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Der Grottensaal im Neuen Palais.

© A. Bednorz

Bildband über Potsdam: Im Angesicht der Venus

Das Werk ist in zweiter Auflage erschienen. Es offenbart viele Details der städtischen Baukunst - doch einige Abbildungen könnten aktueller sein.

Potsdam - So beeindruckend schön und nah wie auf diesen Bildern hatte man viele Details der Potsdamer Baukunst zuvor wohl selten gesehen. Schon gar nicht mit bloßem Auge: Vor bald acht Jahren war im Ullmann-Verlag, damals in Potsdam ansässig, ein prächtiger Bildband über die brandenburgische Landeshauptstadt im XXL-Format erschienen.

Seit einigen Monaten gibt es eine Neuauflage – deutlich preisgünstiger als der Erstling. Das Werk mit dem Titel „Potsdam – Kunst, Architektur und Landschaft“ ist vom Format her im Vergleich zum Vorgänger ein klein wenig geschrumpft, zugleich jedoch um einige Seiten erweitert worden. Der Schwerpunkt des großformatigen Werkes liegt auf den Potsdamer Schlössern. Auch architektonische Perlen außerhalb der königlichen Parks haben Eingang in das Buch gefunden, unter anderem der Alte Markt, das Holländische Viertel und der einstige Marstall, also das heutige Filmmuseum. 

Auch neuere Architektur ist enthalten

Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts ist gleichfalls mit Aufnahmen vertreten: Der Einsteinturm ebenso wie der Neubau des Hans Otto Theaters. Die Potsdamer Kulturlandschaft erstreckt sich bekanntlich bis über die Stadtgrenzen hinaus. Aufnahmen von Schloss Paretz, der Berliner Pfaueninsel oder dem Schloss Caputh sind daher auch im Buch zu finden.

Blick in das Hans Otto Theater.
Blick in das Hans Otto Theater.

© A. Bednorz

Mit der Neuauflage wolle man „den architektonischen Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit rund um den Alten Markt und dem Museum Barberini Rechnung“ tragen, heißt es im Klappentext des nun im Vista Point Verlag erschienenen Bildbandes. Dennoch ist auf einem ganzseitigen Foto der Portikus der Nikolaikirche noch nackt ohne das mittlerweile wiederhergestellte Tympanonrelief zu sehen. Ein entsprechender Hinweis auf die inzwischen erfolgte Rekonstruktion findet sich in der Bildbeschreibung leider nicht. Eine andere Aufnahme im Bildband präsentiert indes bereits das wiederhergestellte Relief.

Ein neues Foto vom Marmorsaal im Neuen Palais hätte dem Werk ebenfalls gutgetan – zeigt die verwendete Aufnahme doch den Zustand aus der Zeit vor der Restaurierung mit dem damals schadhaften Boden und den mittlerweile ins Berliner Humboldtforum gelangten Statuen, die in früheren Zeiten das Stadtschloss der heutigen Bundeshauptstadt zierten – und nun an diesen Ort zurückgekehrt sind. Und dann ist da noch der Herzog von Bracciano, der an sehr prominenter Stelle seit fünf Jahren nahe der Großen Fontäne unterhalb der Terrassen von Sanssouci still von seiner Säule aus die Besucherströme betrachtet. Im Bildband ist sein Platz noch eine leere Wegefläche.

Der Reiz liegt oft im Detail

Auch wenn die Aktualisierungen also nicht den kompletten Bildband betreffen, so tut dies dem Sehvergnügen kaum Abbruch. Besonders die Innenaufnahmen der Schlösser laden zu einem ausgiebigen Studium der Details ein. Hier ruft keine Museumsführerin zum alsbaldigen Weitergehen, der eigene Nacken bleibt beim Betrachten der Deckengemälde zudem völlig entspannt – und ein schneller Wechsel von einem Schloss ins nächste ist überhaupt kein Problem.

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Kurze, aber kundige Texte

Genaues Hinschauen lohnt sich. Der Reiz liegt oft im Detail. Da ist zum Beispiel die plastisch gestaltete kleine Orgel in der Kuppel des Marmorsaals von Schloss Sanssouci. Ein paar Meter weiter im Voltaire-Zimmer sitzt ein Affe inmitten von Früchten an der Wand. Und die barbusige Venus mit Blüten im Haar, die im Jaspissaal der Neuen Kammern die Decke ziert, kann im Bildband am heimischen Tisch ebenfalls wunderbar aus der Nähe betrachtet werden. Amors Pfeil inklusive.

Auch ein Panorama von Schloss Sanssouci enthält das Buch.
Auch ein Panorama von Schloss Sanssouci enthält das Buch.

© A. Bednorz

Die kurzen, aber kundigen Texte, die sowohl in Deutsch als auch in Englisch und Französisch abgedruckt sind, stammen von der Kunsthistorikerin Barbara Borngässer, die meisten Fotos vom Kölner Fotografen Achim Bednorz. Die Aufnahmen aus jüngster Zeit, die in der Vorauflage noch nicht enthalten waren, hat der Dresdner Fotograf David Brandt gefertigt. 

Rolf Toman, Achim Bednorz, Barbara Borngässer: „Potsdam - Kunst, Architektur und Landschaft“, durchgehend dreisprachig in deutsch, englisch und französisch, 460 Seiten; 49,90 Euro.

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