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Landeshauptstadt: Besuch aus der Ritterzeit

Tausende Familien beim siebten Ritterfest mit Gauklern, Artisten und Marktbudenzauber im Volkspark

Es waren wieder 10 000 Besucher im Volkspark, wie im letzten Jahr. Dietmar Frick blickt nach einem anstrengenden Pfingstwochenende entspannt in den weiten Himmel. Es ist das siebte Ritterfest, dass er hier an diesem Ort veranstaltet hat. Drei Tage bunte Festivalatmosphäre mit Ritterkämpfen, Gauklern und Handwerkskunst. Das Publikum, vor allem Familien, kommt aus Potsdam, reist aus Berlin an und am Straßenrand parken Wohnmobile aus dem Havelland und selbst aus Hamburg.

Frick, der 53-jährige Mann in imposanten Gewändern und mit geflochtenen Zöpfen, ist Musiker – und er ist kreativ. Routine komme nicht auf, jedes Jahr gebe es neue Akzente und Folkloreprojekte, zerstreut er Bedenken, „das macht das Fest lebendig.“ Grundgedanke der Konzeption ist die Wikingerzeit. Aber Frick setzt beim Mittelalterspektakel, bei den Ritterspielen, nicht auf Detailtreue für Historiker. Die Wiese steht im Mittelpunkt, Gaukler, Artisten, Kinderspiele, Marktbudenzauber. Schon von Weitem sind auf dem Rasen Körbe und Töpferwaren in wohltuend einfachen Farben und Formen präsentiert, fernab vom kitschigen Überangebot im Handel. Stände mit Piroggen und Honigmet, mit Maultaschen und Holunderwein, dazwischen immer wieder Musiker mit alten Instrumenten, die Frauen in langen Kleidern, die Männer meist bärtig mit langen Haaren. Steffi Weger aus Berlin-Charlottenburg outet sich als Fan, reist der Folkloreband „Cocolorus Diaboli“ des Öfteren nach. Hier in Potsdam schwärmt die Großstädterin von den nächtlichen Theateraufführungen in freier Natur. Sie bemerkt anerkennend: „Die Musiker sind mitten unter den Gästen, man darf sogar mal ihre Instrumente ausprobieren. Und das Potsdamer Publikum ist sogar tanzfreudig!“

Erstaunlich, wie mit kluger Anregung die Fantasie und Spielfreude bei den Kindern erhalten bleibt. Von wegen träge mit Computerspielen beschäftigt! Stets dicht umlagert ist eine Ritterburg aus Holz. Matthias Hildebrandt aus Butzow hat sie gebaut. Erik und Justin, die beiden 12-jährigen Jungs aus Falkensee, haben keine Lust, Reporterfragen zu beantworten, sie spielen, bauen um, finden die Burg „total lustig“. „Bereits am frühen Morgen belagern die Kinder der Marktleute die Ritterburg“, sagt Hildebrandt sichtlich stolz. An seinem Stand herrscht immer Hochbetrieb, vor allem kleine Jungs wollen die typischen Ritterutensilien erwerben. Nicht selten steht der Opa daneben und erkundigt sich noch mal genau, wie Speere, Armbrüste und Bogen zusammengebaut werden.

Dietmar Frick will im nächsten Jahr mit seiner Truppe wiederkommen. Die Voraussetzung dazu, die Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsträger Bornstedter Feld, bezeichnet er in seiner kargen mecklenburgischen Sprache als „in Ordnung“. Die Verantwortlichen ließen sich auch immer auf dem Fest blicken.

50 Leute gehörten jetzt zum harten Kern des Ritter- und Wikingerspektakels. Sie sind verlässlich, von der Idee bis hin zum Aufbau, erzählt Dietmar Frick anerkennend. Etwa 150 bis 200 Darsteller gehörten zum Auftritt insgesamt dazu, das habe sich enorm entwickelt. Und diejenigen, die anfangs ganz jung einfach mit dabei waren, treten jetzt schon mit eigenen Ideen auf. So wird das traditionelle Ritterfest 2012 im Volkspark wohl wieder mit neuen fantasievollen Überraschungen gefeiert.

Brigitte Einbrodt

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