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Seit 2012 ist das Anwesen in Privatbesitz, heißt es. Wem es gehört, ist in der Öffentlichkeit nicht bekannt.

© Andreas Klaer

Exklusiv

Bauarbeiten am Glienicker Horn: Von der Glienicker Brücke direkt zur Villa Kampffmeyer

Die Villa Kampffmeyer erhält eine auch von der Öffentlichkeit nutzbare Privatzufahrt. Samt Baurecht für zwei Häuser stand das Ensemble zuletzt für 22 Millionen Euro zum Verkauf.

Potsdam - An einem sensiblen wie geschichtsträchtigen Ort zwischen Glienicker Brücke und dem Tiefen See finden derzeit Bauarbeiten statt: Der Uferwanderweg zwischen der Brücke und der glamourösen Villa Kampffmeyer wird gepflastert und als Zufahrt zu dem Anwesen ausgebaut. Das bestätigte ein Rathaussprecher auf PNN-Anfrage: „Der für die Allgemeinheit begehbare Wanderweg entlang des Havelufers wird ungebunden in Kleinsteinpflaster und ganzjährig nutzbar hergerichtet.“ 

Im Gegenzug dürfen die Bewohner der Villa und deren Besucher diesen Teil des Uferwegs künftig als direkte Zuwegung nutzen, sie müssen nicht mehr durchs Tor des Wohnareals „Potsdamer Arkadien“. Die Privatzufahrt vis-à-vis des Babelsberger Welterbeparks sei mit Denkmal- und Naturschutzamt abgestimmt, so die Stadt.

Der Uferwanderweg wird derzeit gepflastert. Der Bewohner der Villa darf ihn dann als private Zufahrt zu seinem Domizil nutzen.
Der Uferwanderweg wird derzeit gepflastert. Der Bewohner der Villa darf ihn dann als private Zufahrt zu seinem Domizil nutzen.

© Andreas Klaer

Der Wegebau am Glienicker Horn ist schon länger angekündigt – in einem den PNN vorliegenden Exposé des Düsseldorfer Immobilienvermarkters Bechtolsheim Real Estate für die Villa aus dem vergangenen Jahr. Darin heißt es: „Eine neue Privatzufahrt über den Uferweg wird vom Eigentümer zeitnah hergestellt.“ Die vor einigen Jahren sanierte Villa auf einem rund 8200 Quadratmeter großen Areal nebst zwei vorgelagerten Baugrundstücken wurde darin für 22 Millionen Euro angeboten. 

Für das Geld wird einiges geboten. „Die aufwändig gestaltete Villa mit Rokoko- und Barock-Elementen ist in traditionellem Stil gehalten und besitzt 15 Zimmer mit etwa 1000 Quadratmeter Wohnfläche“, heißt es in dem Exposé. Gelobt wird darin zum Beispiel die Eingangshalle der 1924 für den deutschlandweit aktiven Mühlenunternehmer Kurt Kampffmeyer errichteten Villa – von einem „prachtvollen Kamin mit seinem auf das Mühlenwesen anspielende Sandsteinrelief“ ist da die Rede, aber auch von einer „imposanten Eichenholztreppe mit dem schweren, handgewebten Teppich“ oder einer „Holzbalkendecke mit geschnitzten Details“. 

Im ersten Geschoss gebe es ein großes Galeriezimmer mit einem „wunderbaren Blick auf den See und die Glienicker Brücke“. Der „lichtdurchflutete Raum“ lasse Kunst ideal zur Geltung kommen, heißt es. Zudem gebe es Ausbauflächen für „Spa, Gym, Homecinema oder Büro“.

Eine Geschichte mit viel Ärger

Möglicherweise genauso attraktiv wie die Villa ist die Option, in Wassernähe zwei weitere Wohnhäuser zu errichten, eines davon bis zu drei Stockwerke hoch. Diese Baugrundstücke haben eine lange Vorgeschichte. Die Stadt musste vor Jahren nach diversen Versäumnissen und gerichtlichen Niederlagen dort Baurecht zugestehen – sehr zum Ärger des Internationalen Rates für Denkmalpflege (Icomos). 

