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In einigen vormals leerstehende Ladenflächen in der Brandenburger Straße wird wieder Ware angeboten.

© Kay Grimmer

Belebung der Potsdamer Einkaufsmeile: Vorsichtiges Aufatmen in der Innenstadt

Auch wenn der Leerstand hoch bleibt, zieht in viele Läden in der Brandenburger Straße neues Leben ein. An anderen Shopping-Orten sind ebenfalls Veränderungen im Gange.

Potsdam - Es sind kleine, aber positive Zeichen: Wo von den beschmierten Schaufenstern vorher Plakate längst vergangener Konzerte in Fetzen herunterhingen, sind die Scheiben nun ordentlich abgeklebt. Wo vorher große Schilder „Zu vermieten“ um Geschäftskunden warben, werden nun neue Regale aufgebaut. Wo noch im Oktober die Scheibe zugehängt war, wartet nun ein Tattoo-Studio auf Klienten, einen Block weiter wird im Mai ein neuer Bubble-Tea-Shop eröffnen und im markanten Eckhaus zur Friedrich-Ebert-Straße soll laut Schriftzug auf dem Fenster bald das Ristorante Lodovico italienische Küche kredenzen. Zwar stehen weiterhin ein Dutzend Ladenflächen in der Brandenburger Straße leer, etwa genauso viele wie im vergangenen Herbst – aber vielerorts tut sich etwas.

Wie in Haus Nummer 7, nicht weit vom Luisenplatz entfernt. Vor einiger Zeit war hier das Sockengeschäft Wigglesteps, jetzt zieht hier nach der Schließung neues Leben ein. Am Samstag will Yasmine Zacher hier eine weitere Filiale ihres Modegeschäfts Mia Zaya eröffnen. Der 2014 in Potsdam gegründete Anbieter italienischer Kleidung verkauft mittlerweile auch in Läden in Berlin und Bayern. „Aber unser Geschäft in der Jägerstraße bleibt unser stärkster Standort“, so Zacher. „Mit dem neuen Shop wollen wir auch Touristen ansprechen.“ Direkt nebenan hat im März Shoe Jean eröffnet, das Schuhgeschäft folgte auf einen Anbieter von Herrenmode.

Noch immer ist der Leerstand in der Innenstadt groß.
Noch immer ist der Leerstand in der Innenstadt groß.

© Kay Grimmer

Veränderungen im Lindenhof

Auch einige Häuser weiter steht eine Veränderung an. Im Lindenhof, der zuletzt trostlos, wenn nicht gar verwahrlost wirkte, sind erste Zeichen einer Aufwertung erkennbar. Den Betreibern Tee-, Schmuck- und Modegeschäften in dem früher bei Touristen und Flaneuren beliebte Hinterhof waren wie berichtet im Januar 2020 die Mietverträge gekündigt worden. Seitdem kam der leerstehende Hof herunter. Die Besitzerin, so wurde gemunkelt, lebe weitgehend auf Mallorca. 

Nun hat die Berliner Vermögensverwaltung Mahlke das Haus gekauft. „Wir planen ein nachhaltiges Konzept mit Einzelhandel und Gastronomie“, heißt es von der Firma auf Anfrage. Schon jetzt hat das Unternehmen den gröbsten Schmutz und die Schmierereien an Wänden und Türen beseitigt. Man sei in Gesprächen mit „namhaften Firmen“, die Nachfrage sei besser als erwartet. Das Ziel sei es, dass alle Neumieter gleichzeitig an den Start gehen.

„Insgesamt atmet die Innenstadt auf“, sagt Götz Friederich, Vorsitzender der AG Innenstadt. Zwar gebe es weiterhin Leerstand – nicht unüblich, wie er betont – aber es würden für viele Objekte Gespräche geführt. „Wir spüren die Belebung.“ Er führt das auf das Ende der Corona-Regeln beim Einkaufen zurück. „Die Lustshopper kommen nach und nach wieder, die bummeln wollen, das ist ein positives Signal“, so Friederich. Nun hoffe der Handel auf eine gute Tourismus-Saison.

Götz Friederich (CDU).
Götz Friederich (CDU).

© Andreas Klaer

Nicht alle teilen diesen Optimismus. „Wir beobachten die Entwicklung in der Brandenburger Straße mit einem weinenden Auge. Die Attraktivität nimmt ab, statt zu, der Leerstand macht uns Sorgen“, sagt Stefan Roggatz. Er betreibt mit seiner Frau in mittlerweile vier Städten Modegeschäfte unter dem Namen Peccato. Im März 2021 hat er eine Filiale in Potsdam eröffnet, mitten im Lockdown, in den ehemaligen Räumen der Mecklenburger Backstube.

Zuschüsse für neue Geschäfte nicht in Sicht

Das Hauptproblem, so sieht es Roggatz, seien die hohen Mieten. Die Vermieter hätten jahrelang sehr hohe Summen verlangen können – und sähen es jetzt nicht ein, die Erwartungen herunterzuschrauben. Für eine Fläche, die er besichtigt habe, habe der Besitzer 12.000 Euro Miete gewollt – pro Monat. Viel zu viel, so Roggatz. Er würde sich temporäre Zuschüsse der Stadt für neue Geschäfte wünschen, um Ansiedlungen zu erleichtert.

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Dem erteilt Stefan Frerichs, Chef der Potsdamer Wirtschaftsförderung, eine klare Absage. „Das ist nicht nötig und wäre nicht richtig.“ Hinter ganz vielen zugeklebten Schaufenstern sei längst etwas im Gange, liefen schon Genehmigungsverfahren. „Dass die öffentliche Hand etwa für Pop Up Stores eingreift, sollte die absolute Ausnahme bleiben“, so Frerichs.

Veränderungen im Stern-Center

Die Innenstadt ist nicht der einzige Shopping-Ort in Potsdam, an dem Veränderungen im Gange sind. Im Stern-Center beginnen im Mai umfassende Umbauarbeiten in der Edeka-Filiale. Bis zum Ende des Sommers ist der Supermarktbereich laut Centermanager Frank Kosterka dann gesperrt, nur die Bäckerei soll zeitweise zugänglich sein.

Die Edeka-Filiale im Stern-Center wird ab Mai umgestaltet.
Die Edeka-Filiale im Stern-Center wird ab Mai umgestaltet.

© Ottmar Winter

Auch in den Bahnhofspassagen stehen Umbauten an: Bis zum Herbst sollen in der ehemaligen Douglas-Filiale, die seit Ende 2019 leersteht, „vier neue gastronomische Angebote“ einziehen, so Centermanager Carsten Paul. 

Die "Drippy Donuts"-Filiale soll im Mai eröffnen.  
Die "Drippy Donuts"-Filiale soll im Mai eröffnen.  

© Ottmar Winter

Zudem stehen zwei Geschäftseröffnungen an: Im Übergangsbereich zwischen Bahnhofsbereich und Einkaufszentrum zieht Drippy Donuts auf die ehemalige Fläche der Confiserie Hussel, im Mai ist die Eröffnung geplant. Zu Beginn der Sommerferien folgt unter dem Label Immergrün ein weiteres Lokal mit Bowls, Wraps und Smoothies.

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