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Berliner Fashion Week: Potsdam auf dem Weg zur Mode-Stadt?

Potsdam wird erstmals Teil der Berliner „Fashion Week“. Ab Dienstag zeigen mehrere Designer ihre Kreationen. Branchenkenner warnen aber vor zu viel Euphorie.

Berliner Vorstadt - Ist Potsdam auf dem Weg zur Modestadt? Das jedenfalls ist das Ziel von Karl-Rainer von der Ahé – er macht Potsdam in dieser Woche erstmals zum Laufsteg im Rahmen der „Berlin Fashion Week“. Unter dem Titel „Potsdam Now“ zeigen ab Dienstag drei Abende lang diverse Designer ihre Mode in der Schinkelhalle im Kulturquartier Schiffbauergasse. Schirmherren sind Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) und Beate Fernengel, die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK). Auch die Stadt unterstützt die Veranstaltung mit 17.000 Euro.

Bei der Stadtverwaltung verspricht man sich viel von der Premiere. Für Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) ist die Modeveranstaltung „auch ein Zeichen für die veränderte Außenwirkung unserer Landeshauptstadt als starker Kreativ- und Designstandort“. Hochwertiges Design und Mode passe zu der Stadt, „in der eine hohe Lebensqualität und ein internationales Flair immer deutlicher spürbar werden“. Mit dem Besuch des israelischen Botschafters Yakov Hadas-Handelsman, der „Potsdam Now“ gemeinsam mit Jakobs eröffnen wird, bekommt die Mode-Premiere zusätzlich Gewicht – sie wird auch Auftakt für die offiziellen Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel.

Interessantes Angebote für Mode-Fans in Potsdam

Dass der Potsdam-Ableger der „Berlin Fashion Week“ einen nachhaltigen Effekt für Potsdams Ruf als Modestadt haben wird, bezweifeln Branchenkenner allerdings. Die neue Veranstaltung sei ein interessantes Angebot für modebegeisterte Potsdamer, hieß es gegenüber den PNN. Für die Fachwelt spiele Potsdam bei der „Berlin Fashion Week“ dagegen höchstens eine marginale Rolle: Das sehe man schon daran, dass es zu den Modeschauen hier anders als etwa bei der Mercedes Benz Fashion Week am Brandenburger Tor in Berlin käufliche Karten gibt. 48 Euro kostet der Eintritt pro Abend. Mit der Ausrichtung auf ein zahlendes Publikum passe der Potsdamer Ableger aber zur heute beginnenden Berliner Modewoche mit ihrer Mischung von Veranstaltungen für die Fachwelt und für normale Mode-Interessierte, hieß es. Einen übergreifenden Veranstalter gibt es für die Berliner Modewoche nicht, beteiligen kann sich jeder.

Organisator von der Ahé bringt jahrzehntelange Erfahrungen in der Branche mit. Nach der Wende rief er im Ostseekurort Heringsdorf ein Format ins Leben, bei dem heute unter dem Namen „Baltic Fashion Award“ Modeschöpfer aus den Ostseeanrainerstaaten ihre Kollektionen zeigen. Weniger erfolgreich war er dagegen in Rostock: 2006 organisierte von der Ahé dort den „Catwalk Germany“ mit internationalen Designern. Rostocks Oberbürgermeister zeigte sich damals zuversichtlich, dass sich die Hansestadt einen Namen als Modestadt machen kann. Von der Anfangseuphorie ist nicht viel geblieben – weder bei der Stadt noch beim Tourismusmarketing kann man sich heute noch an eine zweite Veranstaltung erinnern. Unter dem Label „Showfloor Berlin“ lädt von der Ahé außerdem regelmäßig internationale Modemacher für Schauen in die Hauptstadt ein.

Hintergrund: Joop ätzt gegen die Modewoche

Mit seinem Label „Wunderkind“ ist der Potsdamer Designer Wolfgang Joop regelmäßig zu Gast auf den Pariser Laufstegen – ein Auftritt bei der Berliner Modewoche kommt für ihn indes nicht infrage, wie Joop der „BZ am Sonntag“ im Interview sagte. An der Veranstaltung fehle ihm der Wagemut, das Einmalige, nicht Vergleichbare. Er wolle sich auch nicht von Mercedes sponsern lassen, so Joop. „Ich kann mich nicht eingemeinden in ein Event, bei dem ich das Gefühl habe, da sitzen zwei bezahlte A-Stars neben deutschen B-Stars in der ersten Reihe und langweilen sich um die Wette“, schimpfte der 70-Jährige weiter: „In dieses System des Absurden möchte ich mich nicht einfügen.“ PNN

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