Schon wegen der Bebauung nebenan, den sogenannten „Potsdamer Arkadien“, hatte der Stadt in den 1990-ern zeitweise die Rote Liste für gefährdete Welterbestätten gedroht. Neue Konflikte, sollten die Grundstücke nun wirklich bebaut werden, fürchtet die Stadtverwaltung nicht – weil diese Baurechte bereits gegenüber „dem Welterbekomitee erörtert worden sind und überdies der Rechtsanspruch auf deren Fortbestand Ergebnis eines rechtsstaatlichen Verfahrens war“, wie es die Verwaltung auf Anfrage formulierte. Zur Frage, ob für die besagten Grundstücke aktuell Bauanträge oder sonstige Planungen vorliegen, verwies die Stadtverwaltung auf den Eigentümer.

Die Villa besitzt 15 Zimmer.
Die Villa besitzt 15 Zimmer.

© Andreas Klaer

Wem die Villa aktuell gehört, ist in der Öffentlichkeit unbekannt. Die besagte Firma Bechtolsheim Real Estate macht dazu auf Anfrage keine Angaben. Im Exposé heißt es lediglich, das Haus befinde sich seit 2012 in Privatbesitz. 2017 hatten damals mit dem Verkauf beauftragte Immobilienmakler den PNN erklärt, aktueller Eigentümer sei ein Investmentbanker aus Belgien, der damals mit seiner Familie in London lebte und das Haus einige Jahre zuvor gekauft hatte.

Von Stasi und KGB genutzt

Die Villa hatte schon einige Nutzer und Besitzer. 1945 beherbergte sie laut Exposé den KGB-Begleitschutz der sowjetischen Delegation während der Potsdamer Konferenz. Zu DDR-Zeiten war sie mit ihrer Lage im Grenzgebiet ein Haus der Freien Deutschen Jugend (FDJ), nach dem Mauerbau 1961 diente sie zunächst als Schulungsstätte für leitende Passkontrolleure und als Beobachtungsposten für Stasi und KGB, wenn auf der Glienicker Brücke Agenten ausgetauscht wurden. 

In den 1990-ern wurde die Villa erstmals restauriert und diente als Ausstellungs- und Veranstaltungshaus. Nach dem Verkauf durch eine Erbengemeinschaft wechselten mehrfach die Besitzer. Der letzte bekannte Bewohner war laut Exposé der arabische Militärattaché Achmed al Shaik ab 2005. Zuvor waren es das Promi-Pärchen Shawne Borer-Fielding und ihr Mann Thomas Borer, der frühere Schweizer Botschafter, die dort rauschende Partys veranstalteten. Von 2012 bis 2014 wurde die Villa noch einmal renoviert und umgebaut.

Noch eine Villa zu verkaufen 

Übrigens: Zu den wenigen größeren Immobilien, die aktuell in Potsdam zum Verkauf stehen, gehört die denkmalgeschützte Villa Rabe, ebenso in der Berliner Vorstadt. Diese wird vom Maklerbüro Dahler & Company für 4,08 Millionen Euro angeboten. Das Haus an der Ecke Manger-/ Berliner Straße bietet demnach 262 Quadratmeter Wohnfläche, die nach Erteilung einer Baugenehmigung noch erweitert werden kann. 

Zum Angebot gehört auch ein 2100 Quadratmeter großes Grundstück und eine extra Remise mit mehr als 160 Quadratmeter Platz. Ohne diese vermietete Remise ist die Villa bereits für knapp drei Millionen Euro erhältlich. Das Ensemble wurde den Angaben nach 1858 von Hofbaumeister Ernst Petzholtz erbaut und ist laut dem Maklerbüro eine der letzten unsanierten Villen in der Berliner Vorstadt. In den vergangenen Jahren waren auch solche Angebote auf dem sehr nachgefragten Potsdamer Immobilienmarkt immer seltener und damit deutlich teurer geworden.

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