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Der Kita-Navigator - so wie hier in Berlin könnte er aussehen

© Kitty Kleist-Heinrich

Betreuungsplatzsuche in Potsdam: Kita-Navigator lässt weiter auf sich warten

Schon seit Jahren hoffen Potsdamer Eltern auf eine Online-Plattform, die die schwierige Suche nach einer Kita vereinfacht. Doch während das Rathaus kaum vorwärts kommt, hat Berlin einen Kita-Navigator eingeführt.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - In Potsdam warten die Eltern seit Jahren darauf, in der Hauptstadt Berlin war man jetzt schneller: Dort gibt es nun einen Kita-Navigator, mit dem Eltern einsehen können, in welcher Betreuungseinrichtung es noch freie Plätze gibt und wo nicht. Davor mussten die Kitas einzeln angerufen oder angeschrieben werden – nervenaufreibend für Eltern und Kitaträger gleichermaßen. In Potsdam steht man vor dem gleichen Problem, doch hier lässt der Navigator immer noch auf sich warten. 

Das Berliner Modell ist im November an den Start gegangen. Unter kita-navigator.berlin.de können Eltern seitdem mit ein paar Mausklicks nach geeigneten Kitas suchen. Dabei sind neben dem Wohnstandort als Suchkriterium weitere Parameter möglich, wie zum Beispiel Öffnungszeiten, Alter des Kindes, pädagogischer Ansatz oder Mehrsprachigkeit. Ist eine Kita mit freien Plätzen gefunden, kann direkt über die Seite eine sogenannte Betreuungsanfrage gestellt werden. Diese Anzahl ist auf zehn begrenzt. 

Kinder mit Platz werden von Listen gelöscht

Kommt das Kind aus Sicht der Kitaleitung für einen Platz infrage, wird es auf eine Vormerkliste gesetzt, damit ist der Platz sozusagen reserviert. Nimmt das Kind einen anderen Betreuungsplatz in Berlin in Anspruch, wird der Name automatisch von der Vormerkliste gelöscht – das soll Mehrfachanmeldungen entgegenwirken. Diese kommen bislang zustande, weil Eltern angesichts der komplizierten Suche nach einem Betreuungsplatz ihre Kinder gleich bei mehreren Kitas auf die Warteliste setzen lassen, um die Chance auf einen Platz zu erhöhen. Ist endlich einer gefunden, macht sich kaum jemand die Mühe, die anderen Einrichtungen anzurufen, sodass die Wartelisten bei allen Kitas noch länger sind, als sie es ohnehin schon sein müssten. 

Allerdings hat der Berliner Kita-Navigator seine Tücken. So ist er auf die Mitwirkung der Träger angewiesen – gerade am Anfang wurden zahlreiche freie Plätze angezeigt, die tatsächlich aber schon vergeben waren. Das lag vor allem daran, dass nicht alle Kitaträger ihre aktuellen Daten eingegeben hatten, so die Sprecherin der Senatsbildungsverwaltung, Iris Brennberger, auf PNN-Anfrage. Denn wenn eine Kita beispielsweise 50 Plätze hat, aber nur 45 Kinder im System erfasst sind, werden automatisch fünf freie Plätze angezeigt. „Mittlerweile haben das aber die meisten mitbekommen und nachgebessert“, so Brennberger. So würden nur noch Plätze als frei angezeigt, die auch tatsächlich zur Verfügung stehen. 

Kitas können weiter interne Listen führen

Allerdings entscheidet immer noch die Kitaleitung, welche Kinder sie aufnimmt – eine zentrale Platzvergabe übernimmt der Kita-Navigator also nicht. Die Träger können also auch weiterhin darauf verzichten, Kinder auf die Vormerkliste zu setzen und weiter nach ihren handschriftlichen Wartelisten gehen – müssen dann aber womöglich mit verstärkten Anfragen rechnen, wenn bei ihnen freie Plätze angezeigt werden. 

Die Wartelisten sind weiterhin lang, wie etwa eine Mutter aus Kreuzberg berichtet, die im Vorstand einer Elterninitiativ-Kita arbeitet. So stünden auch zwei Monate nach Einführung des Kita-Navigators noch 75 Kinder auf der kitainternen Warteliste – für nur fünf bis sieben Plätze, die jedes Jahr vergeben werden. Sie sieht die Vormerkung über den Kita-Navigator skeptisch, gerade für kleine Elterninitiativen, da hier „der persönliche Kontakt doch sehr entscheidend ist und nicht nur Fakten zum Kind“. In ihrer Einrichtung würden die meisten der wenigen freien Plätze auch jetzt noch an Geschwisterkinder oder Kinder von der eigenen Warteliste vergeben. 

Sie würde sich wünschen, dass die Vormerkliste im Navigator manuell durch die Namen auf der Warteliste ersetzt werden könnte, nur so würde bürokratischer Aufwand tatsächlich verringert. Ihr Fazit: „Bedarf ist da für einen Navigator, aber die kleinen Einrichtungen sind nicht gut bedacht.“ 

In Potsdam hakt es immer noch an der Ausschreibung

Dass der Bedarf auch in Potsdam vorhanden ist, ist seit Jahren unbestritten. Auch hier existieren lange Wartelisten, Eltern berichten von aufreibenden Touren zu zig Einrichtungen, die am Ende nicht selten erfolglos bleiben. Doch auch Jahre nach der ersten Ankündigung eines solchen Navigators durch das Potsdamer Rathaus ist offenbar noch immer kaum etwas passiert. 

So hieß es auf PNN-Anfrage am Mittwoch, man befinde sich immer noch in der Phase der Leistungsbeschreibung – was in etwa dem Stand vom Sommer 2018 entspricht. Da hatte der heutige Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) – damals noch in seiner Rolle als Sozialdezernent – erklärt, dass die „fachliche Vorbereitung“ abgeschlossen sei, die Zusagen der privaten Kitaträger vorlägen und das Projekt „vor der Ausschreibung“ stehe. Doch da steht es offenbar immer noch. Im Oktober 2019 wurde immerhin ein neuer Zeitplan vorgelegt, demnach soll das Portal nun 2021 an den Start gehen – dieser Plan hat nach Angaben vom Mittwoch auch jetzt noch Bestand. 

In Berlin wurde der Navigator übrigens gar nicht ausgeschrieben. Dort hat ihn der gleiche Dienstleister entwickelt, der die bereits existierende Plattform der Kinder- und Jugendhilfe betreut. In Potsdam habe man sich für eine Ausschreibung entschieden, da es bereits geeignete Anbieter auf dem Markt gibt und es daher nicht nötig sei, für Potsdam etwas Neues zu programmieren, so eine Sprecherin am Mittwoch. „Es gibt schon Lösungen, die aber für Potsdam angepasst werden müssen.“ Und das dauert offenbar.

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