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Am Freitagabend ist die Frist für das Übernahmeangebot für Babelsberg-Aktien abgelaufen.

© Andreas Klaer

Bevorstehende Übernahme beim Studio Babelsberg: Noch immer Skepsis unter Aktionären

Am Freitag lief das Kaufangebot für Anteilseigner von Studio Babelsberg ab. Kleinanleger beklagen mangelnde Transparenz. Interesse auch von den Pinewood Studios?

Von Carsten Holm

Potsdam - Exakt um Mitternacht lief am Freitagabend (30. Oktober) die Frist ab: Bis 24 Uhr konnten die Aktionäre der Studio Babelsberg AG ihre Anteile zum Stückpreis von 4,10 Euro verkaufen und damit den Weg für die Übernahme des Unternehmens durch den milliardenschweren US-amerikanischen Investmentfonds TPG Real Estate Partners (TREP) freimachen. Wie berichtet hatten die Filmbetriebe Berlin Brandenburg GmbH, die den Vorständen Carl Woebcken und Christoph Fisser gehören, als Hauptaktionärin der AG den Anteilseignern am 16. September ein Kaufangebot gemacht.

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Angestrebt wurde der Erwerb von 75 Prozent der Aktien, damit die TREP ihre Pläne durchsetzen kann. Wie viele Anleger ihre Anteile bis Freitagabend verkauft haben, wird erst kommende Woche bekanntgegeben.

Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger beklagt fehlende Transparenz

In einem Brief des Vorstands an die Aktionäre zeigten sich Carl Woebcken, Christoph Fisser und Marius Schwarz im September davon überzeugt, dass die Position des Studios als weltweit führender Produktionsstandort durch das Netzwerk und die Finanzierungsmöglichkeiten von TREP gestärkt und der Standort „ausgebaut“ werde.

Michael Kunert vertritt als Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger die Interessen der Kleinaktionäre.
Michael Kunert vertritt als Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger die Interessen der Kleinaktionäre.

© promo

Dagegen bemängelte Michael Kunert als Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger am Freitag einmal mehr die mangelnde Transparenz des Vorstandes. Woebcken und Fisser hielten, so Kunert, zusammen rund 60 Prozent der Aktien. Es gebe keine Verpflichtung zur Offenheit, aber für die Aktionäre wäre es wichtig gewesen zu wissen, ob die beiden Vorstände von der TREP womöglich einen höheren Verkaufspreis als 4,10 Euro erhalten sollen: „Dann hätten einige wegen der Ungleichbehandlung wohl nicht zu diesem Preis verkauft.“

Bei den Aktionären herrsche eine gewisse Skepsis, sagt Kleinaktionärsvertreter Kunert

Er habe, so Kunert weiter, auch von größeren Aktionären, die „zusammen ein paar Prozent halten“, von einer gewissen Skepsis erfahren. Es sei jedoch denkbar, dass die TREP auch mit weniger als 75 Prozent zufrieden sei, diese Mindestannahmeschwelle könne auch jetzt noch nach unten korrigiert werden. Doch selbst mit 70 Prozent der Aktien könnten die neuen Mehrheitseigentümer „alles durchziehen“.

Völlig unklar ist den Anlegern laut Kunert, wie das Angebot von 4,10 Euro pro Aktie zustande kam. Dazu gehöre auch die Frage der Immobilienbewertung. Ebenfalls habe das Unternehmen die Anteilseigner nicht darüber informiert, welche Pläne der Investor verfolge. „Zu diesen Fragen äußern wir uns im Moment nicht“, sagte Studiosprecherin Bianca Makarewicz den PNN.

Die Londoner Pinewood Studios sollen auch an Babelsberg interessiert gewesen sein

Kunert stört sich auch an einer möglichen Interessenkollision der Vorständler. Woebcken und Fisser hätten den Aktionären das Kaufangebot in dieser Funktion unterbreitet und empfohlen, seien aber gleichzeitig „Profiteure des eigenen Angebots“, kritisiert er.

Auch für andere namhafte Filmunternehmen scheint das Studio Babelsberg interessant gewesen zu sein. Kunert sagte den PNN am Freitag, er habe „belastbare Informationen“, nach denen die Londoner Pinewood-Studios 2020 „Interesse“ an der AG gezeigt hätten, es habe sogar Kaufangebote zum Preis von 3,50 Euro pro Aktie gegeben. Die Pinewood-Studios reagierten auf eine Anfrage der PNN nicht. Die Briten, die auch durch die Produktion der James-Bond-Filme zu Weltruhm gekommen sind, betreiben in mehreren Ländern Studios, darunter gemeinsam mit Studio Hamburg auch das Pinewood Studio Berlin. „Pinewood hätte als Branchenkenner der mehrfach angekündigte strategische Investor sein können“, so Kunert: „TREP ist ein Finanzinvestor.“ Die PNN-Anfrage, ob sich Pinewood für Studio Babelsberg „interessiert“ habe, beantwortete Sprecherin Makarewicz knapp: „Kein Kommentar.“

Übernahme wird bei manchem Branchenkenner auch positiv bewertet

Manche Branchenkenner bewerten die geplante Übernahme durch TREP wohlwollend. Christine Handke, Direktorin des Potsdamer Filmmuseums, hofft, der Teilverkauf werde dem Studio „Wettbewerbsfähigkeit und dauerhafte Sicherung“ ermöglichen und „den Medienstandort insgesamt stärken“. Ihr Vertrauen gelte Woebcken und Fisser, die dem Studio als Leitung erhalten bleiben.

Der Standort Babelsberg entwickele sich technologisch und wirtschaftlich gut, sagt Peter Effenberg, Geschäftsführer des Media Tech Hub Potsdam, in dem Technologien für Entertainment und die Industrie entwickelt werden und Unternehmen und Institutionen miteinander vernetzt werden: „Man kann nur hoffen, dass diese Entwicklung so weitergeht.“

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