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So soll das Quartier an der Heinrich-Mann-Allee aussehen.

© Pro Potsdam

Baustelle am früheren Tramdepot: Pro Potsdam beginnt Großprojekt an der Heinrich-Mann-Allee

13 Gebäude mit 341 Wohnungen sollen hinter dem Humboldt-Gymnasium entstehen, die Hälfte davon Sozialwohnungen. Die Pro Potsdam setzt dabei auf Fahrrad und Nahverkehr statt Auto, auf Geothermie und Fernwärme. 

Von Florian Kistler

Potsdam – Die größte innerstädtische Quartiersentwicklung seit 20 Jahren: So bezeichnet Pro Potsdam Geschäftsführer Bert Nicke das Projekt in der Teltower Vorstadt, als er auf der Brache hinter dem Humboldt-Gymnasium an der Heinrich-Mann-Alle steht. Seit Kurzem arbeiten hier die ersten Bagger. Noch seien es nur vorbereitende Maßnahmen, so Nicke, richtig beginnen sollen die Arbeiten in den kommenden Wochen. 

Dann werden deutlich mehr Baugeräte auf dem 21.800 Quadratmeter großen Grundstück auffahren. Sie werden in den nächsten Jahren 13 Wohngebäude mit 341 Wohnungen errichten. Im April 2023 sollen die Ersten von ihnen fertiggestellt werden. Unterteilt ist die Baustelle in drei Abschnitte, die mit einigen Monaten Abstand zeitlich versetzt in Angriff genommen werden. Der Abschluss ist für September 2023 geplant.

Mehr Platz für Fahrräder

Ein Großteil der Potsdamer, die dort ihre Wohnung beziehen, werden mit dem Rad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Einkaufen oder zur Arbeit fahren. Die Planung räumt dem Auto weniger Platz ein. Mehr als zwei Wohnungen müssen sich einen Stellplatz teilen. 

„Wir müssen uns zwangsläufig in den nächsten Jahren intensiver der Verkehrswende beschäftigten. Hier wohnt noch niemand. Der Umzug ist immer ein guter Zeitpunkt, um über das Thema Mobilität nachzudenken“, so Nicke. Es sei schwierig, in den Bestandsquartieren die Gewohnheiten zu ändern. Deshalb wolle man von Anfang an auf den öffentlichen Nahverkehr und Fahrräder setzen. „Wir sind zuversichtlich, dass das funktioniert“, sagt Nicke. 

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Zwar werde es im Quartier einige Carsharing-Stationen geben, die Zahl der Fahrradstellplätze zeigt jedoch, wie die Prioritäten gesetzt sind. Pro Wohneinheit sind 2,88 von ihnen geplant. Ein Teil der Fahrräder soll im Untergeschoss untergebracht werden, mit Aufzügen erreichbar. Kleine überdachte Fahrradgaragen in den Hofbereichen und Fahrradbügel sind für den Außenbereich geplant. 

Auch soll es für Mieter ein Jahresticket für die öffentlichen Verkehrsmittel geben. Die Pro Potsdam rechnet damit, dass nur 36 Prozent der Wege aus dem Quartier mit dem Auto zurückgelegt werden. Das liege auch an der Lage und der guten Anbindung. Die Straßenbahnhaltestelle ist nicht weit, der Hauptbahnhof fußläufig erreichbar.

Das Gelände des ehemaligen Tramdepots.
Das Gelände des ehemaligen Tramdepots.

© Andreas Klaer

Das Grundstück, das nun bebaut wird, hat die Pro Potsdam im Jahr 2015 erworben. Davor war dort der Tennisclub Rot-Weiß Potsdam mit mehreren Tennisplätzen beheimatet. Der Verein wurde mit finanzieller Hilfe der Pro Potsdam umgesiedelt. Er befindet sich nun an der Sophie-Alberti-Straße in der Waldstadt. Bereits 2001 hat die Pro Potsdam das daneben gelegene Grundstück zwischen der Heinrich-Mann-Allee und Am Alten Friedhof gekauft. Dort befand sich früher das Tramdepot

Auch dieser Teil soll einmal bebaut werden. Geplant sind dort ebenfalls Wohnungen, eine Kita und eine temporäre Grundschule mit Containern. Ob und wann die Bauarbeiten beginnen, ist noch unklar. Auch weil die Stadt überlegt, dort ihren neuen Verwaltungscampus zu bauen. Eine Entscheidung dazu gibt es noch nicht. Allerdings, so Nicke, hätte die Pro Potsdam ohnehin erst einmal die 341 Wohnungen im aktuellen Bauverfahren errichtet.

Sozialer Wohnungsbau

Knapp die Hälfte der Wohnung soll an Menschen mit Wohnberechtigungsschein vermietet werden. Etwa ein Viertel der Wohnungen gehen an Personen, die die Einkommensgrenze um maximal 20 Prozent überschreiten. Das verbleibende Viertel wird frei vermietet. Dass so viele Wohnungen für Potsdamer mit geringem Einkommen zur Verfügung gestellt werden, ist möglich, da der Neubau teils mit Fördermittel des Landes Brandenburg finanziert wird. Kosten soll das Bauvorhaben 78,5 Millionen Euro. Davon sollen 40,9 Millionen Euro aus KfW-Mitteln finanziert werden, 19,6 Millionen Euro sind Förderdarlehen und 3 Millionen Euro Zuschüsse. „Der Rest ist frei finanziert“, so Nicke.

Sven Alex, Leiter der Stabsstelle Unternehmenskommunikation (links) und Bert Nicke, Geschäftsführer der Pro Potsdam.
Sven Alex, Leiter der Stabsstelle Unternehmenskommunikation (links) und Bert Nicke, Geschäftsführer der Pro Potsdam.

© Andreas Klaer

Das Wohnquartier soll mit Fernwärme, aber auch mit Tiefengeothermie versorgt werden. Dabei werde auch ein sogenanntes Niedertemperatur-Netz betrieben, bei dem weniger Energieverluste auftreten. Die Energie und Wasser Potsdam (EWP) werde dazu Bohrungen in einer Tiefe von zwei Kilometern durchführen. „Das ist ein innovatives Energiekonzept, das es bisher in Potsdam nicht gab“, so Nicke. Die Dächer sollen zu Hälfte mit Photovoltaikanlagen bestückt und zur Hälfte begrünt werden. 

Interessant dürfte für viele Potsdamer der Bau der Verkehrsinfrastruktur des neuen Quartiers sein – vor allem die Kreuzung zur Heinrich-Mann-Allee. „Geplant ist, diese von Juni bis September 2022 zu errichten“, sagt Nicke. Dabei werde es auch zu größeren Sperrungen kommen, über die jedoch frühzeitig informiert werde.

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