zum Hauptinhalt
Mögliche Kulisse für die Spiele. Vor dem Neuen Palais könnten die Dressurreiter ihren Auftritt haben, hier eine Herbst-Ansicht des Schlosses.

© Lutz Hannemann

Landeshauptstadt: Begeisterung für Olympia in Sanssouci

Stadt und Land sprechen sich für Dressurreiten am Neuen Palais aus. Denkmalschützer haben Bedenken

Von Katharina Wiechers

Bei den politischen Entscheidungsträgern auf Landes- und Kommunalebene trifft die Idee, einen Teil der Olympischen Spiele 2024 oder 2028 womöglich im Park Sanssouci durchzuführen, auf breite Zustimmung. Nach Brandenburgs Sportministerin Martina Münch (SPD) sprach sich am Dienstag auch Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) grundsätzlich für das Vorhaben aus. Bei Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) löste die Nachricht, dass das Neue Palais zur Kulisse für die olympische Disziplin Dressurreiten werden könnte, regelrechte Begeisterung aus. Bedenken meldeten allerdings die Denkmalschützer an. Auch ob überhaupt ausreichend Platz wäre, ist offenbar noch fraglich.

Am Montag hatte Berlins scheidender Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) wie berichtet die Olympiabewerbung der Hauptstadt vorgestellt. In der Interessenbekundung Berlins heißt es wörtlich: „Die Wettbewerbe im Dressurreiten sollen vor der eindrucksvollen Schlosskulisse des Neuen Palais in Potsdam stattfinden, ein Highlight für die Athletinnen und Athleten ebenso wie für die Gäste.“

Vom Olympischen Dorf wäre der Wettkampfstandort nach Berechnungen des Berliner Senats 29 Minuten entfernt – also etwa genauso schnell zu erreichen wie zum Beispiel die O2-World in Friedrichshain. „Die erforderlichen Zuschauerkapazitäten mit 12 000 Plätzen werden temporär nach Maßgabe des Denkmalschutzes in das Ensemble eingefügt“, heißt es in dem Bewerbungsband außerdem.

Wo genau am Neuen Palais das Stadion für das Dressurreiten aufgebaut würde, ist laut brandenburgischem Sportministerium noch unklar. Angedacht ist aber offenbar der Bereich östlich des Schlosses, also direkt im Park Sanssouci. „Grundsätzlich würde sich diese Fläche eignen“, sagte Ministeriumssprecher Stephan Breiding am Dienstag.

Aus Sicht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, dem Pferdesport-Bundesverband, wäre der Platzbedarf allerdings weitaus größer. Das Neue Palais als Kulisse wäre zwar toll, sagte Adelheid Borchardt, eine Sprecherin des Verbandes. Die Erfahrungen in London 2012 hätten aber gezeigt, dass mindestens 15 bis 20 Hektar nötig seien, um ein adäquates Stadion unterzubringen. Schließlich sei auch Platz etwa für die Vorbereitung von Pferden und Reitern sowie Stallungen nötig. „Diese können zwar auch abseits untergebracht werden, ideal wäre das aber nicht“, so Borchardt. Genau eine solche dezentrale Unterbringung wäre aber laut Breiding für Potsdam angedacht. „15 bis 20 Hektar wären eine enorme Fläche, so viel bräuchten wir nicht direkt am Neuen Palais“, sagte er am Dienstag. So könnten Trainingsbereiche oder Stallungen an anderer Stelle untergebracht werden, Platz wäre zum Beispiel im Wildpark.

Zuständig für den Park Sanssouci ist die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die von Bund, Brandenburg und Berlin getragen wird. Bislang hatte sich die Stiftung stets gegen eine Fremdnutzung durch Olympia ausgesprochen, am Montag schwenkte Generaldirektor Hartmut Dorgerloh aber überraschend um. Er halte Wettkämpfe im Dressurreiten am Neuen Palais „grundsätzlich für vorstellbar“, auch wenn er noch keine konkreten Pläne kenne, sagte er. Und er verwies darauf, dass die Kulisse des Neuen Palais regelmäßig für große Open-Air-Konzerte genutzt werde und zudem Standort der Universität sei. „Wir haben Erfahrung darin, wie man denkmalverträglich damit umgeht.“

Auch die Vorsitzende des Stiftungsrats der Schlösserstiftung, Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst, zeigte sich am Dienstag offen für die Idee. „Wenn es möglich ist, 30 000 Menschen an der Potsdamer Schlössernacht teilnehmen zu lassen, dann denke ich, ist so eine Veranstaltung mit ein paar Tausend Gästen jedenfalls nicht grundsätzlich auszuschließen. Ich denke, dass man das durchaus ernsthaft prüfen kann“, sagte sie den PNN.

Potsdams Oberbürgermeister Jakobs sprach sogar von einer großartigen Idee. „Sollten die Spiele an Berlin vergeben werden, kann ich mir keine schönere Kulisse vorstellen. Sie ist einmalig. Potsdam würde dann unmittelbar an der olympischen Idee teilnehmen – eine wunderbare Vorstellung. Die Veranstalter können jedenfalls mit unserer Unterstützung rechnen.“

Bedenken meldete allerdings die Denkmalpflege an. „Ich sehe das für den Bestand sehr skeptisch“, sagte Brandenburgs Landeskonservator Thomas Drachenberg auf PNN-Anfrage. Allerdings verwies er auch er darauf, dass er noch keine konkreten Pläne kenne.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false