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Bauland in Potsdam: Wohnungen statt Gärten und Garagen

Bauland in Potsdam ist heiß begehrt. Investoren brauchen Platz für neue Wohnungen, die Rathaus-Spitze will Garagen aufgeben. Doch es regt sich Protest.

Potsdam braucht Platz für neue Wohnungen, denn die Landeshauptstadt wächst weiter ungebremst. Investoren sehen den Bedarf – und ihr Geschäft. Sie nehmen Flächen ins Visier, auf denen sich derzeit Kleingärten und Garagen befinden. Konflikte liegen damit auf der Hand: Wo soll noch gebaut werden dürfen? Was hat Priorität: der Erhalt der Gärten, Garagen und Grünflächen? Oder die Schaffung neuen Wohnraums? Ein Überblick über die Pläne, die am Mittwoch auch Potsdams Stadtparlament beschäftigen werden:

1490 Garagen könnten weichen

In ihnen sind Autos untergebracht, Zubehör wie Reifen und Werkzeug, für manche ihrer Mieter dienen Garagen aber einfach auch als günstiges Lager oder Treffpunkt am Wochenende. Jedenfalls sind genau 1767 Garagen in Potsdam nach einem Beschluss der Stadtverordneten bis 2018 in ihrem Bestand geschützt. Laut einem aktuellen Bericht der Bauverwaltung ist für elf von 15 Garagenstandorte die Zukunft danach völlig offen, bei acht Arealen wird explizit der Abriss und der Bau von Wohnungen als Option genannt. Konkret könnten damit 1490 Garagen dem Wohnungsbau weichen müssen, 277 könnten an ihre Nutzer verkauft werden. In den vergangenen Jahren hatte es mehrfach Proteste gegeben, wenn Garagen – zu DDR-Zeiten rund um die Plattenbaugebiete angelegt – zur Debatte standen.

Laut Bauverwaltung geht es unter anderem um die Garagen-Großanlage Am Mittelbusch im Wohngebiet Am Stern, 746 Garagen stehen dort. Dieser Standort soll nach 2018 für den Wohnungsbau entwickelt werden, so die Bauverwaltung: „Die Fläche liegt innerhalb der Kulisse für geförderten Mietwohnungsneubau.“ Speziell der Grünen-Baubeigeordnete Matthias Klipp hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er durchaus Garagenareale zu Bauland für Geschosswohnungsbau umwidmen will.

Der aktuelle Bericht aus Klipps Dezernat geht in diese Richtung. Neben dem Mittelbusch wird für fünf weitere Standorte die „Kulisse für geförderten Wohnungsneubau“ skizziert: In Potsdam- West für die Knobelsdorff- und die Maybachstraße, in der Innenstadt für die Burgstraße und im Musikerviertel für die Gluckstraße und den Patrizierweg. Insgesamt geht es hier um 293 Garagen. Ebenso werden von der Bauverwaltung für 118 Garagen am Kiewitt „Entwicklungsmöglichkeiten auch für Wohnungsbau“ gesehen. Keine genauen Angaben werden zu insgesamt 112 Garagen am Tiroler Damm in der Waldstadt, in Potsdam-West zur Hans-Sachs- und zur Wiesenstraße im Zentrum-Ost gemacht. Verkaufsverhandlungen mit Nutzern gibt es laut Bauverwaltung zum Standort Meisenweg in der Waldstadt mit 221 Garagen.

Andere Garagennutzer haben ihre Anlagen vor dem Zugriff der Bauverwaltung erworben. Diese 277 Garagen liegen etwa Am Stern, in Potsdam-West und in der Templiner Vorstadt. Dagegen haben die Nutzer in der Hans-Sachs-, der Knobelsdorff-, der Maybach- und der Wiesenstraße einen Kauf bisher abgelehnt.

Angesichts des möglichen Aderlasses bei Garagenbesitzern sagte Linke-Oppositionschef Hans-Jürgen Scharfenberg den PNN, man müsse über die Zukunft der Standorte debattieren. „Nur in Einzelfällen“ sei für ihn eine Umwidmung in Bauland vorstellbar, auch weil die Zahl der Parkplätze in Potsdam stetig sinke.

Kleingärten auf der Streichliste

Bereits gestartet haben Politiker eine Initiative zum Erhalt von Kleingärten in den Sparten „Süd-West“ und „Angergrund“ zwischen Horstweg und Dieselstraße in Süd-Babelsberg, hier geht es um rund 120 Parzellen. In Anträgen für die Stadtverordnetenversammlung fordern die Fraktionen von SPD und Bürgerbündnis im Kern, die dortige Anlage zu erhalten. Hintergrund: Laut Stadtsprecher Jan Brunzlow sind beide Kleingartenanlagen zwischenzeitlich von ihren privaten Eigentümern verkauft worden. Die neuen Besitzer hätten jeweils für den nördlichen Teil der Sparten Voranfragen für mögliche Wohnbebauung gestellt. Diese seien ablehnend beschieden worden, betonte Brunzlow. SPD-Vizefraktionschef Pete Heuer reicht das nicht: Er schlägt zur langfristigen Sicherung der Gärten einen Bebauungsplan für den Bereich vor. Das Interesse der Investoren laufe dem im Potsdamer Kleingartenkonzept festgeschriebenen bisherigen Planungswillen der Stadtverordneten zuwider, so Heuer.

Wird es eng für das „Minsk“?

Im Stadtparlament ebenso behandelt wird der Plan der Bauverwaltung, ein als Wald ausgewiesenes und mit alten Garagen und Gärten besetztes Areal an der Straße „Am Havelblick“ in Bauland umzuwidmen und dafür den Flächennutzungsplan zu ändern. Die Begründung: Es bestehe das Interesse eines Investors – nach PNN-Informationen handelt es sich um die Firma Kondor Wessels –, „Wohneinheiten zu schaffen und eine Kindertagesstätte zu errichten“, so die Verwaltung.

Das ruft die Linke auf den Plan. Denn in der Nähe plant auch der Landessportbund (LSB) eine Kita für 220 Plätze, dafür soll das marode ehemalige Terrassenrestaurant „Minsk“ saniert und damit vor dem Abriss gerettet werden. Mit den Planungen werde der Abriss des „Minsk“ durch die Hintertür betrieben, kritisierte Linke-Kreischef Sascha Krämer.

Rathaus-Sprecher Stefan Schulz sagte dazu, bei den laufenden Verhandlungen mit dem LSB sei noch keine Entscheidung gefallen. Eine mögliche Änderung des Flächennutzungsplans am Brauhausberg sei auch keine Vorwegnahme der Entscheidung über das „Minsk“. Gleichwohl merkte Schulz an, dass die geplante „Havelblick“-Kita mit 90 Plätzen dem Bedarf der Bebauung im Umfeld entspreche. Die mehr als 200 Plätze im „Minsk“ lägen dagegen weit über dem Bedarf. Der LSB hatte der Stadt 1,5 Millionen Euro für das Gebäude geboten. Ursprünglich hatte die Stadt an der Stelle Wohnbebauung vorgesehen, die Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf sollen das im Bau befindliche neue Bad am Brauhausberg finanzieren helfen.

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