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Bibliotheken in Potsdam: Ein Bücherbus für den Norden

Die Verwaltung hat ein neues umfangreiches Konzept für die Zukunft der Potsdamer Bibliothekenlandschaft vorgelegt. Dazu gehört neben einem Bücherbus auch eine Erweiterung im Bildungsforum.

Potsdam - Eine neue Stadtteilbibliothek für Krampnitz und eine rollende Lernwerkstatt für die nördlichen Stadtteile schlägt die Verwaltung für die Weiterentwicklung der Potsdamer Bibliothekenlandschaft vor. Auch eine Ausweitung der Kinderbibliothek im Bildungsforum und neues Mobiliar in den Zweigbibliotheken am Stern und in der Waldstadt sind Ziele. In einem umfassenden Konzept entwirft die Stadt ein Bild der Bibliothek der Zukunft, für das auch die bestehenden Standorte modernisiert werden sollen.

Das Konzept hatten die Stadtverordneten auf Antrag der Grünen im Frühjahr in Auftrag gegeben. Am Mittwoch soll ihnen das Ergebnis vorgestellt werden. Es umfasst dabei nicht nur eine Darstellung von nötigen oder möglichen Umgestaltungen oder Erweiterungen, sondern auch die Kosten. Denn, so heißt es im Fazit, „die vorliegenden Konzeptansätze entsprechen einer idealtypischen Umsetzung der Weiterentwicklung der Bibliothekslandschaft bei unbegrenzten Ressourcen“. Sprich: Das Konzept entwirft zwar Pläne, für deren Umsetzung müssten die Stadtverordneten aber weitere Beschlüsse fassen und im Haushalt Geld einplanen. „Diese Veränderungen sind aus fachlicher Sicht wünschenswert“, sagte die Direktorin der Stadt- und Landesbibliothek Marion Mattekat auf Anfrage.

Bibliotheken sind nachhaltig

Die Stadt sollte auch prüfen, „ob die Bibliotheksversorgung in der Landeshauptstadt Potsdam noch zeitgemäß und ausreichend ist“. Bibliotheken seien außerschulische Lernorte, heißt es in dem 21-seitigen Konzept. Die Arbeit der Bibliotheken sei multikulturell und inklusiv, die „sozialverträgliche Entgeltordnung“ – ein Bibliotheksausweis kostet pro Jahr 19 Euro, für Sozialleistungsempfänger elf Euro – ermögliche allen Menschen den Zugang zu Informationen. Auch die Nachhaltigkeit sei gegeben: „Bibliotheken sind im Grunde schon immer ein Teil der Sharing-Economy gewesen, weil sie Medien entleihen und Wissen teilen.“ Deshalb, so die Schlussfolgerung, sei ein „zukunftsorientiertes Bibliotheksangebot für eine Stadt unverzichtbar“.

Die Zahlen sprechen für diese Sicht: Von 2009 bis 2018 hat sich die Zahl der Nutzer in der Hauptbibliothek um 63 Prozent erhöht. Um noch mehr Menschen zu erreichen, sollen die Öffnungszeiten durch ein Open-Library-Konzept ausgeweitet werden. Zu Zusatzzeiten könnten die Besucher mit ihrem Bibliotheksausweis ins Gebäude kommen und an einem Automaten Bücher leihen. Das Konzept erörtert auch, dass zwar mit dem Bildungsforum und den beiden Zweigstellen in der Waldstadt und am Stern die Innenstadt und der Süden der Stadt gut ausgestattet ist, die Bewohner des stark wachsenden Nordens aber bis in die Innenstadt fahren müssen. Es erinnert daran, dass in der DDR-Zeit gebaute Bibliotheken am Schlaatz, in Potsdam-West und Drewitz aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen wurden. Außerdem wurde aus dem Medienforum Kirchsteigfeld 2008 der Hort Feldmäuse.

450.000 Euro für Einrichtung und technische Ausstattung

Zur notwendigen Infrastruktur für den geplanten Stadtteil Krampnitz gehöre auch eine Stadtteilbibliothek, heißt es in dem Konzept. Diese sei ab 2027 sinnvoll mit Einzugsgebiet im gesamten Potsdamer Norden. Die Einrichtung könnte in einem Stadtteilzentrum entstehen. Etwa 500 bis 600 Quadratmeter würden benötigt, mit rund 12.000 Medien und E-Angebot. Man könne mit rund 40.000 Besuchern pro Jahr rechnen. Kostenpunkt: 450.000 Euro für die Einrichtung und technische Ausstattung.

Für den Übergangszeitraum zwischen dem Bezug der ersten Wohnungen in Krampnitz und der Eröffnung der Bibliothek schlägt das Konzept eine temporäre Lösung im Grundschulgebäude in der Zeit von 2022 bis 2026 vor. Dort könnte man eine kleinere Bibliothek ansiedeln. Als Ergänzung wirbt das Konzept für einen Bücherbus. Ein solcher Media-Shuttle, wie ihn demnach rund 40 Prozent der Städte mit ähnlicher Größe wie Potsdam nutzen, könnte etwa in Bornim, Bornstedt, Fahrland, Eiche und Golm halten, oder auch im Schlaatz und Drewitz. In einer alternden Gesellschaft käme der Bus zu den Menschen. Günstig ist so ein rollendes Angebot nicht: Laut Konzept sei so ein Bus eine Sonderanfertigung, je nach Antriebsart mit Ökostrom oder Diesel müsste mit 650.000 bis 950.000 Euro Anschaffungskosten rechnen.

Bibliothek der Dinge geplant

Zudem sollte laut Konzept der Kinderbereich im Bildungsforum erweitert werden. Dieser sei von Anfang an zu klein geplant worden. Wie Direktorin Mattekat erklärte, hätten sich beim Umbau 2014 einige Pläne etwa aufgrund von Brandschutz nicht umsetzen lassen. Nun gebe es Kapazitätsprobleme, sie schlägt einen Anbau in Richtung Friedrich-Ebert-Straße vor. „Das wäre aber nur mit einem direkten Übergang zum Bildungsforum sinnvoll“, so Mattekat.

Neben diesen Zukunftsideen sollen manche Pläne schon bald umgesetzt werden. So plant Mattekat eine „Bibliothek der Dinge“. Dort sollen die Potsdamer voraussichtlich ab 2020 Gegenstände ausleihen können, „die man sich als Privatperson nicht unbedingt anschafft, die man aber im Haushalt gelegentlich brauchen kann“. Als Beispiele nennt das Konzept eine Nähmaschine oder eine 3D-Brille.

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