einem Tisch stehen Wecker, eine Sanduhr und andere Zeitmesser. An der Seite sitzen Kinder vor Computern. Sie sollen Wörter abtippen. Daneben messen zwei Jungen, wie oft sie in einer Minute ihren Namen schreiben können. In dieser „Werkstatt“ müssen die Kinder nach und nach die Stationen abarbeiten. Im Nachbarraum sitzt Merle mit anderen Kindern vor Tablets. Sie haben ein Rechenprogramm offen, tippen Zahlen an und zählen bunte Bälle. „Das macht Spaß“, sagt die siebenjährige Merle, „weil der kleine Igel immer so schnuppert, wenn ich etwas falsch gemacht habe“. Zuhause habe sie auch ein Tablet, erzählt sie, an dem sie spielen dürfe.

Handyverbot in der Schulzeit

Das sei bei vielen Schülern so, berichtet Katja Kaden. Sie ist Medienbeauftragte an der Schule. Immer früher nutzten die Kinder Smartphones oder Tablets, in der dritten Klasse hätten schon etwa die Hälfte ein eigenes Gerät. „Davon gehen Gefahrenpotentiale aus, die uns Sorgen machen“, sagt sie. Die Schule hat deshalb ein Handyverbot in der Schulzeit ausgesprochen, Regeln für die Kommunikation im Internet ausgearbeitet und bietet auch für Eltern Informationsabende an. Die Lehrer an ihrer Schule, so betonte Schulleiterin Hummel, seien der Mediennutzung gegenüber aufgeschlossen. Ministerin Ernst sagte: „Gerade in dieser Übergangsphase brauchen wir die Lehrer und ihr Engagement.“ Die Ausbildung müsse sich daran weiter anpassen. Denn oft genug „wissen die Schüler mehr als die Lehrer“.

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