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Predigt Offenheit. Die Jugendlichen sollen mit allen Fragen zu Daniel Knelsen kommen können. Gemeinsam mit ihnen möchte der Jugendpfarrer der Baptisten Antworten finden.

© Andreas Klaer

Baptisten in Potsdam: Bibelstunde mit Youtube

Daniel Knelsen ist neuer Jugendpastor der Baptistengemeinde. Religion will er auf moderne Weise lehren.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Fertige Antworten aus dem Phrasenkasten gibt es bei Daniel Knelsen nicht. Das hat sich der neue Jugendpastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde zumindest vorgenommen. Seit September ist der 25-Jährige in der Potsdamer Baptistenkirche in der Schopenhauerstraße angestellt. Sein Ziel: Einen Raum für Jugendliche und junge Erwachsene schaffen, um über Probleme, das Leben und den Glauben zu sprechen.

„Für mich ist es total spannend zu hören, welche Fragen gerade brennen und was die jungen Leute beschäftigt“, sagt Knelsen, der ursprünglich aus Hagen in Nordrhein-Westfalen stammt. Er selbst habe in seiner Heimat-Baptistengemeinde einen Jugendpastor gehabt, der bei allen Fragen zugehört hat. Das habe ihn geprägt. Der Wunsch, selbst für die Kirche zu arbeiten, reifte allerdings langsam. Zunächst schloss Knelsen die Realschule ab, hängte das Abitur später dran. „Ich wusste nicht wirklich, was ich danach machen wollte, auch ein Studium lag gedanklich noch in weiter Ferne“, erzählt er. Knelsens Vater ist Bauzeichner, deswegen absolvierte er Praktika in der Straßenplanung und stellte schnell fest: Ein Bürojob ist nichts für ihn. Also entschied er sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr, bei dem er sich teilweise in der Gemeinde und teilweise in einer Schule engagierte. „Ich habe zum Beispiel eine Theater-AG betreut, das hat total viel Spaß gemacht“, sagt er. Der Kontakt zu den jungen Menschen inspirierte ihn und die Berufsrichtung stand fest. „Ich hatte auch überlegt, Lehramt oder Soziale Arbeit zu studieren, aber für mich ist die Gemeindearbeit ein sehr wichtiger Aspekt.“ Es gebe sonst nur wenig Raum, um über Glauben zu sprechen.

Fünf Jahre studierte Knelsen an der Theologischen Hochschule in Elstal, schloss dort zunächst seinen Bachelor, dann den Master ab. Während des Studiums absolvierte er ebenfalls mehrere Praktika, sein Wunsch mit Jugendlichen zu arbeiten verstärkte sich. „Ich finde es schön, ein Gegenüber zu haben, das auch mal kritische Fragen stellt und ganz andere Sichtweisen mit reinbringt“, sagt Knelsen, deren Frau beim Cornelsen Verlag in Berlin arbeitet. In Potsdam betreut er nun als Jugendpastor drei Gruppen: Die Jungschar Potsdam ab acht Jahren, die Connection Jugend ab 13 Jahren und die jungen Erwachsenen ab 18 Jahren. Die Schwerpunkte der Gruppen sind ganz unterschiedlich und hängen auch von den Beteiligten ab, wie Knelsen erzählt. „Das sind absolut keine reinen Bibeltreffen, sondern mehr ein Zusammenkommen und Austauschen.“ Willkommen ist jeder, egal welchen Glaubens, die genauen Zeiten finden sich auf der Website der Gemeinde. Je nach Altersstufe gibt es dort gemeinsame Unternehmungen, Musizieren und Gespräche. „Die Kinder wollen viel Action, die sollen sich dann auch hier austoben“, sagt Knelsen. Bei den Jugendlichen hingegen ginge es oft um Beziehungsfragen, Freundschaften und auch Sexualität. „Ich verschließe mich keinem Thema, wir können über alles sprechen“, erklärt der Jugendpastor. Dass er auch immer eine Antwort findet, könne er zwar nicht versprechen, aber oft fänden sich gemeinsame Lösungen.

Das gilt insbesondere für Fragen zum Glauben oder auch der Bibel. Manchmal kommen junge Menschen zu ihm, die keinen Halt mehr im Gebet finden oder starke Zweifel haben. „Auch ich zweifle manchmal, das sollte man auch nicht verstecken“, stellt Knelsen klar. „Glaube ist nichts Rationales, es ist einfach Vertrauen an Dinge, die nicht immer sichtbar sind.“ Manchmal sei der Zugang dazu da und manchmal weniger. Wichtig sei, dass man nie wirklich den Halt verliere, betont der Pastor. Denn der Wunsch nach Geborgenheit und dem Gefühl des Geliebtseins spiele gerade bei Jugendlichen eine große Rolle. „Da ist es gut zu wissen, dass niemand ein Zufallsprodukt, sondern jeder von Gott gewollt und geliebt ist“, sagt Knelsen.

Um konkret über Themen aus der Bibel zu sprechen, gibt es auch die Gruppe „Teens Bible Basic“. Auch hier findet der Jugendpastor zusammen mit seinen ehrenamtlichen Mitarbeitenden immer wieder neue Ansätze, die Bibeltexte durchzugehen, etwa anhand von Youtube-Clips. „Vieles in der Bibel ist immer noch sehr aktuell“, betont er. „Nicht nur die Nächstenliebe aus der Bergpredigt, sondern auch die Aufforderung im Alten Testament, die Schöpfung zu bewahren.“ Davon ausgehend ließen sich gegenwärtige Themen wie Klimaerwärmung oder Tierschutz besprechen. Andere Bibel-Passagen, wie etwa Gesetze zum Umgang der Frauen während der Menstruation seien hingegen nicht mehr zeitgemäß.

Auch Gottesdienste organisiert Knelsen regelmäßig. Dabei wünscht er sich, dass Kinder und Jugendliche mehr eingebunden werden. Er erinnere sich dabei gerne an einen von Kollegen organisierten Kindergottesdienst zum Erntedankfest, bei dem es eine Kissenschlacht gab. „Die Jugendlichen haben sich für verschiedene Dinge bedankt, auch bei den Kissen.“ So etwas sollte zwar nicht die Regel sein, sei aber ein schöner Impuls. Überhaupt schätze er die generationsübergreifende Arbeit im Gemeindehaus. Davon könnten alle Seiten profitieren.

Zunächst befindet sich Knelsen noch in einer dreijährigen Anfangsfrist als Pastor, die von Fortbildungen und Supervision begleitet wird. Seine Stelle sei aber so angelgt, dass er wahrscheinlich auch danach in Potsdam bleiben könne. „Gerade Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit“, betont er. „Nach drei Jahren von vorne anfangen zu müssen, wäre unschön.“

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