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Bergmann-Klinikum in Potsdam: Höher und schöner

Potsdams Klinikum „Ernst von Bergmann“ will 20 Millionen Euro in seine Gebäude investieren. Ab Anfang 2018 sollen das Dach ausgebaut und das Bettenhaus C saniert werden. Die Pläne sorgen aber nicht überall für Begeisterung.

Potsdams kommunales Klinikum „Ernst von Bergmann“ will hoch hinaus. Die Bettenhäuser C, D und E sollen mit einer neunten Etage gekrönt werden. Der Baustart wird für Anfang 2018 angestrebt, teilte das Klinikum auf PNN-Anfrage mit. Dann soll es auch die lange geplanten Sanierung des Bettenhauses C losgehen. Spätestens im Juni will das Klinikum den Bauantrag bei der Stadtverwaltung einreichen. Bis dahin werden noch die letzten Feinarbeiten an den Planungsunterlagen erledigt. Für beide Baumaßnahmen zusammen sollen etwa 20 Millionen Euro investiert werden.

In der künftigen neunten Etage der drei Bettenhäuser C, D und E, deren Giebel zur Charlotten- und zur Hebbelstraße weisen, will das Klinikum rund 40 zusätzliche Betten unterbringen. Dort sollen künftig vor allem Privatpatienten genesen, während sie den Blick über Potsdams Dächer schweifen lassen können. Bereits jetzt ist die Station „Belvedere“ – also übersetzt „schöne Aussicht“ – im Obergeschoss untergebracht. Das macht sich für das Klinikum bezahlt. Für die Nacht in der „Seniorsuite“ mit abtrennbarem Schlafraum mit Komfort-Bett, Fernseher am Bett und Nachttisch werden 146,64 Euro fällig, das Familienzimmer kostet 155 Euro.

Gegenwind vom Landesdenkmalamt

Doch die hochklassigen Pläne sorgen nicht überall für Begeisterung. Daran wäre das Projekt beinahe gescheitert. Gegenwind kam vom Landesdenkmalamt, als die Pläne vor fast zwei Jahren erstmals spruchreif wurden. Die Hochhäuser des Klinikums stellten nämlich nach dessen Ansicht schon jetzt eine „schwere Maßstabsstörung“ in der barocken Innenstadt dar. Solche Gebäude weiter aufzustocken hieße, die unseligen Eingriffe aus DDR- Zeiten fortzusetzen und die Störwirkung weiter zu verstärken, hatte Landeskonservator Thomas Drachenberg erklärt.

Bei der Stadtverwaltung sah man das anders. Es gehe nicht um Fragen des Welterbes, sondern um den Umgebungsschutz für die nebenan gelegene Französische Kirche, sagte der damalige Baudezernent Matthias Klipp (Grüne). Die Kirche sei aber durch den Wiederaufbau der benachbarten Holländerhäuser gegenüber den Hochhäusern des Klinikums wieder aufgewertet. Eine Aufstockung des Klinikum- Bettenhauses ändere daran nichts, so der Baubeigeordnete.

Bergmann-Klinikum: Der Platz werde dringend gebraucht

Das Klinikum argumentierte, der Platz auf dem Dach werde dringend gebraucht. Der Klinikum-Campus zwischen Charlotten-, Hebbel-, Gutenberg- und Berliner Straße sei baulich ausgereizt. Die Aufstockung der drei Bettenhäuser um ein Geschoss sei daher die einzige Möglichkeit, „weitere dringend benötigte Stationen und Betten“ zu schaffen, die direkt an die klinischen Prozessabläufe, die Diagnostik und die Operationssäle angeschlossen sind. Nur so könne das Krankenhaus dem wachsenden Bedarf gerecht werden.

Die Fronten waren unversöhnlich. Den Konflikt entschied erst ein Jahr später eine höhere Instanz. Im Oktober 2015 gab Brandenburgs damalige Kulturministerin Sabine Kunst (SPD) grünes Licht für die Aufstockung des Klinikums. Weil die zusätzliche Etage als Staffelgeschoss gebaut werden und farblich dezent gestaltet werden soll, sei die Beeinträchtigung nicht so stark, dass man die Erlaubnis verweigern könne, hieß es. Zudem sei in diesem Fall das öffentliche Interesse an der Gesundheitsfürsorge wichtiger als die Belange des Denkmalschutzes.

Bettenhaus bietet nicht mehr den Standard eines modernen Krankenhauses

Nicht umstritten war hingegen die Sanierung des Bettenhauses C. Der Plattenbau aus DDR-Zeiten bietet nicht mehr den Standard, den ein modernes Krankenhaus heute haben müsse, hatte die frühere Potsdamer Sozialbeigeordnete und Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums Elona Müller-Preinesberger (parteilos) festgestellt. Dort gebe es noch Zimmer, bei denen sich fünf Patienten ein WC teilen müssten. Neben einer höheren Bettenkapazität solle daher auch der Zuschnitt der Zimmer verändert werden.

Details zum Bauvorhaben und dessen Finanzierung nannte das Klinikum noch nicht. Dafür sei es noch zu früh, so eine Sprecherin. Bezahlen muss das Klinikum die Investitionen wohl zum überwiegenden Teil selbst. Rund vier Millionen Euro zahlt das Land jährlich als Pauschale für Bauvorhaben. Bis vor wenigen Jahren hatte das Land Fördermittel noch projektbezogen ausgeschüttet. So hatte das Bergmann-Klinikum die Sanierung des Bettenhauses E, das im rechten Winkel zum noch unsanierten Pendant C liegt, damals noch mithilfe von zehn Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II stemmen können.

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