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Landeshauptstadt: Baustart für die Eremitage

Rotary-Club Potsdam finanziert Neubau des Parkbauwerks im Neuen Garten

Nauener Vorstadt - Gestern begann der Wiederaufbau der 1793/94 unter König Friedrich Wilhelm II. auf der Landzunge Quapphorn am Jungfernsee errichteten Eremitage. Sie war 1964 abgerissen worden, weil sie das Schussfeld der DDR-Grenzer einengte. Damit erhält Neue Garten nach Gotischer Bibliothek und Muschelgrotte ein weiteres wichtiges Parkbauwerk zurück. Dafür dankte Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Schlösserstiftung, dem Rotary-Club Potsdam, der 50 000 Euro gespendet und Sachleistungen übernommen hat. Clubpräsident Wolfgang Dümcke würdigte die Projekt-Erarbeitung durch den Potsdamer Architekten Wolfhardt Focke.

Lange war von der im Stile einer schlichten Waldhütte gehaltenen Eremitage keine Außenansicht mehr bekannt. Doch Stiftungs-Chefrestaurator Hans- Christian Klenner hat inzwischen eine Abbildung aufgefunden, nach der das Bauwerk originalgerecht wiederhergestellt werden kann. Es erhob sich auf der aus Sandstein und Marmor bestehenden, bereits in den 90er Jahren gesicherten Bodenplatte immerhin 7,50 Meter hoch als Holzkonstruktion mit spitzbogigem Dach. Nach Fockes Entwurf wird die Zimmerei Schmiechen und Grüber aus Bergholz-Rehbrücke das Gebäude ab 3. Mai wiedererrichten. Die Holzkonstruktion erhält ihre Verkleidung aus Eichenborke zurück. Das Dach wird mit Reed gedeckt.

Für den Bauablauf nannte Dorgerloh Termine: Bereits am 13. Juni wird Richtfest gefeiert, die Einweihung findet am 6. September statt. In der Zwischenzeit können die Besucher Zimmerermeister Toni Grüber und seinen sechs Gesellen bei der Arbeit über die Schultern schauen.

Wie Clubpräsident Dümcke informierte, besteht für die Finanzierung des Projekts noch eine fünfstellige Deckungslücke. Die Rotarier seien jedoch zuversichtlich, sie durch weitere Spenden zu schließen. Außerdem wollen sie symbolische Schlusssteine für je 50 Euro zum Verkauf anbieten. Die Potsdamer Sektion hatte sich aus Anlass des 100-jährigen Bestehen der 1905 in Chicago gegründeten gemeinnützigen Vereinigung entschlossen, den Wiederaufbau der Eremitage zu finanzieren. Dabei geht es zunächst um die Wiederherstellung der äußeren Hülle. Die Kosten für die Heranführung der notwendigen Versorgungsleitungen wird die Stiftung übernehmen. Sie kommt auch für die Neugestaltung der gärtnerischen Anlagen rund um die Einsiedelei auf. Die Kosten werden aus dem freiwilligen Parkeintritt bestritten.

Die Eremitage war 1793/94 nach einem Entwurf von Langhans durch den Hofzimmerermeister Brendel errichtet worden. Im Gegensatz zum fensterlosen Außenbau, der vom Dach aus durch eine so genannten Laterne Licht erhielt, war der ovale Innenraum aufwändig gestaltet. Er besaß einen Fußboden aus schwarz- weißen Marmorfliesen, in der Mitte waren als Mosaik zwei Karten der Erdhalbkugeln eingelegt. Die Wände waren mit edlen Hölzern furniert, über den beiden Türen zeigten Supraporten astronomische Instrumente. In den vier Nischen standen Gipsabgüsse von Skulpturen der antiken Lykomedesgruppe. Die dem Berliner Maler Johann Joseph Frisch übertragene Ausmalung der Kuppel stellte die Planetengottheiten und die Tierkreiszeichen dar. Vor dem Abriss 1964 wurden einige Teile der Inneneinrichtung geborgen und im Depot eingelagert. Sie ständen für eine Wiederherstellung des Salons zur Verfügung. Wie Dorgerloh mitteilte, gibt es dafür, auch wegen des hohen Aufwandes, jedoch noch keine konkreten Pläne. Die Innengestaltung deutet darauf hin, dass die Eremitage durch König Friedrich Wilhelm II. für spiritistische Sitzungen genutzt wurde. Hinter einem dichten Gehölzgürtel versteckt, konnte sie nur von „Eingeweihten“ nach langem mühsamen Weg gefunden werden.

Erhart Hohenstein

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