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Vorjahres-Erfolg: „Fack ju Göhte 2“ entstand durch Medienboard-Förderung.

© dpa

Bilanz des Medienboards Berlin-Brandenburg: Erfolgsjahr für den Filmstandort

Medienboard-Bilanz 2015: Boom bei Produktionen und Drehtagen, aber Autoren-Kino ist in der Krise.

Der Filmstandort Berlin/ Brandenburg boomt. So viele Drehtage wie noch nie in der Hauptstadtregion, zwei Dutzend Filmpreise, über 24 Millionen Kinobesucher und zeitweise komplett ausgebuchte Studios – Das sind die erfolgreichen Eckwerte, die die Filmfördereinrichtung Medienboard Berlin/Brandenburg für das Jahr 2015 bilanziert.

„Bombastisch“ fasste Filmförderchefin Kirsten Niehuus am Mittwochabend das Vorjahr zusammen. Mit über 4700 Drehtagen in der Region entstanden so viele Filme und Serien wie noch nie in Brandenburg und der Bundeshauptstadt. Allen voran der Coup des Vorjahres: Die sechsmonatige Produktion der US-Erfolgsserie „Homeland“, die in Babelsberg und Berlin gedreht wurde und zusammen mit weiteren Filmdrehs dem Studio Babelsberg volle Auftragsbücher bescherte. Aber auch die Kino-Überflieger 2015 „Fack ju Göhte 2“ mit Elyas M. Barek und Karoline Herfurth in den Hauptrollen oder „Honig im Kopf“ mit Dieter Hallervorden sind medienboard-gefördert. Die fünf erfolgreichsten deutschen Filme des Vorjahres entstanden unter finanzieller Mithilfe der Zwei-Länder-Fördereinrichtung.

Insgesamt vergab das Medienboard im Vorjahr 25,6 Millionen Euro an Filmprojekte, aber auch für die Digitalisierung von Kinos und für Festivalauftritte. Der Löwenanteil ging natürlich in die Produktion von Filmen – 45 an der Zahl, dazu vier sogenannte High-End-Dramaserien wie „Homeland“. Das Geld löste eine sechsfach höhere Investitionssumme in Berlin/Brandenburg aus, rund 100 Millionen Euro Umsatz kamen insbesondere Firmen und Dienstleistungen vor Ort zugute. Und für die Arbeit in der Filmregion gab es viele Auszeichnungen. Vier Oscars, fünf englische Filmpreise und einen Golden Globe erhielt „The Grand Budapest Hotel“, eine Koproduktion von Studio Babelsberg, sechs deutsche Filmpreise und den Silbernen Bär der Berlinale gab es für das außergewöhnliche Werk „Victoria“.

Ein Rekordjahr – und doch sieht Niehuus auch Probleme: Und zwar beim sogenannten Arthouse-Kino, also jenen Filmen, die kleinere Budgets und anspruchsvollere Inhalte haben, als künstlerisch und nichtkommerziell gelten. „Das Arthouse ist in der Krise“, konstatiert die Filmexpertin. Von den besucherstärksten deutschen Filmen im Vorjahr gab es keinen, der unter der Rubrik „Arthouse“ entstanden ist. Selbst der vielbeachtete Film „Victoria“ fand keine 400 000 Besucher an den Kinokassen. Ein weiteres Indiz, dass erfolgreiches deutsches Autoren- Kino in der Krise steckt, ist die kommende Berlinale. 17 Filme in den einzelnen Sektionen sind zwar medienboard-gefördert und mindestens mit deutscher Beteiligung, darunter „Alone in Berlin (Jeder stirbt für sich allein)“ und „Soy Nero“, die im Wettbewerb des Filmfestivals stehen. Doch wirklich vielversprechende Arthouse-Filme in größerer Zahl, wie in den Vorjahren üblich, fehlen derzeit.

An der fehlenden Förderung kann es kaum liegen. Der übergroße Teil der Fördersumme geht an Arthouse-Produktionen, so Niehuus. Doch es sind meist nur die großen Filme wie „Fack ju Göhte 2“, die Besuchermillionen erreichen und ihr Fördergeld zurückzahlen können. Dabei sind die deutschen Filmemacher nicht untätig. Knapp 500 Anträge auf Filmförderung landeten beim Medienboard im Vorjahr auf den Tisch. Allein in der ersten Fördersitzung dieses Jahres waren es bereits 100 neue Filmproduktionen, die Fördergeld wollten. „Wir könnten locker die doppelte Fördersumme ausreichen“, so Kirsten Niehuus, und schlug einen regionalen Filmförderfonds vor. Kay Grimmer

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