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Kein Kater. Schülerin mit Rauschbrille beim „KlarSicht“-Parcours.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Betrunken spielen Schüler-Suchtaufklärung zu Tabak und Alkohol

Eine 16-jährige Schülerin des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums setzt sich eine Brille auf und muss auf einer roten Linie entlanggehen – eigentlich nicht schwierig, wenn es nicht eine „Rauschbrille“ wäre. Sie simuliert einen Alkoholgehalt von 1,3 bis 1,5 Promille im Blut.

Eine 16-jährige Schülerin des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums setzt sich eine Brille auf und muss auf einer roten Linie entlanggehen – eigentlich nicht schwierig, wenn es nicht eine „Rauschbrille“ wäre. Sie simuliert einen Alkoholgehalt von 1,3 bis 1,5 Promille im Blut. Das Mädchen taumelt, ihre Mitschüler lachen und witzeln, denn das „betrunken“ spielen ist erst mal lustig. Nach dem Spiel wird dann aber Tacheles geredet: „Dieses persönliche Erleben – also klar im Kopf zu sein, aber betrunken im Blick – geht vielen jungen Erwachsenen sehr nahe“, erklärt Turgut Tollu, Projektleiter des Mitmach-Parcours „KlarSicht“. Der Parcours zu Tabak und Alkoholkonsum für Schüler von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung macht seit Dienstag für zwei Tage in Potsdam Station, dieses Jahr im Treffpunkt Freizeit. Oberstufenschüler von fünf Potsdamer Schulen sprechen mit Suchtpräventionsfachkräften über ihren Konsum und deren Gefahren an jeweils fünf Stationen des Parcours.

Neben dem Rauschbrillen-Highlight gibt es an den Stationen auch überdimensionierte Zigaretten mit aufgedruckten Diskussionsvorschlägen zum Thema und eine Talkshow. Kreativ wird es dann, wenn die Schüler ihr eigenes Tabak- oder Alkoholprodukt entwerfen sollen. Erst die kritische Reflektion der Aufgaben durch die Moderatoren führt bei den Jugendlichen zu einem „Aha“-Effekt, so Tollu. „Wir hoffen, dass dieser nachhaltig ist.“ Das Besondere an dieser Art der Aufklärung: Die Schüler nähern sich dem Thema Sucht auf ihre eigene Art und Weise. So falle es ihnen leichter, über die eigenen Erfahrungen oder die der Freunde zu sprechen.

Mit etwa 13 Jahren fangen Potsdamer Jugendliche mit dem Rauchen an. Der erste Vollrausch wird mit zirka 14 Jahren erlebt, wie eine 2008/2009 vom Landesgesundheitsamt durchgeführte Schülerbefragung unter 909 Potsdamer Schülern der zehnten Klasse ergeben hat. 15 Prozent der Jugendlichen rauchen und 14,5 Prozent trinken regelmäßig. Jungen konsumieren dabei mehr als Mädchen. Die Zahlen haben sich im Vergleich zu den Ergebnissen von 2004/2005 jedoch schon verbessert, meint Anke Latacz- Blume, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit der Stadt. Damals habe ein Drittel der Zehntklässler täglich geraucht, 30 Prozent der Jungen und 24 Prozent der Mädchen hätten getrunken. Die aktuell erhobene Studie für 2012/2013 wird zeigen, ob der positive Trend anhält. es

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