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Auf der grünen Wiese. Noch wird der Brauhausberg von zwei DDR-Gebäuden dominiert, dem „Minsk“ und der Schwimmhalle. Ob das abrissreife sozialistische Altlasten sind oder ob sie auf die Denkmalliste gehören, wird derzeit geklärt.

© Andreas Klaer

Baudebatte in Potsdam: Brauhausberg: Linke spekuliert auf Denkmalstatus

Scharfenberg will alle Aktivitäten auf Eis legen, bis Entscheidung für „Minsk“ und Schwimmhalle vorliegt

Von Peer Straube

Teltower Vorstadt - Im Streit um die geplante Wohnbebauung auf dem Brauhausberg sowie den Erhalt von „Minsk“ und Schwimmhalle will die Linke die Entscheidung des Landesdenkmalamtes abwarten. In einem Antrag für die nächste Stadtverordnetenversammlung fordert die Partei, alle Vertrags- und Grundstücksangelegenheiten für einen Badneubau im Bornstedter Feld so lange auf Eis zu legen, bis klar ist, ob das ehemalige Terrassenrestaurant „Minsk“ und die Schwimmhalle unter Denkmalschutz gestellt werden oder nicht.

Wie berichtet prüft das Landesdenkmalamt derzeit die Schutzwürdigkeit der DDR-Sonderbauten auf Antrag der Bürgerinitiative Pro Brauhausberg, die gegen die geplanten Baumassen auf dem Brauhausberg zu Feld zieht. Sollten die Gebäude in die Denkmalliste eingetragen werden, hätte das gravierende Auswirkungen. Einerseits wäre der in Arbeit befindliche Bebauungsplan Makulatur. Er richtet sich nach den Vorgaben im Masterplan des Architekturbüros Kohl & Krier und sieht eine dichte und mehrstöckige Wohnbebauung auf dem Berg vor, wofür „Minsk“ und Schwimmhalle abgerissen werden müssten. Zweitens ist der Abbruch der Gebäude Voraussetzung, um die Erlösvorstellungen aus dem Verkauf des Berges als Bauland zu realisieren. Zwölf Millionen Euro wurden von den Stadtwerken als Eigentümerin kalkuliert. Mit dem Geld soll der Badneubau neben der Biosphäre gegenfinanziert werden, der nach ursprünglichen Planungen 18 Millionen Euro kosten sollte – nun aber mit etwa 25 Millionen Euro deutlich teurer wird. Auch vor diesem Hintergrund, so Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, bedürfe es eines Stopps aller Aktivitäten.

Der Boden, um den Vorstoß der Linken – bekanntlich von Anfang an Gegner eines Badneubaus im Bornstedter Feld – zum Erfolg zu verhelfen, dürfte inzwischen bereitet sein. In der nächsten Sitzung des Bauausschusses am kommenden Dienstag werden gleich drei Anträge zum Brauhausberg diskutiert. Die Linke fordert einen offenen städtebaulichen Wettbewerb zur Gestaltung des Areals unter Einbeziehung der Schwimmhalle und des „Minsk“. Die Bündnisgrünen setzen auf ein städtebauliches Konzept, das in einem Workshopverfahren gefunden werden soll. Auch die Grünen wollen den Erhalt des „Minsk“ untersuchen lassen, ebenso das finanzielle Risiko bei einem vollständigen Verzicht auf Bebauung. Die FDP hält zwar noch am Masterplan von Kohl & Krier fest, wünscht sich aber ein transparentes Verfahren, um die Bebauung zu konkretisieren. Bei der CDU steht wie berichtet ein Sinneswandel ins Haus. Der Landtagsabgeordnete Steeven Bretz hatte sich zuletzt gegen die Bebauung in den Masterplan-Dimensionen ausgesprochen und von einer „baupolitischen Sünde“ gesprochen.

Ein weiterer Antrag der Linken, der am Dienstag im Bauausschuss beraten wird, hat unterdessen den Unmut von Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) erregt. Als Konsequenz aus der Sitzung der Expertenrunde Stadtforum, die sich im April für den Erhalt des „Minsk“ und einen differenzierten Umgang mit DDR-Architektur ausgesprochen hatte, fordert die Linke dazu ein entsprechendes Konzept vom Rathaus, „um (weitere) Verluste an schützenswerter architektonischer Qualität zu verhindern“. Klipp verschickte an die Ausschussmitglieder eine E-Mail, die er Ende Mai an Günter Schlusche vom Stadtforum geschrieben hatte. Darin wehrt er sich gegen den Eindruck, er sei ein Gegner der Ost-Moderne. Das „Minsk“ etwa könne durchaus gerettet werden, wenn sich ein Bauherr finde, der es „einer neuen Nutzung zuführt und die dafür notwendigen wirtschaftlichen Risiken auf sich nimmt“. 

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