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In der "Bauerei" in Potsdam Grube produzieren Lene Waschke (r.) und Mathias Peeters (2.v.r.) ökologisches Gemüse für das Netzwerk Solawi.

© Christoph Kluge / PNN

Bauerei in Potsdam-Grube: Ökobauern erleben einen Run auf regionales Gemüse

Das Verbraucherschutzministerium arbeitet an einer nachhaltigen Ernährungsstrategie für Brandenburg. Wie es gehen könnte, zeigt der Ökohof "Bauerei" in Potsdam-Grube.

Grube - Bauer Mathias Peeters hat Erde an den Händen, doch das stört ihn nicht. Seit den 1970er Jahren sei er bereits im Bereich ökologische Landwirtschaft aktiv, sagt der 60-Jährige. „Lange Zeit wurden wir nur belächelt.“ Doch heute gebe es ein wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit. „Zu Beginn der Coronakrise hatten wir enormen Zulauf“, sagt Peeters. Die Krise habe geradezu einen Run ausgelöst. Viele Menschen würden anfragen, ob sie zum Beispiel bei der Ernte helfen könnten, einfach aus Interesse am Thema.

Peeters arbeitet beim Ökobauernhof Bauerei im Potsdamer Ortsteil Grube. Er und seine Mitstreiterin Lene Waschke hatten am Donnerstag Besuch: Vertreter des brandenburgischen Verbraucherschutzministeriums machten sich anlässlich der Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel“ vor Ort ein Bild.

Verbraucherschutzministerium begeistert

Die beiden Landwirte sortierten mit Helferinnen frisches Gemüse in Kisten – Zwiebeln, Hokkaido-Kürbisse und knackige Äpfel. Diese Kisten versorgen Haushalte mit regionalen Produkten. Patrick Luchmann, Referent im Verbraucherschutzministerium, zeigte sich begeistert. „In Potsdam gibt es viele kritische Verbraucher, die sich für fair und nachhaltig produzierte Lebensmittel interessieren“, sagte er. Betriebe wie die Bauerei würden dazu beitragen, die Wertschätzung gegenüber Nahrungsmitteln zu erhöhen.

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Zur Bauerei gehören 3,3 Hektar Anbaufläche. Das Gemüse, das dort angebaut wird, vertreiben die Landwirte über das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi). Darin sind Verbraucher und Betriebe zusammengeschlossen. SoLaWi soll kleinen Höfen Planungssicherheit bieten und gleichzeitig eine regionale Versorgung mit Lebensmitteln ermöglichen. Das Prinzip: Die Verbraucher zahlen einen monatlichen Beitrag und erhalten dafür Gemüsekisten. Die Kisten werden einmal in der Woche an ein bestimmtes Depot geliefert. Von dort holen die Verbraucher ihre Waren ab. Zwar können sie sich nicht aussuchen, was genau in der Kiste ist, aber dafür ist alles immer erntefrisch.

Der Potsdamer Ortsteil Grube.
Der Potsdamer Ortsteil Grube.

© Andreas Klaer / PNN

86 Haushalte werden beliefert - und die Warteliste ist lang

Aktuell beliefert die Bauerei 86 Haushalte über sieben Depots. Die Nachfrage sei größer als das Angebot. „Wir haben eine lange Warteliste“, sagt Lene Waschke. „Um mehr zu produzieren, würden wir mehr Anbaufläche benötigen.“ Für die Landwirte bedeutet das System Stabilität. Der Betrieb nimmt das ganze Jahr über Geld ein, die Abnahme der Waren ist garantiert. Im Gegensatz dazu sind der Verkauf auf dem Wochenmarkt oder über Großhändler mühsam. Wenn Gemüse mal nicht transportfähig ist, wird es direkt auf dem Hof verkocht. Am Ende wird praktisch alles verbraucht.

Waschke und Peeters haben den Hof im Ortskern von Grube vor 13 Jahren übernommen. Früher war dort die Dorfgaststätte, der Tresen ist noch vorhanden. Im großen Saal finden Veranstaltungen für das ganze Dorf statt, zum Beispiel demnächst das Erntedankfest. Der Hof sei auch ein Lernort, sagt Lene Waschke. „Wir wollen möglichst viele Menschen auf den Acker bringen.“ Die 45-Jährige ist ursprünglich Lehrerin. Sie organisiert langfristige Projekte mit Kindern und Jugendlichen. Die können auf dem Feld buchstäblich begreifen, wie Nahrungsmittel produziert werden. Der Hof arbeite zum Beispiel mit der AWO-Grundschule Golm zusammen.

Schüler bauen Getreide an und backen daraus Brot

„Auf dem Acker können die Schüler Mathe, Biologie, Chemie und vieles mehr lernen“, sagt Mathias Peeters, und erzählt von Jugendlichen, die ihr eigenes Getreide angebaut und dabei etwas für das Leben gelernt hätten. Nach der Ernte sei das Korn in der Mühle von Sanssouci gemahlen und später zu Brot verarbeitet worden. Die Brotlaibe hätten die Schüler selbst auf dem Markt verkauft, und dabei den Zusammenhang von Einnahmen und Ausgaben verstanden. Es gehe darum, einen Raum zu schaffen, an dem die jungen Menschen eigene Erfahrungen machen könnten.

Luchmann versprach Unterstützung. Arbeitsgruppen verschiedener Ministerien würden derzeit an einer Ernährungsstrategie für Brandenburg arbeiten, um regionale Produzenten und Verbraucher enger zusammenbringen. Lene Waschke möchte das in der Landeshauptstadt voranbringen. Am 8. Oktober wird sie sich an der Gründung eines Potsdamer Ernährungsrates beteiligen. Die Gründung findet 18 Uhr im Rechenzentrum statt.

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