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So solls mal aussehen.

© Repro/ Dietz Joppien

Beim "Einsiedler" beginnen Bauarbeiten: Bankfiliale statt Wirtshaus

Brach liegendes Grundstück in der Potsdamer Mitte: Für sieben Millionen Euro will die Bürgerstadt AG den „Einsiedler“ wieder aufbauen.

Innenstadt - Auf dem seit Jahren brach liegenden Grundstück an der Ecke Friedrich-Ebert-/Schloßstraße sollen im kommenden Jahr die Bauarbeiten beginnen – zunächst für das sogenannte Achteckenhaus in der Schwertfegerstraße, später dann für das frühere Wirtshaus „Einsiedler“. Schon aus Gründen der Baulogistik sei es günstiger, beide Gebäude zumindest zeitweise möglichst parallel zu errichten, erklärte Winfried Hammann vom verantwortlichen Bauträger, der Berliner Bürgerstadt AG, am Freitag den PNN. Anlass war die Präsentation der Ergebnisse des Bieterwettbewerbs, mit dem der kommunale Innenstadt-Sanierungsträger einen Bauherrn für den 1945 bei der Bombardierung Potsdams zerstörten „Einsiedler“ gesucht und mit der Bürgerstadt AG nun gefunden hat.

Ein Hotel und Gasthaus wie zu früheren Zeiten wird das dreigeschossige Haus freilich nicht mehr. Stattdessen soll eine Filiale der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) dort einziehen. Dazu kommen im „Einsiedler“ acht Wohnungen zwischen 65 und 105 Quadratmetern mitsamt einer Tiefgarage unter dem Gebäude. Rund sieben Millionen Euro würden laut Hammann in den „Einsiedler“ investiert – und noch einmal fünf Millionen Euro in das direkt benachbarte Achteckenhaus. Für dieses sei auch schon der Bauantrag eingereicht worden. Er rechne mit rund 18 Monaten Bauzeit, so Hammann – also würde das Haus vermutlich bis 2019 errichtet. Für den „Einsiedler“ mochte Hammann noch keine genaue Prognose abgeben, zumal die Stadtverordneten den Zuschlag für die Bürgerstadt AG noch absegnen müssen – was aber als sicher gilt.

Gleichwohl lägen genaue Baupläne noch nicht vor

In dem im vergangenen November begonnenen Wettbewerb für den „Einsiedler“ – eine erste Ausschreibung von 2011 war ergebnislos verlaufen – hat sich der Bürgerstadt-Entwurf gegen acht andere Bieter durchgesetzt. Die drei besten Mitbewerber – unter anderem waren ein Verbändehaus oder ein Standort für hochkarätige Gastronomie im Gespräch – wurden am Freitag auch vorgestellt. Das Bürgerstadt-Modell stammt von dem in Potsdam wohlbekannten Architekturbüro „Dietz Joppien“ – unter anderem die Gestalter des Neuen Lustgartens. Die Entscheidung dafür traf eine Jury mit Stadtverordneten aller Fraktionen, den Architekten und Stadtplanern Bernd Redlich und Urs Kohlbrenner sowie Mitgliedern des Potsdamer Gestaltungsrates, der Stadtverwaltung und des Sanierungsträgers. „Es war eine knappe Entscheidung“, sagte Sanierungsträgerchef Bert Nicke. Eine Vorgabe war die besondere Betonung der zum Landtagsschloss gewandten Fassade.

Deren Planung habe sich als komplex erwiesen, so Hammann – da von dem früheren Bau nur Fotos zur Verfügung standen. Zudem sei es stets ein „schmaler Grat“, zwar historische Zitate wie den markanten Giebel des Hauses einzuplanen, zugleich aber auch modern zu bauen. Sigrun Rabbe vom Sanierungsträger sagte, besonders gut gelungen sei das Zusammenspiel der „Einsiedler“-Giebelfassade zum Landtagsschloss mit der zurückgenommenen Architektur des Restbaus entlang der Friedrich-Ebert-Straße.

Eine Schwierigkeit gibt es auch: Neben dem „Einsiedler“ soll in der Schlossstraße die neue Synagoge gebaut werden. Das Projekt lag über Jahre wegen Streitigkeiten der jüdischen Verbände in Potsdam auf Eis, zuletzt hatten alle Seiten allerdings ihren Willen zur Einigung bekundet. Gleichwohl lägen genaue Baupläne noch nicht vor, bemerkte Hamann – diese seien aber nötig, damit die beiden Gebäude zentimetergenau nebeneinander in eine Häuserzeile passen. Dementiert wurde von der Bürgerstadt und dem Sanierungsträger, dass den Giebel des „Einsiedlers“ nach dem Bau ein dominantes Sparkassen-Logo zieren könnte – das würde schon gegen die Werbesatzung der Stadt verstoßen. Das Geldinstitut selbst hat den Einzug bisher noch nicht offiziell bestätigt. Wenn die Verträge unterschrieben sind, würde nach PNN-Informationen der bisher zentrale Innenstadt-Standort der MBS neben dem Bildungsforum in der Straße Am Kanal vermutlich wegfallen.

Entscheidung wird in kommenden Wochen erwartet

Für das Achteckenhaus wirbt die Bürgerstadt AG bereits auf ihrer Internetseite. Sie will in dem Gebäude, das mit historischer Fassade errichtet werden muss, neun Musikerwohnungen unterbringen, fünf davon mit schallentkoppelten Musikzimmern. „Das Themenhaus versteht sich als Beitrag zum Aufbau einer kreativen und urbanen Szene“, heißt es in der Werbung. Dazu ist eine Gewerbefläche von 130 Quadratmetern vorgesehen. Die Bürgerstadt AG initiiert nach eigenen Angaben Bauvorhaben für sich selbst, als Dienstleister von Baugruppen oder Bauherrengemeinschaften sowie als Projektpartner für Investoren.

Das Gesamtensemble war im Gegensatz zu anderen Projekten der Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte kaum umstritten – für heftige Debatten sorgt seit Monaten der vis á vis geplante Abriss der Fachhochschule. Dort sollen zwei neue Wohn- und Geschäftskarrees entstehen. Ein von Abrissgegnern eingereichtes Bürgerbegehren gegen die Pläne wird von der Stadtverwaltung gerade juristisch geprüft. Eine Entscheidung wird in den kommenden Wochen erwartet. Die Gegner wollen damit eine Bürgerabstimmung über die Mitte-Pläne erzwingen, konkret sollen die Potsdamer einen weiteren Verkauf von städtischen Grundstücken in dem Gebiet stoppen. Ebenso dürfte für den FH-Abriss kein öffentliches Geld mehr genutzt werden. Ein altes DDR-Büro in der Schlossstraße war schon vor fünf Jahren abgerissen worden, damals noch ohne Proteste.

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