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Unklare Zukunft. Die Sammelstelle, die von vielen Geflüchteten genutzt wird, wird Ende des Jahres schließen. Das Angebot soll in anderer Form weiterbestehen.

© Sebastian Gabsch

Bedürftige in Potsdam: Spendensammelstelle Drewitz schließt

Bis Ende des Jahres soll ein neuer Standort für die Sammelstelle gefunden werden. Die Stadt will den Betrieb abgeben.

Potsdam - Die zentrale Spendensammelstelle in Drewitz wird bis Ende des Jahres schließen. Dies bestätigte Stadtsprecher Jan Brunzlow auf Nachfrage der PNN. Die Sammelstelle in der Slatan-Dudow-Straße nimmt Spenden von Potsdamern entgegen, die dann an Bedürftige und Geflüchtete weitergegeben werden.

Ein neuer Standort ist noch nicht gefunden worden, es solle aber einen nahtlosen Übergang geben, so Brunzlow. Der genaue Zeitpunkt dafür stehe noch nicht fest. Es sei möglich, dass die Sammelstelle für kurze Zeit komplett geschlossen werden müsse, um den Umzug und den Transport der Spenden zu bewältigen, sagte Brunzlow. Der Grund für die Schließung und den Umzug sei die veränderte Situation in Potsdam: „Das Projekt wurde zum Höhepunkt der Spendenbereitschaft für Geflüchtete eröffnet und diente unter anderem dazu, die Vielzahl von tollen Spenden zu koordinieren“, so Brunzlow. Inzwischen gebe es weitere Angebote freier Träger, „die Stadt muss diese Aufgabe nicht weiter aus eigener Kraft stemmen und womöglich als Konkurrenz zu Sozialträgern gesehen werden“.

Anscheinend möchte die Stadt Potsdam den Betrieb der Sammelstelle abgeben und in andere Hände legen. „Derzeit wird geprüft, welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Trägern es für das Sammeln, Sortieren und Ausgeben von Spenden gibt“, so der Stadtsprecher. „Vorgesehen ist, die Spendensammelstelle in andere Regelangebote für Spender und Spendensuchende zu übergeben.“

Derzeit werden in Potsdam 137 Haushalte unterstützt

Dabei ist die Nachfrage nach Kleider- oder anderen Sachspenden vorhanden: Die Nutzerzahlen der Sammelstelle stiegen zuletzt. Derzeit sind 160 Ausgabekarten in Umlauf, die man erhält, nachdem man seine Bedürftigkeit nachgewiesen hat – ein Zuwachs von 17 Prozent innerhalb der vergangenen drei Wochen. Aktuell werden laut Stadt 136 sogenannte Bedarfsgemeinschaften, also Haushalte, unterstützt. Das entspricht 209 Erwachsenen mit insgesamt 233 Kindern unterschiedlichen Alters. Dazu kommen weitere hilfsbedürftige Potsdamer außerhalb fester Bedarfsgemeinschaften, wodurch insgesamt rund 520 Menschen von der Sammelstelle unterstützt werden. Viele der Nutzer sind Geflüchtete, derzeit leben in Potsdam insgesamt 1234 Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften und Nutzungswohnungen.

Die Sammelstelle wurde im Dezember 2015 eingerichtet und ist seitdem schon zweimal umgezogen: Der erste Standort befand sich in der Haeckelstraße in Potsdam-West. Dort war jedoch Mitte 2016 eine Schadstoffbelastung festgestellt worden, weshalb der Umzug in eine Leichtbauhalle in Drewitz nötig wurde. Diese war Ende 2015 als Notunterkunft aufgebaut worden und stand seitdem wegen der zurückgegangenen Geflüchtetenzahlen leer. Allerdings gelang hier kein nahtloser Übergang: Der geplante Eröffnungstermin im Oktober 2016 verzögerte sich, weil zunächst undichte Stellen in den Hallendächern repariert werden mussten.

Aktuell werden in der Sammelstelle pro Monat im Schnitt 107 Spenden unterschiedlichen Umfangs abgegeben, zusammen rund 4500 Artikel. Fast der komplette Spendeneingang wird innerhalb desselben Monats wieder verteilt.

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Kommentar: Warum die Stadt ihre Spendensammelstelle nach dem Umzug weiter betreiben sollte. Ein Kommentar von PNN-Autor Erik Wenk.

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