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Landeshauptstadt: Beengte Verhältnisse

In der Dortustraße beziehen Flüchtlinge ein neues Quartier. Für weitere stehen Container bereit

Innenstadt - Am heutigen Dienstag ist es so weit: Die ersten 22 Flüchtlinge ziehen in die neue Unterkunft in der Dortustraße 45a ein. Bevor es so weit war, nahm Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) das Haus am Montag noch einmal selbst in Augenschein. Insgesamt sollen hier 35 bis 40 Flüchtlinge wohnen – die genaue Zahl hänge von den Familienkonstellationen ab, wie Müller-Preinesberger sagte.

Damit kommt Potsdam seinem Ziel näher, seinen Anteil an den Flüchtlingen aus dem zentralen Erstaufnahmelager in Eisenhüttenstadt unterzubringen. Die bestehenden Unterkünfte Am Schlaatz und in der Hegelallee sowie die Wohnungsverbünde in der Haeckelstraße und im Staudenhof sind bereits komplett belegt. Die neue Unterkunft in der Innenstadt wird deshalb dringend benötigt.

Die Flüchtlinge erwarten in dem dreistöckigen Gebäude sieben helle Wohnräume mit zwei bis vier Betten. Für jeden Bewohner gibt es Bett, Schrank, Tisch und Stuhl. Auf dem Fußboden ist blaugraue Auslegware verlegt. Sonst wirken die weiß gestrichenen Räume noch recht kahl. „Wir würden es gern etwas wohnlicher einrichten“, sagte Carol Wiener vom Internationalen Bund (IB), dem Träger der Unterkunft. Zu diesem Zweck hofft sie auf Spenden. Nützlich könnten beispielsweise Tisch- oder Stehlampen sein, meinte sie angesichts der Leuchtstoffröhren an der Decke, die die früheren Büroräume in kaltes Licht hüllen. Auch Radios könnten die Bewohner gebrauchen, zeige die Erfahrung. Der IB ist seit einem Jahr auch Träger des Wohnungsverbundes in der Haeckelstraße. Um Spenden zu koordinieren, soll nun ein E-Mailverteiler eingerichtet werden.

Auf jeder Etage müssen sich die Bewohner eine Küche teilen. Schränke, Spüle, Kühlschränke und Elektroherde waren am Montag bereits geliefert. Etwas eng könnte es hingegen bei den Sanitäranlagen werden: Für Frauen und Männer gibt es pro Etage jeweils einen kleinen Raum, in dem Dusche und Toilette gemeinsam eingebaut sind. Im Erdgeschoss gibt es einen Waschmaschinenraum und einen Gemeinschaftsraum, in dem auch ein Computer steht, mit dem die Bewohner das Internet nutzen können.

Das Gebäude hat die Stadt für zehn Jahre von einem privaten Hauseigentümer angemietet. Falls es innerhalb dieses Zeitraums nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft benötigt werde, sei auch eine andere Nutzung möglich, hieß es. Nachts wird ein Sicherheitsdienst vor Ort sein. Von 8 bis 18 Uhr werden die Bewohner Sozialarbeiter vom IB als Ansprechpartner im Haus haben. Sie können sich mit vielen der Flüchtlinge verständigen, so Teamleiterin Frederike Hoffmann: „Englisch, Russisch, Französisch, Arabisch, Persisch und Kurdisch“, zählt sie auf. Wenn doch jemand dabei sei, der sich nicht verständigen kann, müsse ein Übersetzer gefunden werden. Vorbereiten konnten das die Mitarbeiter noch nicht, denn auch einen Tag vor dem Einzug fehlten noch Informationen über die künftigen Bewohner. „Es wäre hilfreich, wenn das Land zeitiger über Herkunft, Traumatisierungen oder Berufe der Asylbewerber informieren würde“, sagte Müller-Preinesberger.

Auch nach der Eröffnung der Unterkunft in der Dortustraße steht der Stadt beim Ausbau der Flüchtlingsquartiere viel Arbeit bevor: Erst Anfang November hatten die Stadtverordneten ein kurzfristig aufgelegtes Millionen-Paket für zehn neue Unterkünfte abgesegnet. Insgesamt sollen bis zu 920 Plätze für Flüchtlinge geschaffen werden. In den nächsten zwei Jahren wird das die Stadt – die Zuschüsse vom Land zur Unterbringung bereits abgezogen – voraussichtlich 6,6 Millionen Euro kosten. Die nächsten Gemeinschaftsunterkünfte sollen den Plänen zufolge an der Pirschheide mit bis zu 100 Plätzen und am Lerchensteig mit 200 Plätzen eröffnet werden. Zu Ersterem veranstaltete die Stadtverwaltung am Montagabend eine Infoveranstaltung in der Mensa der Sportschule, die nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe zu Ende ging.

Im Laufe des kommenden Jahres sollen weitere Unterkünfte am Luftschiffhafen, in der Tornowstraße, im Horstweg und in der Waldsiedlung in Groß Glienicke entstehen. Für die meisten dieser Unterkünfte werden bestehene Gebäude umgebaut oder Quartiere in Modulbauweise errichtet. Da dies Zeit in Anspruch nimmt, hat das Land von der Stadtverwaltung einen Notfallplan verlangt. Dieser sieht Quartiere in Containern auf dem Hof der alten Feuerwache in der Werner-Seelenbinder-Straße vor. Am Montag waren dort bereits Container für bis zu 50 Menschen aufgebaut. Der Standard sei niedriger als in den festen Unterkünften, sagte Wiener. „Allerdings deutlich besser als in Turnhallen oder Zelten.“ Für Alleinstehende gibt es 15 Quadratmeter große Personen-Container. Im Windfang ist Platz für einen Kühlschrank. Für Familien gibt es mehr Platz in kombinierten Modulen. Zur Toilette und zur Küche müssten die Bewohner über den Hof.

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