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Benefizturnier der Discgolfer: Flieg, Frisbee, flieg

Die Potsdamer Discgolfer sammeln 1000 Euro für die Spirellibande der Awo. Was das mit dem Super Bowl in den USA zu tun hat.

Von Birte Förster

Potsdam - Ruhig und idyllisch mutet der Volkspark mit strahlendem Sonnenschein und leichter Frostschicht am Sonntag an. Ein paar vereinzelte Spaziergänger schlendern über das Gelände. Im Remisenpark geht es hingegen deutlich sportlicher zu. Frisbeescheiben fliegen durch die Lüfte und Vorbeiziehende müssen aufpassen, nicht ungewollt die Flugroute zu durchqueren. Der Verein Hyzernauts veranstaltet das zwölfte Eisgolfturnier. Mehrere kleine Gruppen von drei bis fünf Teilnehmern ziehen über die Wiesen und arbeiten sich Etappe um Etappe vor. Mit Frisbeescheiben zielen sie auf die etwa einen Meter hohen Körbe, die in 70 bis 100 Meter Entfernung stehen.

Fasziniert vom Flug der Scheibe

Seit er vor etwa fünf Jahren angefangen habe Discgolf – die offizielle Bezeichnung dieser Trendsportart – zu spielen, sei er bei dem Turnier dabei, sagt Michael Faber. „Es ist der Flug der Scheibe, der mich absolut fasziniert.“ Bei dieser Veranstaltung komme es aber nicht auf die Ergebnisse an. Es gehe vor allem um den Spaß, die Gemeinschaft und die Spenden, sagt er. Denn die Einnahmen aus dem Turnier gehen traditionell an eine Einrichtung aus der Region. Um besonders viel Geld zusammenzubekommen, hat sich der Verein etwas Besonderes einfallen lassen.

„Mulligan“ ist das Schlagwort, das immer wieder ertönt und den besonderen Charakter der Benefizveranstaltung hervorhebt. Wer nicht sofort einen Treffer landet, kann sich für einen Euro einen Mulligan, einen zusätzlichen Wurf, kaufen und damit seine Gewinnchancen steigern. Mit einem Mulligan zählt der letzte Wurf nicht, Ziel ist es, mit möglichst wenigen Würfen viele Treffer zu erzielen. „Heute hoffen wir, dass die Teilnehmer viele schlechte Würfe machen“, sagt Mitorganisator André Geßner schmunzelnd. Er selbst kann nicht teilnehmen, sondern steht in einem kleinen Bauwagen auf der Wiese und sorgt mit Kaffee, Kuchen und Chili con Carne für die Verpflegung der Sportler. Im vergangenen Jahr seien mit Teilnahmegebühr und Mulligans etwa 1500 Euro Spenden zusammengekommen, sagt er. Zwei Spieler hätten im Laufe des Turniers 180 Euro gezahlt. In diesem Jahr sammeln die Discgolfer 1000 Euro Spenden, das Turnier gewinnt Michael Rollnick. Insgesamt 24 Discgolfer waren dabei, trotz des guten Wetters etwas weniger als in den Jahren zuvor. Dabei gibt es immer wieder Hartgesottene, die auch ungemütliches Wetter nicht scheuen. „Wir haben auch schon bei minus 20 Grad gespielt“, sagt Geßner.

Ein Urgestein der Discgolfszene ist mit dabei

Unter den Teilnehmern sind auch Größen der Discgolfszene. Mit dabei ist George Braun, aktueller deutscher Meister im Discgolfen in der Kategorie ab 50 Jahre. Seit der Entstehung des Turniers hat er jedes Jahr teilgenommen. Vor 35 Jahren habe er mit dem Discgolfen angefangen. „Ich bin ein Urgestein“, sagt er. Auch ihm kommt es dieses Mal weniger auf den Erfolg an. „Es ist auch ein Spaßturnier“, sagt er. Einige Euro habe er außerdem für Mulligans ausgegeben.

Jedes Jahr überlegen sich die Organisatoren genau, welche Einrichtung sie finanziell unterstützen möchten. Dieses Mal fiel die Entscheidung für das Projekt Spirellibande. Über das Projekt des Awo-Bezirksverbandes Potsdam bieten jeweils zwei Mitarbeiter an sieben Schulen der Stadt benachteiligten Kindern und Jugendlichen ein gesundes Frühstück an. Gesunde Ernährung sei wichtig, damit die Kinder nicht nur Schokolade essen oder damit sie überhaupt ein Frühstück bekommen, begründet Geßner die Entscheidung des Vereins.

Kleine Projekte werden unterstützt

Bei der Auswahl der Einrichtung komme es ihnen auch darauf an, vor allem kleinere Projekte in der Region zu unterstützen – auch damit sie mit ihrer Spende konkret etwas bewirken könnten, erklärt Geßner. Philipp Stadler, Initiator des Turniers, erinnert sich noch genau, was die Einrichtungen und Projekte in den vergangenen Jahren mit den Spendengeldern realisiert haben. Als der Verein „Wildfang“ in die Innenstadt gezogen sei, hätten sich die Hyzernauts an der Finanzierung eines Badezimmers für Obdachlose beteiligt. Der Verein Chill Out, der Suchtprävention leistet, konnte mit den Erlösen des Turniers einen mobilen Beratungstresen errichten. Auch der Mädchentreff „Zimtzicken“ für Mädchen und junge Frauen gehörte zu den Auserwählten. „Da haben wir die Sommerfahrt finanziert“, erzählt Stadler. Auf einem Segelschiff seien die Mädchen über die Ostsee gefahren.

Entstanden ist die Benefizveranstaltung in Anlehnung an das US-amerikanische „Ice Bowl“, das von Discgolfern entwickelt wurde und als Charity-Veranstaltung parallel zum Super Bowl läuft. Als 2006 der Discgolf-Parcours im Potsdamer Volkspark mit Lottomitteln des Landes Brandenburg fertiggestellt worden sei, hätten sie sich überlegt, wie sie das erste Turnier gestalten könnten. Sie orientierten sich an der US-amerikanischen Veranstaltung und organisierten die erste Spendenveranstaltung im Potsdamer Volkspark. „Wir fanden es gut, wieder etwas zurückzugeben“, sagt Stadler.

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