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Baubeginn: Alte Post in Potsdam: Streit um den richtigen Farbton

Bei der Grundsteinlegung für die Alte Post in Potsdams Mitte kam es zu Protesten. Die Initiative Mitteschön kritisiert den Fassadenton und fordert die Stadtpolitik auf, zu handeln.

Potsdam – Die Wiederherstellung der Alten Post an der Ecke Yorck- und Friedrich-Ebert-Straße sorgt auch nach der Grundsteinlegung weiter für Diskussionen. Mitglieder der Initiative Mitteschön protestierten am Rande der Veranstaltung am Freitag gegen den Entwurf des Bauherrn Berliner Volksbank und des Architektenbüros Axthelm Rolvien in Anlehnung an das Original. „Unger dreht sich im Grabe um“, stand auf einem der Plakate – in Anspielung an den Architekten des Originalbaus aus dem 18. Jahrhundert, Georg Christian Unger.

Grund für die scharfe Kritik war vor allem die Fassadenfarbe des Gebäudes. Die Gegner befürchten, dass sie grau werden soll. Auch bei einer Infoveranstaltung am Donnerstagabend habe man nicht erklären können, warum die Volksbank auf eine Putz-Sandstein-Fassade wie beim Original verzichtet habe, sagte Liane Carstens von Mitteschön. Sie forderte die Stadtverordneten auf, zu handeln und einen entsprechenden Beschluss von 2013 durchzusetzen. Auf die Frage, ob es nicht zu spät sei, verwies Carstens auf die Diskussionen um den Schloss-Nachbau. Auch hier habe Mitteschön „bis kurz vor 12“ gekämpft und noch Änderungen durchsetzen können. Die Sprecherin der Berliner Volksbank, Nancy Mönch, betonte, dass natürlich eine Sandsteinfassade angebracht werde. Welchen Farbton diese habe, entscheide „Mutter Natur“. Alle weiteren Schritte würden unter anderem mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt, sagte sie.

Mitteschön: Historische Mitte in Potsdam sei ein Gesamtkunstwerk

Ein Mitglied der Initiative Mitteschön forderte, möglichst nah am Originalbau zu bleiben. Potsdams historische Mitte sei ein Gesamtkunstwerk. Wenn man sich hier schon nicht an die Fassade halte, was werde dann erst aus den geplanten Bauten am Alten Markt und entlang der Alten Fahrt, sagte er.

Auch das Architektenbüro Bernd Redlich, nach dessen Entwurf in Anlehnung an Unger der Bau jetzt umgesetzt wird, zeigte sich am Freitag grundsätzlich zufrieden. Wir freuen uns, dass das Bauwerk von der Öffentlichkeit angenommen werde, sagte Ursula Redlich den PNN. Der Entwurf sei „mit viel Herzblut“ entstanden. Allerdings müsse eine helle Sandsteinfarbe für die Außenfassade gewählt werden, fügte sie hinzu. Hierzu werde es noch Abstimmungen zwischen der Denkmalschutzbehörde, der Berliner Volksbank, und den beteiligten Architektenbüros geben. Laut Volksbank wird der neue Standort ein „moderner Bau mit historisch anmutender Fassade“. Er soll im Oktober 2016 fertiggestellt sein. „Wir investieren 6,6 Millionen Euro in den Neubau“, sagte Vorstandschef Holger Hatje bei der Grundsteinlegung.

Jakobs: Potsdam macht es den Bauherren nicht leicht

Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) betonte, dass nun eine Wunde in Potsdam geheilt werde. „Bauen ist das eine, Bauen in Potsdam das andere“, sagte er mit Blick auf den jahrelangen erbitterten Streit. Die Stadt mache es Bauherren nicht immer leicht. Der Entwurf sei gelungen und er gehe davon aus, dass „auch die Letzten im nächsten Jahr ihre Plakate einrollen werden“, fügte er mit Blick auf die Demonstranten von Mitteschön hinzu.

Dem Entwurf zufolge werden auch drei erhaltene Originalfiguren auf dem Dach ihren Platz Richtung Stadtkanal finden. Es sind Symbole für die Erdteile Europa, Asien und Afrika. Die Statue Amerika, mit einer Bekleidung aus Federn und einem Köcher mit Pfeilen, wurde zerstört – ebenso wie die Figuren Merkur und eine geflügelte Fama mit Horn, die Richtung Platz der Einheit standen. Die neue Alte Post bietet 1600 Quadratmeter Platz, rund drei Viertel davon benutzt die Bank selbst. Dafür müssen die Mitarbeiter der Filialen in der Charlottenstraße, der Wilhelm-Staab-Straße und der Rudolf-Breitscheid-Straße umziehen.

Langer Streit um die Alte Post

Die Volksbank hatte das Grundstück inklusive Baugenehmigung von der städtischen Bauholding Pro Potsdam gekauft. Dort stand bis zum Abriss 1958 die durch den Bombenangriff am 14. April 1945 schwer beschädigte Alte Post. In den 1960er Jahren wurde ein Hochhaus errichtet, das „Haus des Reisens“ - es wurde 2009 abgerissen.

Um die neue Alte Post war lange erbittert gestritten worden. Ein originalgetreuer Aufbau scheiterte, weil kein Investor gefunden wurde. Schließlich einigte sich die Pro Potsdam mit der Stadtpolitik und der Stadtverwaltung auf den Redlich-Entwurf als Kompromiss. Die Volksbank hatte sich dazu verpflichtet, vor Baubeginn eine Ausführungsplanung vorzulegen. Dabei ging es vor allem um die Fassade des Gebäudes nach dem Redlich-Entwurf, die als Auflage verlangt worden war. Die Volksbank hatte sich zu den Details ihres Projekts zuletzt auf Nachfrage sehr zugeknöpft gezeigt.

Stefan Engelbrecht

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